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Eignet sich ChatGPT als Reiseplaner?
Marilin LeuthardDer «chat generative pre-trained transformer», kurz ChatGPT, ist ein Chatbot, der künstliche Intelligenz einsetzt, um mit Nutzern über textbasierte Nachrichten und Bilder zu kommunizieren. Vom US-Unternehmen «OpenAI» entwickelt und im November 2022 veröffentlicht, hatten sich bereits nach fünf Tagen rund eine Million Nutzer bei dem Dienst angemeldet. ChatGPT kann in vielen Bereichen als Unterstützung dienen, wie etwa beim Verfassen eines Textes.
Aber kann man auf ChatGPT vertrauen, wenn es um das Planen einer Reise geht?
Der Chatbot hat für Travelnews eine Fahrt mit einem Mietauto von Santiago de Chile in die peruanische Hauptstadt Lima geplant. Wir haben den KI basierten Dienst alles mögliche zur Reise gefragt: Von der zeitlichen Planung, über das Budget, bis hin zu Sehenswürdigkeiten, Geheimtipps und kulturellen Sitten, die es zu beachten gilt.
Doch was taugen diese Antworten, die wir vom Chatbot erhalten haben? Wir haben das einen versierten Südamerika-Experten gefragt. Reto Kindlimann, Geschäftsführer von Brasa Reisen, hat sich die Antworten näher angeschaut und überprüft. Folgendes hat sich dabei herauskristallisiert:
Grenzübertritt nicht möglich
Dem Zeitplan von ChatGPT zufolge, soll am neunten Tag der Grenzübertritt nach Peru erfolgen. Der Dienst ignoriert an dieser Stelle, dass man mit einem Mietwagen gar nicht über die Grenze von Chile nach Peru fahren darf, stellt Kindlimann fest. Jedenfalls ist dem Lateinamerika-Spezialisten kein Anbieter bekannt, der das erlaubt. Und wenn, dann sind extrem hohe Einweggebühren zu erwarten.
«Die Kommunikation mit ChatGPT ist schon verblüffend, man fühlt sich gut verstanden und gut beraten. Das ist jedoch recht trügerisch», sagt Kindlimann zur Reiseberatung von ChatGPT.
Unrealistische Zeitplanung
ChatGPT geht nur bedingt darauf ein, dass wir gerne Sehenswürdigkeiten besichtigen würden auf dem Weg. Die Tage 10, 11 und 12 sind unrealistisch geplant. Es besteht praktisch keine Zeit für die vorgeschlagenen Besichtigungen, da die geplante Fahrzeit dies kaum zulässt.
Ebenso im Dunkeln lässt uns der Dienst mit dem Geheimtipp des Colca Canyon. Es wird nicht erwähnt, dass man dafür mindestens zwei bis drei Tage einrechnen und ein Pass von über 4000 Meter über Meer passieren muss. An dieser Stelle wäre es wichtig zu wissen, dass dies nicht einfach ein spontaner Ausflug auf dem Weg ist, sondern einiges an Vorbereitung verlangt. Nicht jedes Fahrzeug ist für diese Fahrt geeignet.
ChatGPT: Ja oder nein? Ein Fazit.
Trotz der Falschinformation betont Kindlimann, dass ChatGPT als Informationsquelle durchaus wertvoll sein kann. Solange man nicht direkt über den Dienst Reisen buchen kann, dient dieser ja nur als weitere Informationsquelle neben Diensten wie Google, Reiseblogs und Reiseführern. Möglicherweise kommen die Kunden nun noch informierter ins Reisebüro, wo dann einiges relativiert und optimiert werden kann.
Dennoch, Reiseberichte von «echten» Menschen sind viel realistischer und beruhen auf Erfahrung, welche ChatGPT nicht bieten kann. Die Buchungen werden schlussendlich noch immer über die dafür vorgesehenen Dienste getätigt.
Wissen geht nur bis 2022
Zudem sollte beachtet werden, dass der Dienst zwar immer verbessert wird, seine aktuellsten Informationen aber aus dem Januar 2022 stammen. So erhält man beispielsweise auf die Frage, ob man die aktuellen Reisehinweise für Peru erhalten kann, folgende Antwort: «Entschuldigung, aber ich habe keinen direkten Zugriff auf aktuelle Informationen, einschliesslich der neuesten Reisehinweise für Peru oder andere Länder. Meine Datenbank wurde zuletzt im Januar 2022 aktualisiert.»
Für die Planung unserer Reise haben wir die kostenlose Version ChatGPT-3.5 verwendet. Es existiert bereits eine neuere Version, welche aber nur gegen einen monatlichen Betrag von rund 18 Franken genutzt werden kann. Während die Basisversion nur auf vorab trainierte Daten zugreift, soll ChatGPT Plus bald aktuelle Informationen aus dem Web abrufen können.
Der gesamte Austausch mit dem Chatbot kann hier nachgelesen werden.