Tourismuswelt

Badeferien sind gefragt wie schon lange nicht mehr

Robert Wildi

Das Interesse an Ferienreisen übersteigt die Vorjahre deutlich. Im Trend liegen nicht nur die währungsbedingt attraktiven Destinationen in Europa.

Sie könnten ein grosses Fussballstadion füllen. 62 000 Besucher drängten sich Ende Januar in die Hallen der Messe Zürich zur Fespo. Die grösste Schweizer Ferienmesse verbuchte heuer einen Vollerfolg. Auch aus Basel, Bern und St. Gallen berichten die Messeleiter von erfreulichen Eintrittszahlen und einem verbreiteten Heisshunger auf Ferien.

Den Eindruck bestätigen die Reiseveranstalter selbst. «Wir haben einen regelrechten Ansturm erlebt», resümiert ein euphorisierter Stephan Römer, Inhaber und Geschäftsführer beim Asienspezialisten Tourasia. «Unsere Standequipen mussten wir in Zürich und Bern mit dem maximal verfügbaren Personal aufstocken.» Hoch im Kurs bei den Besuchern standen Indonesien, Burma und Japan. Auf tieferem Niveau registriert Tourasia für Reisen nach Sri Lanka und auf die Philippinen ebenfalls starke Zuwachsraten. Von einem Nachfragerückgang als Folge der Verbilligung aller Euroreiseziele nach dem Entscheid der Nationalbank, den Mindestkurs aufzuheben, spürt Römer rein gar nichts. Im Gegenteil: «Wir haben den Januar mit einem Buchungsplus um 10 Prozent gegenüber einem bereits sehr guten Vorjahr abgeschlossen.»

Höherwertige Leistungen

Auf einen soliden Reisejahrgang 2015 aspiriert auch Kurt Zürcher, Inhaber von Let’s Go Tours, dem Spezialisten für Afrika, Arabien und den Indischen Ozean. An den Ferienmessen wurde sein Team mit überdurchschnittlich vielen Anfragen zu Oman, Ostafrika, den Malediven, Seychellen und Mauritius konfrontiert. Im Trend ist auch die Kombination von Tansania mit Kenia. «Immer mehr Reisende wollen vor Ort Livezeugen der einzigartigen Migration von einer Million Gnus und Zebras werden», erklärt Zürcher. Begehrt sind auch Reisen nach Ruanda, wo Touristen exklusive Begegnungen mit Berggorillas erleben können.

Neben den Spezialisten sind auch die Reisegeneralisten optimistisch. Die Ferienlust der Kundschaft sei gross, sagt Martin Wittwer, CEO von TUI Suisse. An den Messen ist ihm aufgefallen, dass wegen dem tiefen Euro mehr Kunden als früher höherwertige Leistungen buchen. «Sei dies ein besseres Hotel oder eine gediegenere Zimmerkategorie.» Wittwer glaubt, dass der aktuelle TUI-Suisse-Eurorabatt viele Kunden dazu animiere, sich heuer etwas mehr Luxus zu gönnen.

Beliebte Sommerziele sind bei TUI Suisse unter anderem die Kanarischen und griechischen Inseln sowie die Türkei. «In europäischen Destinationen profitieren die Kunden zurzeit wechselkursbedingt von sehr tiefen Neb

Attraktive Flugtarife

Einen aktuellen Griechenland-Boom beobachtet auch Andi Restle, CEO von ITS Coop Travel. «Besonders für Kreta und Rhodos herrscht bei unserer Kundschaft ein grosser Nachholbedarf.» Für viele Badeferiendestinationen hat der Veranstalter seine Preise zuletzt um bis zu 18 Prozent gesenkt. Trotzdem laufe das Buchungsgeschäft nicht für alle Ziele wie geschmiert. «Wir sehen uns mit einer harten Konkurrenz zum Beispiel von deutschen Veranstaltern konfrontiert, die Schweizer Kunden mit Europreisen ködern», gibt Restle zu bedenken.

Bessere Zuwachsraten erzielt ITS Coop Travel daher zurzeit an Fernreisezielen wie Dominikanische Republik, Thailand oder Arabische Emirate. Dort profitieren die Kunden von sehr attraktiven Flugtarifen. «Im Kampf um Marktanteile unterbieten sich die Airlines gegenseitig mit immer neuen Promotions- und Aktionstarifen», erläutert Restle.

Hoffnung auf ein gutes Ferienjahr 2015 macht der Branche auch die Tatsache, dass sich immer mehr Kunden neben ihren Hauptferien eine «Zweitreise» gönnen, wie dies Martin Wittwer von TUI Suisse feststellt. Dass solche Zusatztrips häufig in eine Stadt führen, freut spezialisierte Anbieter wie ¬¬ Travel.ch, die Onlinereisetochter der Hotelplan-Gruppe. «Zuvorderst in der Kundengunst stehen Berlin, Barcelona und Wien», sagt CEO Inka Nobel. Stark im Kommen seien auch Kopenhagen und Dublin. Ihr fällt auf, dass Städte¬reisende öfter ein bis zwei Nächte mehr buchen als in früheren Jahren. «Andere leisten sich sogar je einen Citytrip im Frühling und Herbst.»

Der aktuelle Eurowährungsbonus von rund 15 Prozent trage zum aktuellen Boom bei. Doch auch Städte im Nicht-Euroraum wie New York laufen bei Travel.ch zurzeit gut. Kombiniert werden Citytrips oft mit Museumsbesuchen, Konzerten, kulturellen Spezialevents oder Sportveranstaltungen. Zum Beispiel in einem richtigen Fussballstadion mit über 60 000 Fans.