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Run nach Mallorca im Sommer 2016. Bild: GW

«Mallorca geht bei uns durch die Decke»

Die Einbrüche in Tunesien, Ägypten und der Türkei machen die Veranstalter im westlichen Mittelmeer wett. Doch was passiert, wenn die spanischen Betten voll sind?

Das neue Jahr ist zwei Monate alt. Ein Grossteil der Badeferien-Buchungen müsste im Kasten sein. travelnews.ch hat die Schweizer Reiseveranstalter nach dem aktuellen Befinden gefragt. Gibt es Anzeichen einer Erholung in Tunesien, Ägypten und der Türkei? Welche Massnahmen sind geplant?

«Nach der Zurückhaltung der Kunden bis Mitte Januar erholen sich die Buchungszahlen», sagt Kuoni-Schweiz-Chef Marcel Bürgin. «Die Nachfrage nach Tunesien, Ägypten und die Türkei ist noch zurückhaltend. Dafür zeichnen sich steigende Buchungszahlen in den Regionen des westlichen Mittelmeers ab. Mit Abstand am meisten Reservationen verzeichnen wir zurzeit für Mallorca, dahinter folgen Gran Canaria, Teneriffa, Kreta, Portugal und Italien.» Beliebt seien zudem die USA, die Malediven und Kroatien.

Andi Restle, Geschäftsführer von ITS Coop Travel, sagt: „Die Türkei liegt bei uns 50 Prozent im Minus gegenüber einem bereits schlechten Vorjahr. Es fehlen uns auch Buchungen nach Kos. Kreta und Rhodos liegen dafür im Plus.“ Tunesien und Ägypten lägen aber ziemlich am Boden. Umgekehrt siehts bei ITS Coop im Westen aus: „Mallorca geht bei uns durch die Decke, da liegen wir 40 Prozent im Plus. Auch die Kanaren und Ibiza laufen gut, ebenso Portugal“. Und auf den Langstrecken punktet ITS derzeit mit Punta Cana und den Malediven.

Eine Trendwende in Ägypten ortet Sibylle Bloch, Managing Director Product der FTI Touristik AG: „Ägypten kommt bei unseren Kunden wieder stärker ins Bewusstsein, was wir an den steigenden Buchungseingängen sehen. Unser aktuelles Flugprogramm nach Hurghada und Marsa Alam behalten wir daher bei.“ Bei FTI können besonders Familien von neuen Angeboten am Roten Meer profitieren: Kinder, die im Zimmer der Eltern schlafen, erhalten bis zu 100 Prozent Ermässigung auf den Übernachtungspreis. Wer als Single reist, für den gibt es reduzierte Einzelzimmerzuschläge oder Doppelzimmer ohne Aufschlag bei Alleinbelegung. 18 Hotels in Hurghada und Marsa Alam nehmen an der FTI-Aktion teil.

Hotelplan-Sprecherin Prisca Huguenin sagt: „Die Destinationen Türkei, Tunesien und Ägypten leiden. Spanien, Italien, Südfrankreich, Kroatien, die griechischen Inseln Kreta, Zakynthos und Korfu und speziell Zypern haben hingegen markant zugenommen.“ Für Kroatien hätten sich die Buchungen gar verdreifacht. Beliebt seien auch Schiffsreisen und die skandinavischen Länder. Im Langstreckenbereich erwähnt Prisca Huguenin Mauritius, Kuba und die Dominikanische Republik als jene Ziele, die gut laufen. Rückgänge zeichnen sich bei Kos und Rhodos ab.

TUI-Suisse-Sprecherin Bianca Schmidt sagt zur Sommersaison 2016: „Tunesien, Ägypten und die Türkei leiden unter den geopolitischen Ereignissen. Spanien, Griechenland, Italien und Portugal sind aber sehr beliebt.“ Massnahmen seien keine besonderen geplant für die Destinationen, die nicht gut laufen. Aber für Menorca hat sich TUI Suisse etwa spezielles einfallen lassen: Schaltjahr-Preise. Wer nächsten Montag, am 29. Februar eine Reise nach Menorca bucht, erhält bis zu 44 Prozent Rabatt.

Auf allfällige Massnahmen angesprochen, sagt Prisca Huguenin: „Wir haben bereits im Dezember 2015 unsere Vollcharter nach Sharm el-Sheik und Hurghada annulliert und die Kapazitäten für die Türkei und Tunesien bereits für die Sommer-Saison-Planung gegenüber Vorjahr etwas reduziert.“

Marcel Bürgin zeigt sich bereit, etwaige Werbemassnahmen kurzfristig umzusetzen: „Wir sind im Verbund mit der DER Touristik sehr gut aufgestellt. Zugute kommt uns neu der Zugriff auf das Portfolio der DER Touristik und die damit verbundene Vergrösserung des Angebots. Im Bereich der Badeferien mit Helvetic Tours konnten wir unser Produkteportfolio verfünffachen. Zudem profitieren die Kunden von günstigeren Preisen als im Vorjahr.“

Vorerst gespannt, wie sich die Flüchtlingsthematik weiterentwickelt, zeigt sich Ande Restle. „Vielleicht werde sich Kos, die Südtürkei und Tunesien auf den Herbst hin erholen, vorerst bin ich aber skeptisch“. Dass der Boom Richtung westliches Mittelmeer nicht ewig andauern kann, bestätigt auch Restle. Es bleibe spannend zu verfolgen, was passiert, wenn die Balearen und Kanaren ausgebucht seien. Werden dann die bisher gebeutelten Destinationen doch noch berücksichtigt?

(GWA)