On The Move

Der Vorstand der TPS an der GV in Bern, von links: Marcel Gehring (Let's Go Tours), Kurt Eberhard (Co-Präsident), Michael Mettler (Helbling Reisen), Roger Geissberger (Chairman Knecht Reisegruppe), Koni Koelbl (Travel Solutions), David Léchot (Indalo Space), Sonja Laborde (Co-Präsidentin) und Thomas Althaus (Geschäftsführer). Es fehlt: Florence Inäbnit. Bild: TN

TPS bricht auf zu neuen Ufern

Reto Suter

Grosses Treffen der Schweizer Reisebranche in Bern: Knapp 60 stimmberechtigte Mitglieder kamen am Freitag im Hotel Bellevue zur zweiten Generalversammlung der TPS-Genossenschaft zusammen. Travelnews beantwortet die sechs wichtigsten Fragen rund um die GV.

Der grösste Zusammenschluss unabhängiger Reiseunternehmen in der Schweiz ist auf Kurs. Das war an der zweiten Generalversammlung der «Travel Professionals Switzerland» (TPS) deutlich zu spüren. Die Genossenschaft ist inzwischen an 214 Standorten in der ganzen Schweiz vertreten – durch 168 Genossenschaftsbetriebe und zusätzlich 46 Filialen.

Knapp 60 stimmberechtigte Mitglieder nahmen am späteren Freitagnachmittag (6. September) an der GV teil. Sie fand an einem edlen Ort statt: Die TPS hatte sich im Hotel Bellevue Palace in Bern eingemietet, nur wenige Meter vom Bundeshaus entfernt.

«Die TPS ist eine Erfolgsgeschichte, und es gibt keinen Grund, weshalb sie das nicht auch in Zukunft sein sollte», sagte Co-Präsident Kurt Eberhard, der zusammen mit Co-Präsidentin Sonja Laborde und Geschäftsführer Thomas Althaus durch die Generalversammlung führte.

Die Genossenschaft ist in vielerlei Hinsicht in Aufbruchstimmung. Davon zeugen neben dem stetigen Mitgliederwachstum mehrere innovative Projekte und ein neuer Hauptsitz. Diese sechs Fragen boten an der Generalversammlung am meisten Diskussionsstoff:

In welchem Umfang lässt sich von einer TPS-Mitgliedschaft profitieren?

Sehr stark. Geschäftsführer Thomas Althaus präsentierte an der Generalversammlung drei reale Fallbeispiele von Reisebüros mit einem Umsatz zwischen 1,5 und 6,3 Millionen Franken. Dank der Mitgliedschaft bei der TPS resultierte für sie ein Bonus zwischen 6500 und 60'000 Franken pro Jahr. «Das veranschaulicht, wie gross der Nutzen einer TPS-Mitgliedschaft ist», sagte Althaus. Weitere Vorteile, wie exklusive Veranstaltungen sowie Zugang zu Services und Informationen seien in dieser Rechnung noch nicht einmal berücksichtigt.

Wie will sich die TPS ein finanzielles Polster schaffen?

Mit höheren Jahresbeiträgen. Statt wie bisher 1000 Franken bezahlen die Mitglieder neu 1290 Franken pro Jahr. Dieser Erhöhung stimmte die Versammlung mit grosser Mehrheit zu – ein Vertrauensbeweis für Vorstand und Geschäftsstelle. «Es geht uns nicht darum, Geld anzuhäufen», erklärte Co-Präsident Eberhard. «Wir möchten mit dieser Erhöhung gewährleisten, dass die TPS finanziell auf sicheren Füssen steht und bei der nächsten Krise nicht gleich eine Entlassungswelle droht.» Die zusätzlichen Mitgliedereinnahmen bedeuten in Zahlen: Statt eines Gewinns von knapp 4000 Franken konnte die TPS fürs laufende Geschäftsjahr ein Plus von rund 46'000 Franken budgetieren.

Welches war das umstrittenste Traktandum der GV?

