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Der Lej Suot bei Silvaplana lädt bei Vollmond zum Eistanz. Bild: Andrea Gaffuri

Jetzt lockt das Schwarzeis

Schlittschuhlaufen auf Schwarzeis ist ein unvergessliches Erlebnis. Zurzeit ist das auf dem Lej Suot bei Silvaplana und dem Silsersee möglich – und dies bei Vollmond.

Wenn es über längere Zeit klirrend kalt ist und Frau Holle auf sich warten lässt, kommt es zu einem faszinierenden Naturphänomen: Viele Gewässer gefrieren so klar, dass sich der dunkle Seegrund darin spiegelt.

Schlittschuhlaufen auf Schwarzeis, das unter den Kufen geheimnisvoll knackt, ist ein unvergessliches Erlebnis. Setzt Schneefall ein, ist das Vergnügen oft schnell vorbei – das Eis wird unter der isolierenden weissen Schicht brüchig.

Möglich ist Schlittschuhlaufen auf Naturseen vor allem in den höher gelegenen Regionen der Alpen und im Jura. Aber Vorsicht: Nur, wenn die Eisschicht genügend dick ist, ist sie sicher. Informieren Sie sich vor dem Betreten stets, ob die Eisfläche auch wirklich hält. So oder so, erfolgt das Betreten auf eigene Gefahr.

Der Lej Suot im Engadin lädt dank ausreichend dicker Eisschicht an diesem Wochenende zum Schlittschuhlaufen auf Schwarzeis – und wohl noch mehrere Tage lang. Der See befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Silvaplana (GR). Beim Alten Eisplatz (Bootshaus) werden Schlittschuhe vermietet, tagsüber gibt es Getränke und Würste. Es gibt keine Parkplätze am Lej Suot. Am besten parkiert man in Silvaplana im Parkhaus Muterots oder bei der Surlej Brücke.

Und auch der nahgelegene Silsersee kann auf eigene Gefahr befahren werden, wie dieses aktuelle Video eindrücklich zeigt:

Hier eine Auswahl an weiteren Seen, bei denen das Phänomen in den letzten Jahren mehrmals auftrat.

Lago Bianco, Lago Nero: Wo sich Gletscher spiegeln

Der Lago Bianco befindet sich auf dem Berninapass, 2234 Metern über Meer. Der Stausee ist bekannt für seine gute Eisqualität: Nicht nur die fantastische Gletscherwelt spiegelt sich auf dem transparenten Schwarzeis. Mit etwas Glück erspähen Besucher sogar Fische. Weniger bekannt ist der Lago Nero unterhalb der Staumauer (romanisch: Lej Nair). Je nach Wetterlage lässt es sich hier in herrlicher Stille Runden drehen. Während der Lago Bianco mit milchig-weissem Gletscherwasser gespeist wird, bezieht sein kleinerer Nachbar sein tiefblaues Wasser aus klaren Gebirgsbächen. Dass sich auf dem Lago Bianco Schwarzeis bildet, kommt allerdings nur alle paar Jahre vor.

Flüela Schwarzsee: Der Himmel zum Greifen nah

Noch etwas höher gelegen, 2383 Meter über Meer, befindet sich der Schwarzsee auf dem Flüelapass. «Schwarzseegfrörni» nennen es die Einheimischen, wenn der See im Hochgebirge spiegelglatt gefriert und Schlittschuhlaufen offiziell erlaubt ist. 2015 war das Timing der Natur perfekt und Pirouetten drehen war sogar am Weihnachtstag möglich – bei Vollmond!

Lac Noir/Schwarzsee: Im Land der Sagen

Umrahmt von schroffen Kalkfelsen liegt der Fribourger Schwarzsee. Der Sage nach soll sein Wasser schwarz sein, weil ein Riese damit seine Füsse wusch. Während im Sommer Heilbadende auf ihre Kosten kommen, lädt der schwefelhaltige See im Winter zum Schlittschuhlaufen und Eisstockschiessen. Zwei Kilometer entfernt befinden sich zudem die «Eispaläste», eine begehbare Märchenwelt aus Eis und Licht.

Oeschinensee: Der Medienstar

Sogar «The Wallstreet Journal» berichtete vom Oeschinensee, auf dem das Eislaufen 2015 zum ersten Mal nach 19 Jahren wieder möglich war. Seither sind «schlöfle» und Eisfischen im Schatten der Blüemlisalp schon fast Programm: Im Winter 2018/19 konnte das Schwarzeis zum vierten Mal in Folge freigegeben werden. Der Besuch lohnt sich: Die eindrückliche Alpenkulisse gehört nicht umsonst zum Unesco-Welterbe.

Champex-Lac: Kulisse wie in Kanada

Dichte Tannenwälder, Holzchalets und majestätische Berggipfel: Champex ist Hauptetappe der Mont-Blanc-Route und gilt als einer der schönsten Walliser Ferienorte. Spätestens beim Hockey spielen auf dem zugefrorenen Bergsee ist jedem Besucher klar, weshalb die Gegend «Klein Kanada der Schweiz» genannt wird.

Lac de Joux, Lac Ter: Riesige Natureisbahn

Der Lac de Joux im Waadtland gefriert in regelmässigen Abständen vollständig zu. Ob sportlich auf Kufen oder gemütlich zu Fuss: Bei idealen Bedingungen lockt die 9,5 km2 grosse Freilufteisbahn Tausende aufs Glatteis. Wer Hunger oder Durst hat, macht an einem der Stände am Seeufer Halt. Familien mit Kindern bevorzugen oft den kleineren Nachbarsee Lac Ter wegen seiner überschaubareren Eisfläche.

Lac de Taillères: Sibirien der Schweiz

In der Nähe von La-Chaux-de-Fonds befindet sich eine der kältesten Gegenden der Schweiz: Das Hochtal La Brévine wird oft im gleichen Atemzug mit Sibirien genannt. Bei bis zu 40 Grad unter Null gefriert der zweitgrösste See im Kanton Neuenburg schnell. Skaten erfolgt auf eigene Gefahr: Es gibt lediglich eine inoffizielle Eismessung von «Siberia Sports», welcher bei entsprechenden Bedingungen mit einem Schlittschuhverleih vor Ort ist.

Klöntalersee: Wie ein Fjord

Bei einer Kältewelle lohnt sich auch ein Blick auf den Klöntalersee, der ähnlich einem Fjord zwischen fast senkrechten Glarner Bergen liegt. Obwohl der See nur 848 Meter über Meer liegt, gefriert er wegen der geringen Sonneneinstrahlung relativ schnell. Durchschnittlich alle fünf Jahre ist die Eisdecke so dick, so dass ein Teil des Sees für Eisprinzessinnen und Eisprinzen befahrbar ist. Im Winter wirkt die mystische Landschaft beinahe surreal.

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