«Ägypten setzt ab November auf ‹value-based pricing› bei den Unterkünften»

Herr Farag, die Quasi-Abschaffung der Risikoländerliste durch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit ist sicherlich Grund zur Freude, weil Ägypten, welches aktuell noch auf der Liste ist, demnächst also wieder quarantänefrei bereist werden kann. Wobei hier festzuhalten ist: Ägypten hat Schweizer schon seit langem wieder willkommen geheissen. Können Sie uns sagen, wie die Regeln für die Einreise nach Ägypten aktuell sind?

Die Abschaffung dieser Liste ist tatsächlich eine gute Kunde. Was die Einreise angeht: Unser «Ministry of Tourism and Antiquities» hat, entsprechend den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), klare Richtlinien für den Restart des Tourismus in Ägypten publiziert.

Aktuell gilt: Wer nach Ägypten einreist, muss einen negativen Covid-19 PCR-Test vorweisen, welcher maximal 72 Stunden vor Abflug nach Ägypten durchgeführt wurde. Wer von bzw. via London-Heathrow, Paris oder Frankfurt sowie Japan, China, Thailand, die USA, Kanada oder Südamerika einreist, kann auch einen bis zu 96 Stunden alten Test vorweisen. Es gibt Ausnahmen für Reisende, welche per Flugzeug in den wichtigsten Touristenzielen – Sharm El-Sheikh, Taba, Hurghada und Marsa Alam – einreisen. Diese dürfen den PCR-Test bei der Ankunft vornehmen. Das kostet dann jeweils 30 US-Dollar.

Um eine Überlastung des Flughafens zu verhindern, haben wir im Büro des Egyptian Tourism Promotion Board in Hurghada ein temporäres PCR- und Antigen-Testcenter eingerichtet. Hier werden die gewünschten Tests auf Wunsch von Touristen vor deren Abflug nach Hause durchgeführt. Sollte in Ägypten jemand positiv getestet werden, ist eine Quarantäne im Hotel möglich, wobei die Kosten für Unterkunft, Essen und Softdrinks bis zum Rückflug der betroffenen Person gedeckt sind.  

In diesem Zusammenhang gut zu wissen: Hygiene-Sicherheits-Zertifikate sind die Bedingung für Hotels, Ausflugsunternehmen, archäologische Stätten, Museen etc., um den Tourismus-Betrieb wieder aufnehmen und somit Gäste empfangen zu dürfen. Das Einhalten der zum Erhalt der Zertifikate auferlegten Regeln wird mittels regelmässiger Inspektionen kontrolliert und Verstösse werden mit scharfen Bussen geahndet. Sie können davon ausgehen, dass die Unterkünfte und Touristen-Sehenswürdigkeiten rigorosen und regelmässigen Desinfektions- und Reinigungsprozessen unterzogen werden.

Stichwort «Zertifikat» - die Schweiz hat ein «Covid-Zertifikat» lanciert, welches mit jenem der EU kompatibel sein wird. Wird dieses für die Einreise nach Ägypten notwendig sein?

Natürlich werden das digitale Covid-Zertifikat der EU und alle damit gegenseitig anerkannten Zertifikate während der Pandemie die sichere und freie Fortbewegung von Personen nicht nur innerhalb der EU, sondern weltweit ermöglichen.

Wechsel ist, gerade in der aktuellen Situation, eine Konstante. Wenn eine Destination weiterhin erfolgreich sein will, muss sie sich stets adaptieren können, sowohl an grosse und komplexe Änderungen als auch an kleine oder kaum wahrnehmbare Änderungen. Unser «Ministry of Tourism and Antiquities» kooperiert aktiv mit dem «Ministry of Health and Population» um Massnahmen zu entwickeln, festzulegen und zu adaptieren, welche neuen Entwicklungen wie dieser adäquat Rechnung tragen.

Was lässt sich generell zur Covid-Situation im Land sagen, auch im Hinblick auf die lokale Tourismusindustrie?

