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Reisende zog es diesen Sommer wieder ans Mittelmeer. Im Bild: Korfu in Griechenland. Bild: adobestock

Sommerbilanz-Umfrage: «Nicht so viel anders als ein «normaler» Sommer»

Travelnews hat fünf Reisebüros zu ihrem Sommerferiengeschäft 2022 befragt. Die Bilanz fällt positiv aus. Die Kunden zog es dieses Jahr wieder an die verschiedensten Reiseziele.

Die Schweizer nutzen diesen Sommer ihre wiedergewonnene Reisefreiheit. Zwischen dem 1. Juli und dem 21. August 2022 führten die meisten Ferienflüge die Urlauber nach Mallorca. Insgesamt 477 sind es nach Auswertung der Abflugdaten auf der Internetseite des Flughafens Zürich durch die Nachrichtenagentur AWP laut Tagesanzeiger. Auf Mallorca folgen als beliebte Urlaubsregionen die Strände von Antalya, Ziele auf der iberischen Halbinsel und Portugal.

Insgesamt waren die Reiseziele der Passagiere diesen Sommer eine bunte Mischung. Bei Geo Tours waren laut Geschäftsführer Paul Gosteli der Mittelmeerraum mit Flügen ab Bern, Afrika und der Indische Ozean, Costa Rica, Mexico, USA und Kanada gefragt. Die Geschäftsführerin von webook.ch, Nathalie Sassine, berichtet von Buchungen an «die klassischen Badeferienziele Spanien, Italien, Griechenland, vorwiegend Inseln.» Stephan Stalder, der Inhaber von Take it Travel schickte seine Kunden neben Zypern und Mallorca auch nach Island, aufs spanische Festland, nach Griechenland und in die Südtürkei. Bei Helbling Reisen waren laut Birgit Sleegers, der Teamleiterin Touristik, ebenfalls der Mittelmeer Raum aber auch Skandinavien besonders nachgefragt. Unter den Langstreckenreisen gehörten die USA und Kanada zu den Topreisezielen

Mehr Last-minute-Buchungen als früher

«Viele Leute haben bereits im Mai und Juni die Sommerferien gebucht. Wir hatten aber mehr last minute als normal», sagt Paul Gosteli. Auch bei webook.ch wurden ab Frühling vorwiegend Sommer- und Herbstferien gebucht. Es gab «weniger last minute als befürchtet, die meisten wissen, dass sie früh buchen müssen», sagt Nathalie Sassine. Der Umsatz von Engel Reisen lag laut Inhaberin Andrea Engel nach Auftragseingang im Juli 2022 bei 87 Prozent im Vergleich zum Juli 2019.

«Wir haben viele Buchungen last minute erhalten, manchmal auch last second», sagt Birgit Sleegers. «Zum Teil kamen die Buchungen ein bis zwei Tage vor Abreise, da die Kunden kurzfristig noch Ferienpläne hatten.» Grundsätzlich sei es aber deutlich ruhiger gewesen als vor den Ferien, «man merkte das schöne Wetter hier in der Schweiz.»

Bei Take it Travel wird aktuell wieder mehr gebucht. «Wir hatten wenige Buchungen im Juli und bis vorletzte Woche. Das hängt einerseits mit unseren Destinationen zusammen - Ferndestinationen ziehen erst ab Mitte August wieder an - und die Mittelmeerdestinationen waren gut gebucht und entsprechend etwas teurer. Kurzfristig sind die Kunden ziemlich preissensibel und wenig flexibel», sagt Stephan Stalder.

Viele Flugplanänderungen und Überraschungen an den Destinationen

Bei Geotours empfand man die Reiseplanung «als viel einfacher, da viele Bestimmungen aufgehoben wurden. Die Leute haben wieder Vertrauen, dass die Reise durchgeführt werden kann», sagt Paul Gosteli.

Bei webook lief der Sommer sogar beinahe wie gewohnt ab. «Die befürchteten Probleme blieben weitgehend aus. Ein paar Kunden blieben stehen und mussten umgebucht werden, da Flüge sehr kurzfristig annulliert wurden. Die Umbuchungen vor den Sommerferien waren mühsam, aber die meisten gut lösbar. Alles in allem nicht so viel anders als ein «normaler» Sommer», sagt Nathalie Sassine.

