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Inside Vanlife: Reiseblogger und Vanlife-Anfänger der Internaut gibt Anfänger-Tipps für Campervan-Novizen. Bilder: Internaut

Sieben Tipps und Tricks für Campervan-Anfänger

Andreas Güntert

Einpacken, einsteigen, losfahren: Ja, so geht Vanlife. Noch besser geht es, wenn man sich vorher um ein paar Dinge kümmert.

Seit kurzem ist der Internaut Teil einer Community, die immer grösser wird: Die Bewegung der Menschen, die ihre Ferien, ihr halbes oder sogar ihr ganzes Leben im Campervan verbringen. Das Fachwort dazu: Vanlife.

Als stolzer Co-Besitzer eines Campingbusses gehöre ich nun auch zu diesem Trend-Völkli. Und habe mich natürlich schon vor der ersten Ausfahrt schlau gemacht zu den üblichen Belangen des Vanlife.

Wo wild campen? Wie verdunkeln?

Ich habe mich also geübt in der Kunst der Fahrzeug-Verdunklung für die Nacht, in der korrekten Anwendung der Rückfahrkamera und mich der Frage gewidmet, wo man in Europa überall wild campieren darf.

Andere Dinge habe ich erst ab ersten Nächten und ein paar hundert Vanlife-Kilometern begriffen. Wie wichtig es ist, Ordnung zu haben. Und, noch wichtiger: Was alles mit soll und darf auf den Vanlife-Trip, damit die Sache sicher, zweckmässig und vor allem spassig wird.

Hier also sieben Tipps und Tricks für Vanlife-Anfänger. Von einem Vanlife-Anfänger.

Tipp 1: Mein persönlicher analoger Assistent PAA

Das Teil gehörte zu den schlimmsten Modesünden der 90er Jahre. «Kängurubeutel» sagte man damals, oder «Hüfttasche» oder ganz profan «Bauchtasche». Im angelsächsischen Raum war das Teil als «Belt Pouch» bekannt.

Auch ich war damals mit prall gefüllter Hüftgurt-Tasche unterwegs. Vor gefühlt 25 Jahren habe ich sie vermeintlich endgültig abgestreift. Jetzt trage ich das Teil wieder. Weil es mir auf Campervan-Reise als PAA, als persönlicher analoger Assistent, unschätzbare Dienste leistet.

Immer dabei auf Camper-Tour: Mein persönlicher analoger Assistent, der Kängurubeutel, aka Fanny pack.

Im Unterschied zu früher sagt heute kein Mensch mehr «Kängurubeutel». Man sagt, modisch getaktet, «Fanny pack». Und im Gegensatz zu früher trägt man das Teil heute nicht mehr um die Hüften, sondern locker über Brust und Schulter gehängt.

Auf Campervan-Tour schätze ich den Beutel sehr. Schlüssel, Mobiltelefon, Brillen, Notizblock, Mini-Lampe – alles stets auf Mann. Känguruhbeutel, ich habe viel Schlechtes über Dich gesagt. Kannst Du mir noch einmal verzeihen?

Tipp 2: Fahren ohne Gefahren

Als besonders talentierten Autofahrer würde ich mich nicht bezeichnen. Schon gar nicht nachts. Oder wenn es nachts regnet. Oder wenn es nachts regnet und hinter mir ein Raser mächtig Druck macht.

Im Alltagsleben kann es sein, dass ich in solche Situationen gerate. Als Campervan-Fahrer soll mir das möglichst nicht passieren. Und Dir auch nicht.

Heute eher kein Beach-Wetter: Wenn Du nicht fahren magst, dann lass es sein.

Was konkret bedeutet: Fahr nicht zu lange Strecken. Mach öfter mal Pause. Und fahr schon gar nicht los, wenn Dir nicht darum zumute ist. Oder nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht.

Wenn ich die Vanlife-Charta richtig begriffen habe, dann geht es bei dieser Fortbewegungsart vor allem auch darum, sich Zeit zu nehmen. Go with the flow. Go slow. Und wenn Du nicht fahren und Dich in Gefahr begeben magst: No go.

Tipp 3: Das richtige Schuhwerk

Das Leben im Mini-Campervan folgt, soviel habe ich bald begriffen, zwei Grundregeln. Erstens: Da ist nicht viel Platz. Woraus, zweitens, folgt: Nimm nicht zu viel Krempel mit.

Was dazu geführt hat, dass ich mir vor allem bezüglich Schuhwerk einige Gedanken gemacht habe. Immerhin sind die Anforderungen hoch: Bequem soll es sein, das Schuhwerk, aber auch leicht und multifunktional. Ferner soll es Nässe abwehren, Profil aufweisen und auch bei einem überraschenden Ministertreffen einigermassen gute Figur machen.

Für Nasszelle und Strand: Siehe links. Für Multifunktion, Ministertreffen und alles andere: Siehe rechts.

Nach langem Überlegen habe ich mich bezüglich Multifunktionalität für einen Trailrunning-Turnschuh mit Goretex-Hülle entschieden. Geht zum Autofahren, Joggen, Wandern, Durchs-nasse-Gras-sneaken. Und kann, durchs kecke Camouflage-Muster, auch zum schwarzen Anzug getragen werden.

Als Sidekick dienen mir Flip-Flops. Für die Campingplatz-Nasszelle, für den Strandbesuch und für das Treffen mit dem Vizeminister. Sollten verschärfte Flusstouren auf dem Programm stehen, nehme ich statt der Flip-Flops Trekking-Sandalen mit. Noch so eine Mode-Sünde der 90er Jahre. Aber halt eben schon praktisch.