Nebst den gesundheitlichen Massnahmen hat Ägypten früh auch schon Unterstützung für die Wirtschaft und dabei natürlich auch die Tourismusbranche geboten. Zum Beispiel auch mit einer grossen Impfkampagne. Sämtliche Mitarbeitende in den ägyptischen Tourismus-Hotspots - also in Hotels, Resorts, Cafés, Restaurants, Transportunternehmen und sogar Basaren - der Verwaltungszonen Rotes Meer und Süd-Sinai haben eine Covid-Impfung erhalten. In diesen touristisch wichtigen Regionen sind die aktiven Covid-Infektionsfälle unbedeutend, um nicht zu sagen vernachlässigbar. Alle im ägyptischen Tourismussektor haben hart gearbeitet, um Touristen ein sicheres Reiseerlebnis bieten zu können.

Wie hat sich denn die Nachfrage seit der Wiedereröffnung von Ägypten überhaupt entwickelt?

In den vergangenen Monaten ist die Anzahl Touristen wieder deutlich angestiegen. In den ersten fünf Monaten von 2021 kamen bereits 2 Millionen Touristen zu uns, das sind etwa 40 Prozent des Werts von 2019. Aktuell kommen täglich rund 10'000 Personen an den Flughäfen in den Touristenstädten an. Diese haben übrigens kontinuierlich tiefe Covid-Infektionsraten verzeichnet.

Vor der Pandemie waren die deutschsprachigen Märkte unser wichtigster Quellmarkt und wir hoffen, dass dies schon bald wieder Fall ist. Die Nachfrage entwickelt sich gut und Ägypten war ja im Frühjahr eines der beliebtesten Ziele von Schweizern, wie diverse Medien - darunter auch Sie - festgehalten haben.

Was haben Sie denn nun für Erwartungen an das Sommer- und insbesondere auch das Wintergeschäft?

Covid-freie Ziele sind zuoberst auf der Wunschliste der Touristen weltweit. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu notieren, dass die ägyptischen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sich als sehr erfolgreich erwiesen haben. Die konstant wachsende Nachfrage für Reisen in unser Land bestätigt dies. Es bedeutet auch, dass die Touristen unsere verschärften Sicherheits- und Hygienemassnahmen gutheissen und diese selber respektieren. Wir sind bereit, um mit dieser grössten Gesundheitskrise der vergangenen Jahre klarzukommen. Deshalb freuen wir uns auch darauf, bald wieder eine konstanten, wachsenden Fluss an Touristen aus aller Welt begrüssen zu dürfen.

Hat sich denn das touristische Angebot aufgrund der Pandemie verändert?

Wie bereits erwähnt, müssen sich Anbieter von touristischen Dienstleistungen eng an die Vorgaben halten, welche von der ägyptischen Regierung ausgesprochen wurden. Nur wer zertifiziert ist, darf Leistungen anbieten. Grundlegende Verhaltensregeln sind das Social Distancing sowie das Tragen von Masken, ausser beim Essen/Trinken.

Ansonsten aber hat sich unser Produkt nicht grundlegend verändert. Der Nil und die jahrtausende alte ägyptische Kultur fesseln Besucher wie eh und je. Wir konnten dank der erfolgreichen Umsetzung von Sicherheitsmassnahmen bereits im April 2021 einen grossen Weltklasse-Event auf die Beine stellen, die «Mumien-Parade», anlässlich welcher 22 königliche Mumien und 17 Sarkophage vom Tahrir-Platz an ihren neuen Standort im Museum der Ägyptischen Zivilisation festlich transportiert wurden.   

Ägypten bietet aber längst weitaus mehr als nur kulturelle bzw. archäologische Angebote: Wir haben Angebote für alle Arten von touristischer Motivation, haben also Angebote in den Segmenten Leisure-Badeferien, Sport/Aktivitäten/Golf, Tauchen und Wassersport, Wellness und Therapie, Ökotourismus, Wüsten-Safaris, Religionstourismus und mehr.

