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Smog ist ein Problem vieler Grossstädte wie hier Los Angeles - doch die übelste Luft findet man in Indien. Bild: Fotolia

Wenn die Stadtluft übler ist als das Räucherstübli am Flughafen

Jährlich sterben 3,3 Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Luftverschmutzung. Wer sind die grössten Sünder?

Das Magazin «Nature» hat jüngst im Rahmen einer grossen Studie dargelegt, dass jährlich rund 3,3 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung sterben – insbesondere in Grossstädten. Das sind mehr Opfer, als Malaria und AIDS zusammen fordern. Laut der Studie könnte sich diese Zahl bis 2050 sogar noch verdoppeln.

Ursachen für die schlechte Luft gibt es viele: Nebst den Kaminen der Schwerindustrie und den Abgasen von Verkehrsmitteln sind es primär die private Verbrennung von Kohle und Holz für Beheizung und fürs Kochen, sowie landwirtschaftliche Emissionen.

Aus Sicht des Reisebranche ist schlechte Luft natürlich alles andere als verkaufsfördernd. Wer sind die übelsten Sünder? Oder anders gefragt: in welchen Städten ist die Lufter am schlechtesten?

Indien ist übler als China dran

Die Resultate einer weiteren breit angelegten Studie, dieses Mal von der Weltgesundheitsorganisation WHO, zeigen sowohl ein düsteres als auch ein überraschendes Bild. Medial hört man zurzeit sehr viel von den Smog-Problemen in China – zuletzt hat die chinesische Gesundheitsbehörde den Einwohnern von Peking sogar empfohlen, wenn immer möglich zuhause zu bleiben. Doch bei der Untersuchung von 3000 Städten in 103 Ländern über einen Zeitraum von sieben Jahren war China bei Weitem nicht das Land mit den meisten schlimm betroffenen Städten.

Am schlimmsten ist die Luft eindeutig in Indien. Gemessen am besonders gesundheitsgefährdenden Feinstaub (PM2,5) hat Delhi weltweit die schmutzigste Luft, zumindest unter jenen Städten, welche ein Luft-Monitoring betreiben. Wir sprechen hier natürlich von Schnittwerten; die Luftbelastung ist variabel und zahlreiche Städte, vor allem solche in afrikanischen Ländern, wurden in der Studie nicht berücksichtigt, da es dort kein Monitoring gibt. So oder so sind die Befunde der WHO alarmierend. Zur Erinnerung: Der höchste von der WHO festgelegte «tolerierbare», also nicht direkt gesundheitsgefährdende, Feinstaubwert im Jahresdruchschnitt liegt bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3).

Jahresdurchschnittswerte Feinstaub (PM2,5)

  • Delhi              122 µg/m3
  • Lucknow        113 µg/m3
  • Agra              105 µg/m3
  • Jaipur            100 µg/m3
  • Peking             85 µg/m3
  • Karachi            88 µg/m3
  • Mumbai           63 µg/m3
  • Kalkutta           61 µg/m3
  • Shanghai         52 µg/m3
  • Johannesburg 41 µg/m3
  • Colombo         36 µg/m3
  • Istanbul           33 µg/m3
  • Brüssel            26 µg/m3
  • Seoul               24 µg/m3
  • Bangkok          24 µg/m3
  • Moskau            22 µg/m3
  • Los Angeles     20 µg/m3
  • Mexico City      20 µg/m3
  • Sao Paulo        19 µg/m3
  • Amsterdam      16 µg/m3
  • Paris                18 µg/m3
  • Wien                18 µg/m3
  • Manila              17 µg/m3
  • Rom                 17 µg/m3
  • Berlin                16 µg/m3
  • London             15 µg/m3
  • Tokio                15 µg/m3
  • Zürich               14 µg/m3
  • Madrid              10 µg/m3
  • New York            9 µg/m3
  • Sydney               8 µg/m3

Weltweites Luft-Monitoring wäre nötig

Während in Delhi, ähnlich wie Peking, die Ärzte mittlerweile das Verlassen der Stadt als beste gesundheitsfördernde Massnahme verschreiben, überraschen andere Städte mit «vernünftigen» Werten – etwa New York. Wie bereits erwähnt sind diese Werte oben relativ: Beispielsweise hat die norwegische Stadt Bergen einen Jahresmedianwert von gerade mal 5 µg/m3, muss aber jeden Winter infolge topologischer Besonderheiten und veralteter Heizungen Warnungen wegen schlechter Luft ausgeben und die Anzahl Autos im Pendelverkehr durch Behördenmassnahmen regulieren.

Touristen, welche nicht in schlimm betroffenen Städten wohnen sondern diese nur besuchen, müssen also nicht gleich um ihre Gesundheit fürchten. Trotzdem ist es wünschenswert – und ein Ziel der WHO – wenn sich mehr Städte einem Luftmonitoring anschliessen und damit Bevölkerung und Besuchende informieren sowie Massnahmen zur Luftverbesserung treffen können.

Die Ergebnisse der WHO-Studie sind im Detail hier nachzulesen.

(JCR)