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Kann derzeit noch am ehesten auf Badeferien-Buchungen zählen: Zypern. Bild: HO

Kommentar Absturz bei den Badeferien — es läuft nichts

Gregor Waser

Zu dieser Zeit sollten die Badeferien-Buchungen für den Sommer in den Reisebüros anziehen. Jetzt müssen es Individualreisende richten.

Es klingelt nur zweimal, die Erreichbarkeit ist derzeit so gut wie nie. Die Reisebüros wären bereit, Kundenanfragen entgegen zu nehmen.

Bern, Zürich, Chur, Bülach, Neuhausen — fünf Anrufe in Reisebüros, fünfmal die selbe Antwort: Die Familienbuchungen für den Sommer im Mittelmeer fehlen noch komplett. Gründe und Prognosen werden verschiedene genannt. Terroranschläge, Verunsicherung, Jobangst, fehlende Ideen wohin — oder: „Die Buchungen kommen dann schon noch.“

Zwar von offizieller Seite nicht in diesem Wortlaut bestätigt, erfährt man an der Zürcher Ferienmesse Fespo von Firmenvertretern: auch bei Hotelplan und Helvetic Tours lief im Januar bei den Badeferien sehr wenig. Eine Flaute erleben auch deutsche Reisebüros. Dort liegen die Buchungen gemäss TATS-Reisebüro-Spiegel um 13 Prozent zurück. In der Schweiz dürften die Rückstände höher sein. Ein Reisebüro in Bülach spricht von einer Einbusse von über 50 Prozent bei den Badeferien im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt.

Die Lähmung ist offensichtlich. Die Anschläge vom 31. Oktober (Sinai-Halbinsel), 13. November (Attentat von Paris) und 12. Januar (Istanbul) haben die Buchungslust bei Familienvätern und -müttern gestoppt. Auch kurzfristige Buchungen auf die Kanarischen Inseln sind im Winter dezent ausgefallen. Möglich, dass die Buchungslust in einigen Tagen oder Wochen wieder aufkommt, doch der Januar war schlecht.

Der kurzfristige Aktivismus von Reiseveranstaltern scheint den Markt derzeit nicht anzukurbeln. Gratis-Umbuchungsmöglichkeiten bis 30 Tage vor Abflug sind gut gemeint, sorgen aber höchstens für Mehraufwand in den Reisebüros und ein falsches Signal beim Kunden für die Zukunft.

Gleichwohl ist bei den Reisebüros nicht nur Verdruss auszumachen. Die Nachfrage bei Geschäftsreisen sei sehr gut. Ebenso die Buchungssituation für Individualreisen auf der Fernstrecke. Hier zeigt sich: das Reisebudget ist vorhanden. Die Reiselust ebenso. Doch zwischen Individualreisenden, Singles und Pärchen ohne Kinder auf der einen Seite und Familien auf der anderen Seite öffnet sich eine Schere — beim subjektiven Empfinden der Sicherheitslage und der Wahrnehmung möglicher Gefahren.