Trips & Travellers

Peter Steinmann, Gründer und Produzent von Globe TV, glaubt weiter an die Kraft klassischer Reisesendungen. Bild: TN

«Wir sind die Reise-Influencer im Fernsehen»

Reto Suter

Mehrmals totgesagt und doch quicklebendig: Globe TV hält sich unbeirrt in der Schweizer Fernsehlandschaft. Seit über einem Vierteljahrhundert weckt das Format Fernweh – mit kleinen Mitteln, aber umso mehr Leidenschaft.

Das SRF-Format «Auf und davon» mag die erfolgreichste Reisesendung der Schweiz sein – die älteste ist sie nicht. Während SRF erst 2009 mit Auswanderern auf Reisen ging, startete eine andere Sendung schon ein Jahrzehnt früher.

Bereits 1999 lancierten Peter Steinmann und seine Frau Claudia Steinmann-Peczinka das Format Globe TV – eine Sendung, die Lust aufs Reisen macht und den Zuschauern Destinationen und Hotels näherbringt.

Globe TV weckt seit über 25 Jahren Fernweh – leise, aber beharrlich. Kein Quotenkracher wie die grossen SRF-Produktionen, aber ein vertrauter Name, der sich im Programm festgesetzt hat. Und das in einer Zeit, in der Reise-Influencer auf Social Media längst zur Konkurrenz geworden sind.

Heute läuft das Format auf acht Schweizer Regionalsendern, darunter Tele Züri, Tele M1 und Tele Bärn. Insgesamt kommen so rund 120 Ausstrahlungen mit insgesamt 80'000 bis 100‘000 Zuschauern pro Woche zusammen.

Travelnews hat mit Peter Steinmann, dem Gründer und Produzenten von Globe TV, gesprochen: über die Entstehung, Entwicklung und Beständigkeit der Sendung.

Herr Steinmann, Globe TV läuft seit über einem Vierteljahrhundert im Schweizer Regionalfernsehen – ein kleines Stück TV-Geschichte. Wie kam es überhaupt zu dieser Reisesendung?

Peter Steinmann: Meine Frau Claudia und ich kamen beide aus dem Spitzensport. Nach unserer aktiven Laufbahn wollten wir Trainer werden. Während unserer Ausbildung in Magglingen kam ich erstmals mit digitalen Kameras in Kontakt. Damals faszinierte mich die Vorstellung, dass man mit vergleichsweise einfachem Equipment plötzlich in Fernsehqualität produzieren konnte.

Das allein dürfte aber kaum Grund genug gewesen sein, eine Fernsehsendung zu starten …

Natürlich nicht. Ausschlaggebend war meine damalige Situation als Nationaltrainer im Modernen Fünfkampf. Der Lohn kam oft verspätet, und es gab viele andere Herausforderungen, die mich zunehmend frustrierten. Meiner Frau ging es im Synchronschwimmen ähnlich. Ich suchte nach einer neuen Perspektive – etwas, das mir Freude und mich unabhängig machte.

«Ganz einfach: Ferien und Reisen – das mögen alle!»

Und wie kamen Sie dann ausgerechnet auf das Thema Reisen?

(Lacht) Ganz simpel: Ferien und Reisen – das mögen alle! Ich dachte mir, eine Sendung über schöne Orte und Hotels könnte funktionieren. Also habe ich zusammen mit meiner Frau 1999 einfach angefangen. Ich hatte keine Ahnung vom Filmen, keine Erfahrung mit Schneiden und kaum Kontakte in die Reisebranche. Aber ich war neugierig und bereit zu lernen. Mut war’s keiner, eher Pragmatismus – und vielleicht ein bisschen Abenteuerlust. Immerhin war ich mit 35, nach meiner Sportlerkarriere, schon zum ersten Mal «pensioniert» und suchte schlicht eine neue Herausforderung.

Seit über 25 Jahren entführt Globe TV seine Zuschauer an die schönsten Orte der Welt. Bild: Linkedin

Erinnern Sie sich noch an Ihre allererste Sendung?

Oh ja, die kam aus Engelberg. Die Tonqualität war katastrophal (lacht). Aber genau das war unsere wichtigste Lektion. Wir haben unglaublich viel daraus gelernt.

Wie fanden Sie damals überhaupt ins Programm?

Das war die Zeit, als das Regionalfernsehen in der Schweiz richtig aufblühte. Bei Tele M1 und Tele Tell, dem heutigen Tele 1, war damals ein ehemaliger Handballprofi in leitender Funktion tätig, den ich noch aus meiner Sportkarriere kannte. Diese Verbindung öffnete mir die Tür. Trotzdem musste ich von Anfang an für die Sendezeit bezahlen – so läuft das bis heute. Nach fünf, sechs Sendungen stellte man mir für einen Crash-Kurs einen erfahrenen Fernsehprofi zur Seite, der mir zeigte, wie man richtig mit Kamera und Ton umgeht.

Wann wussten Sie: Jetzt stimmt’s – jetzt ist Globe TV wirklich gut?

