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Erstmals für go2travel beim Rendez-Vous Canada, dieses Jahr in Toronto, mit dabei: Gastautor Robin Engel (l.) und Michael Bötschi. Alle Bilder: REN

Kanada: «Zuerst Auto und Hotel buchen, danach den Flug»

Robin Engel

Das erste Rendez-Vous Canada im Live-Format seit 2019 war ein grosses Wiedersehen aller Kanada-Profis. Die Nachfrage zieht wieder deutlich an, doch das bringt angesichts der weiterhin besonderen Umstände auch ganz neue Probleme mit sich.

Nach langem Warten war es letzte Woche endlich wieder so weit: Vom 24.-27. Mai ging das erste seit 2019 persönlich zu besuchende «Rendez-Vous Canada» (RVC), die wichtigste kanadische Tourismusmesse, über die Bühne. Genau genommen heisst die Plattform jetzt «RVC+» - nach der rein virtuellen Austragung im letzten Jahr wurde dieses Jahr ein hybrider Event arrangiert. Die zahlreichen Einkäufer kamen jedoch noch nicht «aus der ganzen Welt» in die Metropole der Provinz Ontario. Einzelne Länder konnten aufgrund von anhaltenden Reiserestriktionen nicht (ein)reisen und mussten somit auf virtuelle Appointments ausweichen. Teils nutzten auch lokale Supplier das Angebot der virtuellen Meetings und erschienen nicht persönlich zur Messe. Dennoch ist davon auszugehen, dass das hybride RVC+ dieses Jahr aber wohl das erste und auch letzte Mal so durchgeführt wird.

Denn die Freude am persönlichen Austausch war spürbar. Nicht nur das langersehnte Wiedersehen mit Geschäftspartnern und Mitbewerbern wurde freudig erwartet. Alle waren auch gespannt, wer nach der Pandemie wo arbeitet oder vielleicht auch gar nicht mehr im Tourismus anzutreffen ist. Hierzu darf man sagen, dass die «Schweizer Fraktion» mehrheitlich aus den üblichen Verdächtigen bestand: Seitens Hotelplan waren Bruno Jäger, Rebecca Ziegler und Valentina Gril (die Nachfolgerin von Katja Krüsi) dabei, von Knecht Reisen die neue Nordamerika-PM Anja Meier, dazu unsere «Adoptiv-Schweizer» von FTI in Dietlikon (Angela Gaza und Florian Renner, der erst letztes Jahr von Brand USA zu FTI gestossen ist). Während die grossen Veranstaltern (TUI, Kuoni/DER Touristik) seit längerem nur noch Vertreter aus Deutschland schicken, war es für mich sowie Kollege Michael Bötschi etwas spezieller als sonst: So durften wir das erste Mal unter «go2travel»-Flagge unsere eigene Firma am Rendez-Vous Canada vertreten und den Leistungsträgern und Partnern vor Ort vorstellen. Nach der erfolgreichen Teilnahme am letztjährigen IPW in Las Vegas konnten wir nun auch in Kanada die freudige Botschaft des neuen Nordamerika-Spezialisten (Travelnews berichtete) kundtun.

Generell ist zu sagen, dass es auf Seiten der Leistungsträger und Partnern vor Ort zwar die eine oder andere Veränderung gegeben hat, aber im Grossen und Ganzen noch etwa dieselben Personen mit an Bord sind. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Hotels und Lodges im ganzen Land auch während der Pandemie gut ausgelastet waren, waren doch auch die Kanadier dazu gezwungen, ihre Ferien im eigenen Land zu verbringen. Bei gut 38 Millionen Einwohnern gibt es einen guten Pool an Domestic-Touristen. Auf der Veranstalter-Seite hatte es durchaus das eine oder andere neue Gesicht mit dabei, wobei auch hier die ganz grossen Rochaden ausblieben.

