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Wer dockt künftig bei Air Berlin an? Bild: TN

An Lufthansa, Condor oder Easyjet?

Air Berlin spricht derzeit mit drei Interessenten über eine Übernahme. Von der Marke Air Berlin wird wohl nicht viel übrig bleiben.

Die insolvente Air Berlin verhandelt mit drei Interessenten über eine Übernahme von Teilen ihres Geschäfts. «Neben der Deutschen Lufthansa stehen wir mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt», sagte Vorstandschef Thomas Winkelmann der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Die Gespräche liefen schon seit Wochen.

Alle Unternehmen seien «in finanzieller Hinsicht seriös, vom Volumen her ausreichend gross, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten, und hätten zudem das Interesse, weiterhin vom Standort Deutschland aus zu operieren», sagte Winkelmann. Namen wollte er nicht nennen. Alle Interessenten seien börsennotiert. Eine juristisch belastbare Vereinbarung, die den Betrieb zentraler Geschäftseinheiten und das Gros der Beschäftigten absichere, will Winkelmann der Zeitung zufolge noch im September treffen.

Übernahmegespräche drehen sich um Teile von Air Berlin und von ihrer Tochter Niki

Deutschlands zweitgrösste Fluggesellschaft hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet, weil Grossaktionär Etihad die Verluste des Unternehmens nicht mehr ausgleichen will. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert. Bei den Übernahmegesprächen geht es laut Winkelmann um Teile von Air Berlin und auch von ihrer Tochter Niki. Ausser der Lufthansa soll unter anderem Ryanair-Konkurrent Easyjet und auch Tuifly interessiert sein. Auch die Thomas-Cook-Tochter Condor hat Interesse angemeldet.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) favorisiert offensichtlich eine deutsche Lösung. Die Abwicklung der insolventen Fluglinie sei eine gute Möglichkeit für die deutsche Luftfahrt, sagte er der «Bild»-Zeitung. «Wir brauchen starke deutsche Flughäfen und Luftverkehrsunternehmen. Jetzt sollte die Chance ergriffen werden, die 140 Maschinen, Kapazitäten und Mitarbeiter von Air Berlin strategisch aufzustellen, um die Stellung der deutschen Luftverkehrswirtschaft im internationalen Markt zu stärken.»

Winkelmann zeigte sich zuversichtlich, viele der rund 8600 Arbeitsplätze retten zu können. «Ich glaube, trotz Insolvenz mein Ziel zu erreichen und einen Grossteil der Jobs zu sichern. Das kriegen wir hin», sagte er der Wochenzeitung «Die Zeit». Im Gespräch mit «Bild» und «B.Z.» sagte er aber auch: «Aus heutiger Sicht ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Marke Air Berlin verschwindet.»

Kenny Jacobs: «Die wollen Konkurrenz von Deutschland fernhalten»

Die Pläne der Lufthansa stossen weiter auch auf Gegenwind. «Air Berlin und Lufthansa sind auf vielen Flugstrecken direkte Konkurrenten», sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der Zeitung «Rheinische Post». Lufthansa müsse bei einer Übernahme «mit strengen Bedingungen und Auflagen rechnen». Dazu zähle der Verzicht auf weite Teile der begehrten Landerechte von Air Berlin.

Kritik übte der Kommissionschef auch an der Hilfe der Bundesregierung. Aussenminister Sigmar Gabriel verteidigte den Einsatz hingegen. «Wir haben einen Brückenkredit gebilligt für Air Berlin, weil sonst pro Tag 80'000 Menschen in der Urlaubszeit an Flughäfen gestanden hätten», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Das hätte die Grössenordnung einer nationalen Krise angenommen.»

Der Billigflieger Ryanair erneuerte seine schwere Kritik an dem Kredit. «Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass die Bundesregierung mit Lufthansa Hand in Hand daran arbeitet, Konkurrenz für Deutschland fernzuhalten», sagte Marketingchef Kenny Jacobs der «Bild»-Zeitung.

(AWP/TN)