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Mit den neuen A321neo sollen ab dem Euroairport Basel zunächst Ziele in den USA angeflogen werden: Findet das Projekt «Swiss Skies» dafür die nötigen Geldgeber? Bild: BriYYZ

Erhält die Schweiz einen eigenen Langstrecken-Lowcoster?

Offenbar läuft eine Suche nach Investoren für eine Airline, welche ab Basel Billigflüge zu Langstreckenzielen anbieten soll. Der Projektname lautet «Swiss Skies»; das geplante Geschäftsmodell bietet wenig Überraschendes.

Die «Financial Times» hat heute von vier «Industrieveteranen» berichtet, welche eine Langstrecken-Lowcost-Airline mit Sitz in der Schweiz gründen wollen. Zitiert werden zwei dieser vier Personen: Zum einen Alvaro Oliveira, ein brasilianischer Airline-Veteran, der nun in der Schweiz wohnhaft ist und als Ryanair-Pilot arbeitet, sowie Armin Bovensiepen, ein früherer Airline-Manager (und anderen Senior Vice President Sales DACH & Distribution bei Air Berlin und Chief Commercial Officer bei NIKI), der aktuell in Berlin als Management-Consultant tätig ist.

Der Plan klingt ganz klassisch: Zum einen wird auf einen einzigen Flugzeugtypen gesetzt, um Kosten zu sparen – und zwar den Airbus A321neo, welcher 190 Passagiere bis zu 7500 Kilometer weit befördern kann. Bereits im zweiten Jahr will man 16 davon haben, im vierten Jahr deren 38. Zum anderen sollen lediglich Point-to-Point-Strecken zwischen «sekundären» Flughäfen angeboten werden. Primär werden Ziele in Nordamerika angedacht, aber mittelfristig sollen ab diversen europäischen Flughäfen Ziele in der Karibik, in Asien, in Nahost und Brasilien angeflogen werden. Insgesamt sollen die operativen Kosten um 30 Prozent unter jenen von herkömmlichen Netzwerk-Carriern liegen. Und es wird auf «Unbundling» gesetzt, also auf möglichst tiefe Basistarife, wo aber jede Zusatzleistung separat zu bezahlen ist.

Es werde zum Beispiel über einen Flug Basel-Cincinnati nachgedacht: Beides Städte mit einer grossen Pharma-Industrie. Bovensiepen wird dahingehend zitiert, dass ein Netzwerk-Plan vorhanden sei, zurzeit aber noch nicht bekannt gegeben werden soll, um die Konkurrenz nicht auf den Plan zu rufen. Klar ist: Mit 7500 Kilometern Reichweite wird es ab Basel keine Flüge an die Westküste der USA oder Kanada geben, in Brasilien ist wohl höchstens Fortaleza realistisch, und in Asien eigentlich nur Vorderasien/Nordindien.

Ist der Zeitpunkt für diese Airline-Gründung wirklich optimal?

Es ist auch nichts darüber bekannt, wie der Vertrieb stattfinden soll. Low-Coster setzen aber traditionell wenig auf die Reisebranche.

Vor allem aber gibt es noch eine nicht unwesentliche Hürde, welche das Projekt namens «Swiss Skies» - einen offiziellen Namen für die geplante Airline gibt es noch nicht – nehmen muss: Es müssen 100 Millionen Dollar an Investorengeldern gesammelt werden. Wie weit man da bereits in Verhandlungen ist und mit wem, wird aus dem Artikel nicht ersichtlich. Die Frage stellt sich, ob aktuell das Klima wirklich günstig ist, um solche Investoren zu finden. Die Schweiz hat zuletzt unter der Pleite mehrerer Airlines gelitten, von Darwin über Air Berlin/Niki bis hin zu Skywork und VLM. Das heisst aber nicht, dass zwingend Bedarf da ist, um eine – finanziell risikoreiche – neue Operation ab dem Euroairport Basel zu starten.

LESER-UMFRAGE

(JCR)