Auch bei Helbling Reisen empfand man die vielen Flugplanänderungen und Flugstreichungen als grösste Herausforderungen. «Diese haben uns ganz schön auf Trab gehalten», sagt Birgit Sleegers. Doch es gab auch Überraschungen mit den Tourismuspartnern. «Nach der Rückkehr der Kunden war es spannend, die Rückmeldungen zu den Landleistungen zu hören. Manchmal bekamen wir neue Rückmeldungen zu Hotels, bei welchen wir vor Corona für Qualität und Service die Hand ins Feuer halten konnten. Zum Teil kamen jetzt komplett andere Feedbacks, gerade was den Service betrifft.»

Andrea Engel sah als grösstes Problem die negativen Schlagzeilen betreffend Reisen und des Flugchaos. «Das wird in den Medien völlig übertrieben dargestellt.» Das empfand auch Stephan Stalder so. Themen, mit denen man sich bei Take it Travel konfrontiert sah, waren daher «neben den Kapazitätsengpässen besonders die Berichterstattung in den Medien. Berichte über Streiks, Schwierigkeiten an den Flughäfen und verlorenes Gepäck haben die Kunden stark verunsichert, dazu natürlich auch die Meldungen über die annullierten Flüge von Swiss und Edelweiss.» Eine kleine Herausforderung bleibe laut Stalder die Angst vor steigenden Corona-Fallzahlen und neuen Massnahmen im Herbst.

Abgelaufene Impfzertifikate beschäftigen Kunden bei ihrer Herbstplanung

Laut Andrea Engel sei aufgrund der medialen Berichterstattung gegenwärtig auch eine gewisse Zurückhaltung bei den Herbstbuchungen spürbar. Bei Geotours habe man hingegen schon jetzt sehr viele Buchungen für September und Oktober. «Wir hoffen, dass es keine Verschärfungen gibt. Auch planen die Leute bereits grössere Reisen für 2023,» sagt Paul Gosteli.

Laut Nathalie Sassine buchen viele Kunden im Herbst mehr last minute. Das sei auch vom Wetter in der Schweiz abhängig. «Aber da vieles bereits gut gebucht ist, weil auch hier viele frühzeitig angefragt haben, erwarten wir nichts Besonderes. Was die Weltlage und die Pandemie angeht, kann man natürlich keine Vorhersage machen.»

Bei Take it Travel rechnet Stephan Stalder für September noch mit einigen Buchungen für Zypern und Mallorca. «Für Oktober wird es schon ziemlich schwierig. Hotels und auch Flüge sind gut gebucht und entsprechend müssen die Kunden das Budget erhöhen. Für Dubai und den Oman sieht es besser aus – zumindest bis zum Start der Fussball-WM in Qatar, da werden leider Hotelzimmer blockiert und die Preise erhöht. Jeder will noch etwas vom grossen Kuchen erhalten.» Auch die Anfragen in den Indischen Ozean würden wieder steigen. Hilfreich sei die erleichterte Einreise vielerorts.

Bei Helbling Reisen wird aktuell vermehrt kurzfristig noch für September und Oktober gebucht. Dabei sei für viele Kunden ihr abgelaufenes Covid-Impfzertifikat ein Thema. «Vielen ist nicht bewusst, dass interkontinental die Impfungen meist nicht ablaufen, sondern man einfach als «fully vaccinated» gilt», sagt Birgit Sleegers. «In den Köpfen schwirrt das Ablaufen der Zertifikate herum und mir scheint es, dass dies etwas zu Unsicherheiten bei den Buchungen führt. Wir hören oft die Antwort «Wir sind schon geimpft, aber unser Zertifikat ist abgelaufen». Hier müssten die Reiseberater die Kunden vermehrt aufklären, da es inzwischen viele Destinationen gibt, bei denen geimpfte Personen einfach einreisen können.

(ISR)