Grösster Aufreger war die angepeilte Lohnerhöhung für den TPS-Vorstand. Dieser beantragte der Versammlung, ihn künftig pauschal mit 4000 Franken (bisher 3000 Franken) pro Jahr zu entschädigen. Zuzüglich 70 Franken Sitzungsgeld pro Stunde für die Arbeit in den Kommissionen und einer Transportentschädigung im Gegenwert eines 1.-Klass-SBB-Tickets (Halbtax-Tarif). Das wollte Sarah Weidmann, Geschäftsführerin von Smeraldo Tours, nicht stillschweigend hinnehmen. «Alle Vorstandsmitglieder sind schon in einer Chefetage und leben nicht am Existenzminimum», sagte sie. «Mich nimmt wunder, wie ihr diese Lohnerhöhung rechtfertigt.»
Co-Präsident Kurt Eberhard entgegnete mit einem Zitat von Albert Einstein: «Was nichts kostet, ist nichts wert.» Natürlich könnten die Vorstandsmitglieder auch mit einer tieferen Entschädigung weiterhin warm essen. «Es geht uns darum, mit dieser Erhöhung mehr Anerkennung für die Vorstandsarbeit zu zeigen», so Eberhard. Denn es sei nicht einfach, gute Leute zu finden, die gewillt seien, diesen Job zu machen. «Auch bei 4000 Franken rennen uns die Vorstandsmitglieder nicht die Türe ein.» Es gab zwar einige wenige Gegenstimmen und 16 Enthaltungen (der Vorstand musste sich enthalten, weil er nicht über seine eigene Lohnerhöhung befinden durfte): Am Ende wurde die höhere Pauschale aber gutgeheissen.

Wo ist der neue Hauptsitz der TPS?

Die TPS entstand in der Gründungsphase hauptsächlich aus den zwei Vorgängerorganisationen TPA und TTS. In der Konsequenz wurden die beiden bestehenden Geschäftssitze in Kloten (TTS) und Cully/Bourg en Lavaux (TPA) beibehalten. Als juristischer Sitz wurde die Gemeinde Bourg en Lavaux eingetragen. Nun entschieden die Mitglieder, die bestehenden Büros aufzulösen und den juristischen Geschäftssitz in der für alle gut zu erreichenden Stadt Bern anzusiedeln. Dafür war aus formellen Gründen eine ausserordentliche Generalversammlung nötig. Diese fand in einer Pause der ordentlichen GV statt. Die TPS mietet sich neu an der Junkerngasse 1 in Bern ein – in der Flugbörse Pattaki von Michael Berger. Er gewährt der Genossenschaft attraktive Konditionen zur Untermiete.

Welche neuen Projekte hat die TPS auf Kurs gebracht?

Die TPS ist daran, die Incentive-Auszahlungen an ihre Mitglieder zu automatisieren. Hierzu hat sie einen Umsatztracker entwickelt. Geschäftsführer Thomas Althaus stellte ihn an der GV vor. Die Web-Applikation ermöglicht es den Mitgliedern, auf Knopfdruck jederzeit einen Überblick über ihre persönlichen Umsätze sowie über den aktuellen Stand der Incentive-Auszahlungen bei den Partnern zu erhalten. Neue Wege geht die TPS auch beim Ferienwelt-Katalog, der zuletzt im Januar mit einer Auflage von 360'000 Exemplaren erschien. In Zukunft soll es die Ferienwelt auch in einer digitalen Version geben. «Wir erstellen nicht einfach ein PDF, das an die Kundinnen und Kunden geht, sondern erarbeiten eine ausgefeilte Social-Media-Kampagne», so Althaus. Speziell kleinere und mittlere Reisebüros ohne grösseres Social-Media-Know-how sollen von diesem Angebot profitieren können. Wobei auch die Print-Version der Ferienwelt nicht verschwindet. Die Mitglieder können sich künftig zwischen dem Katalog und der Online-Kampagne entscheiden – oder beide Optionen wählen.

Was gab sonst noch zu reden?

Schwitzen musste trotz der sommerlichen Temperaturen niemand. Im Gegenteil: Die Klimaanlage im Salon Royal blies derart stark, dass viele Anwesende leicht fröstelten und ihr Jackett oder ihren Pullover während der gesamten GV anbehielten.