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Der Irrsinn des Flugzeug-Caterings

Ben West

Die British Airways streicht in der Economy-Klasse das Essen. Sollen andere Airlines diesem Beispiel folgen? Ist eine obligatorische Bordverpflegung in Anbetracht des heutigen Umweltbewusstseins überhaupt noch zeitgemäss?

Die British Airways möchte sparen und serviert daher ihren Economy-Passagieren auf Flügen, die weniger als 8,5 Stunden dauern, nur noch eine statt zwei Mahlzeiten. Und in der Premium Economy Class werden zukünftig auf Flügen, die weniger als sieben Stunden dauern, die heiss ersehnten Sandwiches, die kurz vor der Landung serviert werden, durch kleine Schokoladenriegel ersetzt.

Diese Massnahmen folgen auf den bereits seit Juli bekannten, schockierenden Entscheid, das Amuse Bouche vom Menü der Erstklass-Passagiere zu streichen. Diese waren übrigens alles andere als erfreut über ihren „Verlust“.

Während die Einsparungen bei der Bordverpflegung manche Passagiere erzürnen, erfreuen sie andere. Denn nun sind die Gänge nicht mehr die ganze Zeit durch gestresste Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter verstopft, die mit ihren Wägelchen Mahlzeiten servieren, bei denen man nicht genau weiss ob das jetzt Huhn oder Rind, Kaffee oder Tee ist. Kein bleiches Fliessbandbrötchen mehr, das trockner ist als die Wüste in Arizona. Fertig mit den Spiegeleiern, die etwa die gleiche lederne Konsistenz haben, wie die Schuhe der Passagiere. Und Würstchen, die mehr Plastik beinhalten als die Spielzeuge bei Toys“R“Us, gehören ebenfalls der Vergangenheit an.

Budget-Airlines machens schon lange

Es ist zwar so, dass die Airlines in die Verbesserung ihrer Menüs investiert haben und auf den Rat berühmter Köche wie Luke Mangan (bei Virgin Atlantic Airways), dem mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Carlo Cracco (Singapore Airlines), Joel Robuchon (Air France) und Heston Blumenthal (British Airways) zurückgreifen. Von diesen Gourmetmenüs profitieren allerdings normalerweise nur die Premium-Passagiere.

Viele Passagiere werden sich auch aus ökologischen Gründen über die Kürzungen bei der Bordverpflegung freuen. Denn es ist ein gigantischer Aufwand, jeden Passagier eines Fluges alle paar Stunden mit Essen zu versorgen. Transport und Produktion der Menüs verschlingen enorme Mengen an Energie und anderer Ressourcen.

Wäre es also nicht viel umweltschonender, wenn man den Passagieren die Möglichkeit gäbe, ihr Essen separat zu bezahlen, wenn sie denn welches wünschen? Das tun Budget-Airlines wie EasyJet und Ryanair bereits. Würde das die Energieverschwendung nicht drastisch verringern? Und wenn eine solche Massnahme auch gleich die Flugpreise senken würde, wäre das ja umso besser.

Nur wenige essen auf

Trotz der allgemeinen Abneigung gegenüber Flugzeugessen, verzichten Passagiere kaum darauf. Obwohl sie teilweise gar nicht hungrig sind, die Mahlzeit nicht essen wollen und sehen, dass das Angebot ein einziger Gräuel ist, lassen sie sich die Plastiktablettchen trotzdem servieren. Denn sie hoffen, darauf irgendetwas zu finden, das sie trotz allem mögen. Oder sie nehmen das Essen einfach, weil es im Ticketpreis inbegriffen ist. Viele Leute öffnen die Verpackungen, probieren etwas hier und da. Doch nur wenige tapfere Seelen essen alles auf. So läuft es zumindest in der Holzklasse.

Der Irrsinn des Flugzeug-Caterings hat sich mir gerade neulich wieder offenbart. Auf einem 45-minütigen Flug von London nach Amsterdam sollten die gestressten Flugbegleiter den Passagieren einen Snack anbieten. Als sie mit den Sicherheitsanweisungen durch waren, blieb ihnen jedoch kaum Zeit um das Essen zu servieren. Man könnte doch meinen, dass sogar der verwöhnteste europäische Passagier eines Kurzstreckenflugs für weniger als eine Stunde ohne Essen auskommt. Und wenn nicht, dann könnte sie oder er ja immer noch selber etwas mitnehmen.