Tipp 4: Das Grosse im Kleinen ehren

Ja, man(n) soll nicht zu viel Krempel mitnehmen auf die Vanlife-Tour. Aber so ein bisschen etwas von zu Hause darf natürlich schon mit.

Zum Beispiel ein Schlückli Campari. Find ich halt schon sehr lecker. Und auch passend fürs Campen. Steht ja schon auf der Flasche drauf: Camp-ari.

Grosser Drink in der kleinen Flasche: Camp-ari.

Die Vorbereitungsarbeiten sollten einigermassen selbsterklärend sein: Man nimmt, noch zu Hause, die grosse Campari-Flasche zur Hand. Und füllt dann eine gute Menge in ein campingtaugliches Fläschli ab.

Ich nenne das Verfahren so: Das Grosse im Kleinen ehren. Wenn es besonders viel Ehr sein sollte, rate ich zu einem kleinen Camping-Ritual, das man dann und wann zu Hause aufleben lassen kann.

Ein Shot O-Saft gefällig? Campari-Ritual für die Camping-Situation.

Ich sage nicht, dass mein Ritual den Regeln der hohen Barkunst zwischen Venedig, London und Los Angeles entspricht. Aber Spass macht es halt schon.

Und selbsterklärend dürfte das Camp-ari-Ritual auch sein: In eine Spritzpistole (gern in oranger Farbe) etwas Orangensaft einfüllen. Und dann die mit Campari gefüllten Gläser aus der O-Saft-Pistole nach Bedarf mixen.

Tipp 5: Lichtverhältnisse optimieren

Viele Vanlife-Erfahrungen sind mit diffusem Licht verbunden. Man kommt heim vom abendlichen Plausch, zurück zum Camper: dunkel. Man muss nachts kurz raus: dunkel.

Es raschelt nachts draussen, und man geht naschauen: Schon wieder dunkel. Drei Situationen, ein Problem: Man hätte jetzt gerne etwas Licht.

Das ist hier zwar der männliche Teil der Vanlife-Tipps. Aber so eine Stirnlampe ist eigentlich unisex.

Es gibt für solche und alle anderen Situationen eigentlich nichts Besseres als eine Stirnlampe. Nicht umsonst gehört dieses Ding zu den sieben Tools, die ich auf jeder Reise dabei habe. Auf Campertour befindet sich dieses Teil, Du ahnst es (und kannst es sonst bei Tipp Nummer eins nachlesen) ständig bereit in meinem Fanny pack.

Wer die Lichtverhältnisse weiter optimieren will, macht übrigens bestimmt nichts falsch mit einer aufblasbaren Solarlampe, wie ich sie vor einiger Zeit in einem Reise-Gadget-Test besprochen habe.

6: Die Tools

Neben Stirnlampe und Mini-Campari-Gütterli gibt es ein paar andere Tools, die ich immer gern dabei habe auf Vanlife-Tour.

Es sind eigentlich, neben den üblichen Dingern wie Mobiltelefon, Notizblock und Lesestoff, nur gerade drei Dinge, die für mich eine Rolle spielen.

Schneiden, Trinken, Kaffee kochen: Mein Tool-Trio, hier in der Camping-Morgensonne.

Und so sieht meine famose Tool-Triole aus: Ein Werkzeug, das gleichzeitig Messer, Gabel und Löffel (MeGaLö) ist, ein portabler Espresso-Becher und eine Bialetti-Espressomaschine.

Letztere im Format für drei Tassen. Falls der Minister auch noch einen heissen Schluck braucht.

Tipp 7: Der Duft von Freiheit und Abenteuer

Wer im Campervan unterwegs ist, will den Duft von Freiheit und Abenteuer riechen. Und wer dann wieder heimkehrt, möchte diesen Duft noch lange in den Nüstern haben.

Was für mich bedeutet: Dann muss auch ein eigener Duft her. Oder anders gesagt: Man sollte vor oder während der Reise als Duschgel-DJ aktiv werden.

So riecht Lausanne Vidy Plage: Mein Duschgel-Mixtape.

Für meine erste Ausfahrt habe ich das mal in einer einfachen Version durchgespielt. Meine üblichen Duschmittel auf dem Bild im Hintergrund schwach erkennbar) habe ich (im grünen Fläschli) einen Lausanne-Mix gebaut.

Das ist natürlich erst ein bescheidener Anfang. Für die Destination Tessin könnte ich mich als Zugabe einen Tropfen Merlot vorstellen, passend zur ersten Deutschland-Reise vielleicht eine Probe Henkell trocken. Die Idee ist aber immer die gleiche: Auf der Reise vertraut werden mit einem Duft, der dann auch zu Hause Erinnerungen evozieren kann.

Das wars mit Vanlife-Tipps von der männlichen Seite. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sich dann auch noch die Internautin melden. Mit einer Reihe von Inputs, so vermute ich jetzt einmal, die sich vermehrt mit den Themenwelten Innen-Deko, Ordnung und Charme en route befassen werden.

Allen, die dem Vanlife verfallen sind oder noch verfallen werden, wünsche ich eine gute Fahrt. Und bin natürlich offen für weitere Tipps und Tricks von Menschen, die schon mehr Vanlife-Kilometer auf Tacho haben als ich.