Das war in der 16. Woche, mit einer Sendung aus Florenz. Zum ersten Mal entsprach das Ergebnis meinen eigenen Ansprüchen. Da wusste ich: Genau das ist der richtige Weg. Ab diesem Moment hatten wir ein Format, das funktionierte – und nur wenige Monate später sogar den finanziellen Turnaround geschafft.

«Da wussten wir: Jetzt rollt’s»

Wann stiegen die ersten Schweizer Reiseveranstalter bei Globe TV ein?

Nach rund einem halben Jahr klopfte Hotelplan als erster grosser Partner an – und schickte uns zum Auftakt gleich auf die Malediven. Traumhaft schön, aber für uns damals auch ziemlich herausfordernd. Die Themen waren schnell erzählt, und ich hatte noch wenig Erfahrung, wie man eine Geschichte dramaturgisch aufbaut. Heute würde ich das anders angehen. Aber: Das Feedback war sehr positiv – wohl auch, weil man keine allzu grossen Erwartungen hatte (lacht). Hotelplan verlängerte gleich mit einer Jahresvereinbarung, und da wussten wir: Jetzt rollt’s. Anderthalb, zwei Jahre lief die Zusammenarbeit hervorragend – bis die Verantwortung intern von der Chefetage an die Product Manager überging. Plötzlich sollte jede Destination, jedes Hotel und jede Airline mitzahlen. Das machte alles komplizierter.

Heisst das, mit den grossen Veranstaltern ist es heute schwierig?

Ja, das kann man so sagen. Obwohl ich gerade für die grossen Marken grosses Potenzial sehe – etwa für Helvetic Tours. Aber dafür braucht es Kontinuität, nicht nur eine einzelne Sendung pro Jahr. Zehn bis zwölf Ausstrahlungen würden Wirkung zeigen. Für Spezialisten genügen oft schon zwei bis drei gut platzierte Sendungen, um ihre Zielgruppe zu erreichen.

Mit welchen Schweizer Reiseveranstaltern arbeiten Sie aktuell zusammen?

Schon lange dabei ist Romy Obrist von Bischofberger Reisen. Für Take it Travel drehen wir demnächst auf Zypern, und für Rolf Meier Reisen aus Neuhausen am Rheinfall haben wir dieses Jahr die Kanalinseln porträtiert – eine Sendung, die noch zwei weitere Male gezeigt wird. Das ist auch unser Anspruch: Produktionen schaffen, die mehrfach verwertbar sind und über längere Zeit funktionieren.

Klein, effizient, authentisch: Globe TV produziert mit minimalem Team, aber maximaler Leidenschaft für Reisen. Bild: Linkedin

Wie teilt sich die Nachfrage zwischen Veranstaltern, Destinationen, Hotels und Reedereien auf?

Das ändert sich ständig. Momentan planen wir eine Produktion in El Gouna. Grundsätzlich strebe ich einen guten Mix an – aber ich habe über die Jahre gemerkt: Die Leute lieben Hotel-Porträts. Selbst wenn wir eine Destination vorstellen, zeigen wir immer auch drei, vier Häuser, damit sich das Publikum vorstellen kann, wie es wäre, selber dort Ferien zu machen.

Wie gut ist Globe TV heute gebucht?

In den 2000er-Jahren waren wir praktisch immer ausgebucht. Heute ist es etwas zyklischer, aber wir sind zufrieden. Das Format trägt nach wie vor. Ich sage immer: Wir sind die Reise-Influencer im Fernsehen.

«Wir sehen uns als klassisches Zapper-Programm»

Macht es Sie stolz, dass sich das Format seit über 25 Jahren hält?

Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Es ist eher Dankbarkeit. Ich kann mich in diesem Format kreativ entfalten und tue das mit Leidenschaft. Am meisten Freude habe ich, wenn eine Sendung rund geworden ist – wenn sie dem Kunden gefällt und gleichzeitig echten Mehrwert bietet. Wir produzieren in der Regel zu zweit: die Moderatorin und ich. Diese Effizienz ist eines unserer Markenzeichen.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Wir sehen uns als klassisches Zapper-Programm. Wenn jemand beim Durchzappen bei uns landet, muss jedes Bild sofort fesseln. Es soll Fernweh wecken und die Frage aufwerfen: Wo ist das? Unsere 15 Minuten müssen Lust auf Reisen machen – visuell, emotional und authentisch.

Wo sehen Sie die Zukunft von Globe TV?

Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit in Tele Z investiert, möchte mich künftig aber wieder stärker auf Globe TV konzentrieren. Da steckt noch Potenzial drin. Besonders bei Reedereien sehe ich Chancen – erstaunlich, dass sich dort bisher kaum jemand engagiert hat, obwohl das Fernseh-Publikum perfekt zur Zielgruppe passt.

Und wohin reisen Sie privat – lassen Sie sich von Globe TV inspirieren?

Für mich ist das Produzieren von Globe TV fast besser als Ferien (lacht). Wenn wir privat verreisen, entscheidet meine Frau. Sie braucht die Auszeit und Entspannung. Dann zieht es uns meist in warme Gefilde.