Flug

Immer mehr Piloten werden benötigt. Der Beruf hat aber an Attraktivität verloren. Bild: Wikimedia Commons / Ralf Roletschek

Traumjob Pilot, das war einmal

Linda von Euw

Weltweit werden in den nächsten Jahren 558'000 Piloten gesucht. Für Schweizer ist der Job über den Wolken aber schon lange nicht mehr attraktiv.

Gerade erst veröffentlichte der amerikanische Flugzeugbauer Boeing eine Studie, die besagt: Bis zum Jahr 2034 sollen weltweit 38‘050 Flugzeuge ausgeliefert werden. Dementsprechend werden 558‘000 neue Piloten benötigt. Alleine je 95‘000 entfallen auf Europa und Nordamerika, weitere 226‘000 auf Asien — davon 100‘000 auf China.

Auch die Emirates ist aktuell auf der Suche nach 450 neuen Piloten. Die Golf-Airline reagiert und will bis Ende 2016 ein eigenes Pilotenzentrum fertigstellen, in dem dann jährlich 160 bis 200 Flugschüler ausgebildet werden sollen.

Die USA erwartet pilotenmässig in den nächsten Jahren ebenfalls keinen Höhenflug: Der Altersdurchschnitt von amerikanischen Piloten liegt momentan bei über 50 Jahre — viele gehen demnächst in Pension oder wandern ins Ausland ab. Gerade asiatische Airlines rekrutierten ihre Piloten mit Vorliebe im amerikanischen Markt.

Wie steht es um die Schweizer Piloten? Thomas Steffen, Mediensprecher AEROPERS - der Berufsverband des Cockpitpersonals von Swiss International Air Lines, sagt: „In Europa haben wir im Moment eher einen Piloten-Überschuss. In der Schweiz sucht aktuell die Edelweiss neue Piloten, sie sollte aber keine Probleme haben, welche zu finden.“

Denn einige Schweizer Piloten, die momentan bei der Lufthansa fliegen, würden gerne zurück in die Schweiz kommen: „Die Lufthansa bietet im Moment kaum Karrierechancen. Die Edelweiss bezahlt zwar schlechter als die Swiss, aber dafür kann man bei der Edelweiss quereinsteigen.“ Das bedeutet, dass ein bereits zum Kapitän ausgebildeter Pilot bei der Edelweiss direkt als Kapitän anfangen kann, während er bei der Swiss als Co-Pilot beginnen müsste.

Durch eine grosse Anzahl unabhängiger Schulen, die junge Leute mit falschen Versprechungen locken würden, gebe es im Moment europaweit viele arbeitslose Piloten. Das Problem: Die Pilotenanwärter müssen die Ausbildung selber bezahlen. Und diese ist nicht günstig: Bei der Swiss kostet die Pilotenschule mehr als 100‘000 Franken. Die Airline würde einen Teil dieses Betrages den Anwärtern zwar als zinsloses Darlehen vorausbezahlen – die Absolventen müssen der Swiss dann aber mindestens 72‘000 Franken zurückbezahlen. Will heissen: Ein Berufseinsteiger hat ein Jahresgehalt von 78‘000 Franken, wovon er während sechs Jahren jeden Monat 1000 Franken an den Arbeitgeber zurückzahlen muss.

Ein Berg voll Schulden

Wer eine unabhängige Schule besuche, die das Ausbildungsgeld nicht vorschiesse, sitze danach auf einem Berg von Schulden. Solche Fälle würden sich Billig-Airlines zu Nutze machen: Beim sogenannten pay for fly müssen die frisch gekürten Piloten dafür bezahlen, dass sie zum Beispiel während eines Jahres einen Airbus fliegen dürfen und so für die weitere Karriere wertvolle Flugstunden sammeln können.

Solchen Airlines entstehen weniger Kosten, während sich die jungen Piloten abrackern: „Sie fliegen dann natürlich auch krank oder wenn sie erschöpft sind, was sicherheitstechnisch ein Risiko darstellt. Ausserdem erhalten sie weder einen Lohn noch Sozialleistungen“, sagt Steffen.

Dass aber auch die Bedingungen der Swiss für Schweizer uninteressant sind, zeigt ein Blick auf die Eleven der Pilotenschule der Swiss: „80 Prozent der Schüler sind Deutsche, gefolgt von Schülern aus anderen Ländern. Schweizer haben wir vielleicht noch 10 Prozent“, erklärt Steffen.