Was gibt es hinsichtlich der Preisentwicklung zu sagen?

Grundsätzlich basierten die Preise bislang auf der Nachfrage sowie auf einer Konkurrenzbeobachtung, also den Preisen in anderen Reiseländern, mit welchen wir im Wettbewerb um Kunden stehen. Inzwischen haben wir uns aber entschieden, dass wir auf ein «value-based pricing» setzen wollen. Dr. Khaled El-Enany, der Vorsteher des «Ministry of Tourism and Antiquities», hat nach Rücksprache mit der «Egyptian Tourism Federation» einen Minimumpreis für Hotelaufenthalte festgelegt. Damit soll garantiert werden, dass die Servicequalität für unsere Gäste hoch ist. Diese Massnahme wird ab dem 1. November 2021 in Kraft treten.

Mehrere Airlines fliegen bereits nonstop zwischen der Schweiz und Ägypten. Gibt es Anstrengungen Ihrerseits, deren Anzahl noch zu erhöhen?

Ägypten hat temporäre Massnahmen getroffen, mit denen der Tourismus- und Luftfahrtsektor nachhaltig wiederbelebt werden sollen. Wir kooperieren mit Reiseveranstaltern und Airlines, einerseits bei der Ausarbeitung von Incentives für Endkunden als auch für Fluggesellschaften. Das aktuelle Incentiveprogramm für Fluggesellschaften wurde neulich bis Oktober 2021 verlängert. Dieses beinhaltet eine 50%-Reduktion auf Landegebühren und eine 20%-Reduktion auf Bodenabfertigungs-Gebühren. Parallel dazu wurde von Staatsseite festgelegt, dass die Jet-Fuel-Preise pro Gallone um 15 US-Cents gesenkt werden, und zwar bereits seit Mitte Januar und noch bis Ende 2021.

Vertrauen Sie auf ein automatisches «Nachfrage-Comeback» oder wird Ägypten - gerade in der Schweiz - demnächst aktiv beworben?

Wir vertrauen auf beides und sind bereits im Austausch mit vielen Tourismuspartnern. Wie Sie wissen, ist «Zusammenarbeit» integraler Teil unserer Kultur. Wir sind also dran, einen integrierten Aktionsplan für die touristische Promotion von Ägypten auf die Beine zu stellen. Wir werden unser Land in diversen Quellmärkten bewerben, und die Schweiz gehört hier auch dazu. Rund 90 Millionen Dollar sind für die Kampagne vorgesehen; im Juli sind dazu dann mehr Details bekannt.

Übrigens: Das Visum für den Besuch der touristischen Verwaltungseinheiten - South Sinai, Red Sea, Luxor und Assuan – ist nicht mehr nötig. Und wer mit EgyptAir oder Air Cairo fliegt, erhält einen 20%-Rabatt auf Tickets zu Museen oder archäologischen Stätten.

Zum Abschluss: Warum sollte man gerade jetzt Ferien in Ägypten machen?

Ägypten hat ein wunderbares Klima, mit viel Sonnenlicht, frischer Luft und genügend Platz - genau das, was die Verbreitung des Virus eindämmt. Der «World Travel and Tourism Council» (WTTC) hat Ägypten seinen «Safe Travel Stamp» verliehen, welcher Reiseziele weltweit auszeichnet, welche Gesundheits- und Hygieneprotokolle nach WTTC-Vorgaben erfolgreich umgesetzt haben.

Ansonsten bauen wir auf unsere klassischen Attraktionen: Jahrtausende alte Geschichte, lebhafte Souks, der majestätische Nil, sonnenverwöhnte Strände, unglaubliche Naturschätze im Meer, Spassmöglichkeiten für die ganze Familie und zahllose Abenteuer. Dazu sind die Preise sehr moderat. Schaffen Sie sich jetzt bei uns Erinnerungen fürs Leben...