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120 Mitarbeitende, bald schon 100 Millionen Euro Umsatz: Worldia will weiter wachsen und setzt hierbei unter anderem auf die Schweiz. Bild: Worldia

Worldia sucht in der Schweiz nach Agentur-Partnern

Jean-Claude Raemy

Worldia ist ein französischer Online-Reiseveranstalter, welcher massgeschneiderte Individualreisen auf Knopfdruck bietet - und ein B2B2C-Modell verfolgt. Nun will Worldia verstärkt Fuss in der Schweiz fassen. Travelnews hat sich hierzu mit Jonathan Boiria (Head of International Business Development, Worldia) unterhalten.

Kennen Sie Worldia? Wenn Sie ein Reiseunternehmen führen, sollten Sie jetzt unbedingt weiterlesen. Bei Worldia handelt es sich um eine Plattform, welche sämtliche Bausteine einer Individualreise bietet und dynamisch paketieren lässt. Die Firma wurde 2013 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Paris; seit 2017 ist sie auch auf dem deutschen Markt unterwegs und verfügt dort über eine eigene GmbH in Berlin, welche unter Leitung des Mitgründers Erwann Corre (früher bei TUI France und Smartbox tätig) ist. Und jetzt schielt Worldia auf die Schweiz.

Aktuell verfügt Worldia in der Schweiz nur über eine Kooperation mit TUI in der Romandie, doch das soll sich bald ändern: Worldia will Vollgaz geben ! In Deutschland ist Worldia bereits mit unterschiedlichsten Akteuren am Arbeiten, etwa mit den Ketten Galeria Reisen und Ullmann Reisen. In Frankreich ist Worldia sogar schon eines der führenden Reiseunternehmen. Insgesamt arbeitet Worldia in Frankreich, Deutschland und Belgien derzeit mit 4500 Agenturen zusammen. In der Schweiz hat man erst einmal die Fühler ausgestreckt, nun soll der Markteinstieg ernsthaft erfolgen.

An dieser Stelle ist wichtig hervorzuheben, dass Worldia zwar aus der Erkenntnis entstand, dass Reisende ihre Ferien selber im Netz zusammenstellen wollen, der Approach also B2C war, jedoch wurde ab 2016 auch stark mit Thomas Cook gearbeitet, welche eine solche Technologie für eigene Zwecke benötigte und bei Worldia anklopfte - woraufhin die Strategie zu einem B2B2C umgewandelt wurde. Hier unterscheidet sich Worldia laut Jonathan Boiria (Head Of International Business Development, Worldia) vom französischen Mitbewerber Evaneos, welcher zwischengeschaltete Unternehmen weglässt, also vertriebsseitig voll auf B2C setze. Wie Boiria gegenüber Travelnews ausführt, will man bei Worldia aber ganz klar Agenturen ansprechen - diese erhalten für die Vermittlung von Reisen über die Worldia-Plattform, die man als «Whitelabel-Plattform» anbinden kann, denn auch Kommissionen, welche je nach Baustein variieren. Wobei die Reisevermittler die Margen individuell anpassen können.

Im nachfolgenden Video erklärt Lisa-Marie Gerbens von Worldia Deutschland den Reisebüro-Agenten, wie mit Worldia gearbeitet werden kann (Text geht unter dem Video weiter).

«Worldia hat während der Covid-Flaute stark in die Technologie investiert», erklärt Boiria und setzt gleich zu einer Präsentation an. Der Blick auf die Worldia-Plattform zeigt, dass die Benutzeroberfläche sehr User-freundlich ist. Beim Einstieg kann man aus 80 verschiedenen Destinationen auswählen, je nach Kundenwunsch, oder sich auch einfach inspirieren lassen in einem Bereich, in welchem Promis, Influencer und auch andere Reiseunternehmer ihre persönlichen Tipps feilbieten. Hat man sich für eine Destination entschieden, lassen sich dort diverse Reisevorschläge freischalten. Der Clou: Man kann eingangs eine Flugabfrage starten; die Live-Abfrage (nicht über Cache) bietet eine enorme Auswahl inklusive Low-Cost-Carriern und passt das Flugdatum automatisch an, falls im Verlauf des Buchungsprozesses beispielsweise ein Reisetag hinzugefügt oder abgezogen wird. Weitere Elemente der Reise können per Mausclick in den Reiseplan addiert oder auch wieder gelöscht werden. Bei den Hotels lässt sich die Auswahl bei der Abfrage mittels Filtern eingrenzen bzw. eine bestimmte Sternekategorie per Default einstellen.