Anders als bei den vorherigen Ausgaben des RVC (wir waren letztmals ja 2019 dort) war dieses Jahr «Buyer Seated» angesagt. Das heisst, jeder Einkäufer/Veranstalter bekam seinen eigenen Tisch und empfing die Anbieter/Partner bei sich, anstatt andersrum. Über Vor- und Nachteile dieses neuen Systems wurde wild diskutiert - diese Modusänderung dürfte wohl ebenfalls nur eine Ausnahme sein. Allgemein zu sagen ist, dass das RVC+ infolge der anhaltenden Pandemieprobleme ein bisschen kleiner ausfiel als sonst. Das ohnehin schon eher familiäre Rendez-Vous Canada war so eben noch etwas persönlicher, was nichts Negatives ist.

So wurde praktisch durchwegs positive Stimmung von allen Teilnehmenden vernommen. Sowohl von Veranstalterseite wie auch seitens der lokalen Agenturen und Leistungsträger vor Ort wurde die steigende Nachfrage betont. Dies widerspiegelt sich auch stark in den Verfügbarkeiten. Bereits seit einigen Wochen grenzt es an eine Herkulesaufgabe, an den neuralgischen Punkten wie Banff, Jasper oder Tofino noch ein - bezahlbares - Hotelzimmer für die bevorstehende Sommersaison zu ergattern. Ganz zu schweigen von den bereits seit geraumer Zeit vergriffenen Motorhomes & Camper der renommierten Veranstalter wie Fraserway, Canadream und Cruise Canada.

In diesem Zusammenhang sind die teils sehr günstigen Flugangebote der Airlines nicht sonderlich hilfreich. Verständlicherweise müssen diese ihre seit Ausbruch von Corona beinahe verstaubten Fluggeräte wieder füllen. Doch viele Passagiere, die ein günstiges Flug-Schnäppli gebucht haben, müssen dann enttäuscht feststellen, dass vor Ort gar nichts mehr verfügbar ist, oder nur zu saftigen Preisen.

«Die günstigen Flugtarife sind nicht besonders hilfreich.»

Man könnte sagen: So schnell Corona ins Land zog, so schnell kam nun die Nachfrage zurück. Doch dieser Effekt wird dieses Jahr noch etwas davon getrübt, dass immer noch zahlreiche Kanadier ihre Ferien im eigenen Land verbringen und dadurch die Auslastung erhöhen. Dies dürfte dann hoffentlich im nächsten Jahr wieder etwas besser werden, wobei die auf Lieferengpässe zurückzuführende Fahrzeugknappheit wohl auch kommende Saison noch ein Thema sein dürfte.

Dementsprechend waren sich alle einig: Es heisst wieder früh buchen! Zuerst den fahrbaren Untersatz und die Unterkünfte - ein passender Flug dazu sollte mit dem aktuell herrschenden Überangebot kein Problem darstellen, sofern dann auch wirklich wie geplant geflogen wird… Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Aufbruchstimmung nicht durch eine neuerliche Infektionswelle im Herbst/Winter gebremst wird. Auf jeden Fall dürfen sich die Kanada-Profis in Bezug auf das RVC aufs nächste Jahr freuen: Da wird Québec City Austragungsort sein. Für kulinarische Highlights wird in Quebec sicherlich gesorgt sein.

Aus persönlicher Sicht noch anzufügen ist, dass dieses Jahr die Tage vor und nach der Messe leider etwas knapper als üblich bemessen waren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass wir die immer noch auf Hochtouren laufende Verkaufssaison mit der bereits angelaufenen Einkaufssaison 2023 unter einen Hut bringen mussten. Zudem galt es, parallel dazu auch noch die Reiseunterlagen für die aktuellen Abreisen versandbereit zu machen, was etwas Kreativität in der Planung erforderte. Michael Bötschi flog deshalb gleich nach der Messe wieder zurück in die Schweiz. Ich wiederum zog weiter nach Florida, wo ich die Woche überbrücke, einige Partner treffe und neue Produkte inspiziere, bevor dann ab kommendem Samstag die grösste US-Reisemesse, der IPW in Orlando, auf dem Progamm steht. Es war uns aber beiden wichtig, an unserer ersten Kanada-Messe für go2travel zu Zweit vor Ort zu sein, um möglichst viele Kontakte wiederbeleben zu können und uns auch mit Mitbewerbern austauschen zu können. Die Tourismusbranche ist ja schliesslich nach wie vor wie eine grosse Familie.