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Wenn die Stadtluft übler ist als das Räucherstübli am Flughafen
Das Magazin «Nature» hat jüngst im Rahmen einer grossen Studie dargelegt, dass jährlich rund 3,3 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung sterben – insbesondere in Grossstädten. Das sind mehr Opfer, als Malaria und AIDS zusammen fordern. Laut der Studie könnte sich diese Zahl bis 2050 sogar noch verdoppeln.
Ursachen für die schlechte Luft gibt es viele: Nebst den Kaminen der Schwerindustrie und den Abgasen von Verkehrsmitteln sind es primär die private Verbrennung von Kohle und Holz für Beheizung und fürs Kochen, sowie landwirtschaftliche Emissionen.
Aus Sicht des Reisebranche ist schlechte Luft natürlich alles andere als verkaufsfördernd. Wer sind die übelsten Sünder? Oder anders gefragt: in welchen Städten ist die Lufter am schlechtesten?
Indien ist übler als China dran
Die Resultate einer weiteren breit angelegten Studie, dieses Mal von der Weltgesundheitsorganisation WHO, zeigen sowohl ein düsteres als auch ein überraschendes Bild. Medial hört man zurzeit sehr viel von den Smog-Problemen in China – zuletzt hat die chinesische Gesundheitsbehörde den Einwohnern von Peking sogar empfohlen, wenn immer möglich zuhause zu bleiben. Doch bei der Untersuchung von 3000 Städten in 103 Ländern über einen Zeitraum von sieben Jahren war China bei Weitem nicht das Land mit den meisten schlimm betroffenen Städten.
Am schlimmsten ist die Luft eindeutig in Indien. Gemessen am besonders gesundheitsgefährdenden Feinstaub (PM2,5) hat Delhi weltweit die schmutzigste Luft, zumindest unter jenen Städten, welche ein Luft-Monitoring betreiben. Wir sprechen hier natürlich von Schnittwerten; die Luftbelastung ist variabel und zahlreiche Städte, vor allem solche in afrikanischen Ländern, wurden in der Studie nicht berücksichtigt, da es dort kein Monitoring gibt. So oder so sind die Befunde der WHO alarmierend. Zur Erinnerung: Der höchste von der WHO festgelegte «tolerierbare», also nicht direkt gesundheitsgefährdende, Feinstaubwert im Jahresdruchschnitt liegt bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3).
Jahresdurchschnittswerte Feinstaub (PM2,5)
- Delhi 122 µg/m3
- Lucknow 113 µg/m3
- Agra 105 µg/m3
- Jaipur 100 µg/m3
- Peking 85 µg/m3
- Karachi 88 µg/m3
- Mumbai 63 µg/m3
- Kalkutta 61 µg/m3
- Shanghai 52 µg/m3
- Johannesburg 41 µg/m3
- Colombo 36 µg/m3
- Istanbul 33 µg/m3
- Brüssel 26 µg/m3
- Seoul 24 µg/m3
- Bangkok 24 µg/m3
- Moskau 22 µg/m3
- Los Angeles 20 µg/m3
- Mexico City 20 µg/m3
- Sao Paulo 19 µg/m3
- Amsterdam 16 µg/m3
- Paris 18 µg/m3
- Wien 18 µg/m3
- Manila 17 µg/m3
- Rom 17 µg/m3
- Berlin 16 µg/m3
- London 15 µg/m3
- Tokio 15 µg/m3
- Zürich 14 µg/m3
- Madrid 10 µg/m3
- New York 9 µg/m3
- Sydney 8 µg/m3
Weltweites Luft-Monitoring wäre nötig
Während in Delhi, ähnlich wie Peking, die Ärzte mittlerweile das Verlassen der Stadt als beste gesundheitsfördernde Massnahme verschreiben, überraschen andere Städte mit «vernünftigen» Werten – etwa New York. Wie bereits erwähnt sind diese Werte oben relativ: Beispielsweise hat die norwegische Stadt Bergen einen Jahresmedianwert von gerade mal 5 µg/m3, muss aber jeden Winter infolge topologischer Besonderheiten und veralteter Heizungen Warnungen wegen schlechter Luft ausgeben und die Anzahl Autos im Pendelverkehr durch Behördenmassnahmen regulieren.
Touristen, welche nicht in schlimm betroffenen Städten wohnen sondern diese nur besuchen, müssen also nicht gleich um ihre Gesundheit fürchten. Trotzdem ist es wünschenswert – und ein Ziel der WHO – wenn sich mehr Städte einem Luftmonitoring anschliessen und damit Bevölkerung und Besuchende informieren sowie Massnahmen zur Luftverbesserung treffen können.
Die Ergebnisse der WHO-Studie sind im Detail hier nachzulesen.