Der Content wird aus diversen Bettenbanken bezogen, teils auch direkt über Leistungsanbieter. So sind nebst den Flügen auch Hotels, Mietwagen, Fähren (z.B. in Griechenland), Event- und Ausflugsticket und teils gar Restaurants buchbar. Der Kunde wünscht etwas Besonderes? Einfach bei Worldia melden; das Worldia-Team kann einen gewünschten Baustein auch manuell dem Reisearrangement hinzufügen. Auch überraschende Goodies lassen sich einfach buchen - bei einem USA-Arrangement beispielsweise ein jeweils passender CityPass. Und natürlich sind auch zeitgemäss spezifische Covid19-Informationen je Destination integriert; diese werden von Worldia selber eingepflegt.

Auch für Sicherheit ist gesorgt. Worldia fungiert immer als Veranstalter und garantiert die Reisen wie auch die Kundengelder über einen eigenen Garantiefonds. Darüber hinaus kann der Käufer jeweils bis zu 14 Tage vor Abreise kostenfrei stornieren, sofern man sich für die «Full Flex Option» entschieden hat. Gibt es ein Problem auf Seiten der Leistungsträger, garantiert Worldia für eine Alternative oder allenfalls eine volle Rückerstattung.

Endkunden nicht im Fokus

Boiria räumt ein, dass natürlich auch Endkunden die Plattform nutzen können. Allerdings wird keine Werbung bei Endkonsumenten gemacht; die B2C-Seite gelte eher als «Labor» bzw. Testseite für neue Funktionalitäten, die den Reisebüro-Agenten dann zur Verfügung gestellt werden. Worldia versteht sich nämlich primär als Plattform, welche modernen Reisebüro-Agenten den Job erleichtern soll. Dank der direkten Anbindung kann man Reisewünsche flexibel und stets «live» anpassen und erhält immer den aktuellen Preis - das ist übrigens auch bereits in Schweizer Franken möglich. Ist die Reise festgelegt, kann eine Offerte bzw. Buchung ganz einfach direkt als E-Mail an den Kunden gesendet werden.

«Wir befähigen unsere Partner, gemeinsam mit ihren Kunden personalisierte Reisepläne zu erstellen», erklärt Boiria. In diesen Ansatz investieren die Firmengründer, welche teils von TUI France und teils aus der Tech-Industrie stammen, sowie deren Worldia-Teams ihre Ressourcen und Mittel. Auch wenn theoretisch alles selber angeklickt werden kann, brauche es immer noch Beratung und Dienstleistung, gerade bei individualisierten Pauschalreisen. Die Rechnung geht auf: Aktuell erwirtschaftet Worldia bereits rund 95 Prozent des Gesamtumsatzes über Reisebüros. Und da sprechen wir nicht von Peanuts: Worldia beschäftigt insgesamt bereits 120 Mitarbeitende und erwartet, bereits im Jahr 2023 die Schallmauer der 100 Millionen Euro Umsatz zu durchbrechen.

Gut zu wissen: Wer mit Worldia zusammen arbeitet, bezahlt keine Vorabgebühren oder Einrichtungskosten; die Plattform kann wie erwähnt «Whitelabel» sein, also auf das Branding der Vertriebsstelle angepasst werden. Wer sich für eine Kooperation mit Worldia interessiert, kann jetzt direkt mit Jonathan Boiria unter jboiria@worldia.com Kontakt aufnehmen.