Reiseanbieter

"Man kann sich ja nicht alles gefallen lassen"

Gregor Waser

Stephan Stalder, der Inhaber von Take it Travel in Root, über mögliche Folgen der GDS-Gebühr für Reisebüros und die Swiss.

Herr Stalder, nächsten Dienstag führt die Lufthansa-Gruppe die GDS-Gebühr ein — 16 Franken pro Buchung über ein Global Distribution System. Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie für Reisebüros?

Stephan Stalder: Wir werden gefordert sein, die Gebühr zu erklären. Gleichzeitig gilt es, den Kunden darauf zu sensibilisieren, dass die Airlines alles unternehmen, die Datenhoheit zu erlangen, um personalisierte Angebote gestalten zu können. Im ersten Moment dürfte sich der Kunde dabei umworben fühlen. Doch mit der Zeit wird sich zeigen, dass er nicht unbedingt das beste Angebot erhält — wir kennen den Trick von Online-Diensten —, sondern ein auf ihn zugeschnittenes. Aber grundsätzlich glaube ich, dass Kunden, die heute im Reisebüro buchen, auch künftig ins Reisebüro gehen, trotz der Gebühr.

Haben Sie als Reisebüro Massnahmen geplant?

Ursprünglich wollte ich den radikalen Weg gehen und im September überhaupt keine Tickets der Lufthansa-Gruppe verkaufen. Doch die Lösung von Hotelplan-Chef Kurt Eberhard, eine zusätzliche administrative Gebühr auszuweisen, überzeugt mich. Wir werden in unseren Katalogen — wir sind zu 80 Prozent Touroperator und 20 Prozent Retailer — bei Destinationen wie Arabien oder Mallorca komplett auf die Ausschreibung von Swiss und Lufthansa verzichten. In der aktuellen Situation noch Werbung zu machen, geht nicht. Man kann sich ja nicht alles gefallen lassen. Und wenn es wieder zu einer Partnerschaft kommt, können wir diesen Punkt nochmals anschauen.

Welche Überlegungen vermuten Sie bei der Strategie der LH-Gruppe?

Ich verstehe es nicht, was sie bezwecken will. Die Einführung der Gebühr ist ein Schuss ins Knie. Wenn wir als Reisebüro zwei gleiche Airline-Angebote vorliegen haben, spielt letztlich auch die Sympathie für die Wahl eine wichtige Rolle. Diese Sympathie hat die LH-Gruppe verspielt. Erstaunlicherweise geht Easy Jet genau den umgekehrten Weg — zusätzliche Tarife im GDS und Bündelung der Tarife mit Gepäck und Sitzplatz.