Trips & Travellers

Kurt Eberhard im «Travel News Talk»: offen, reflektiert und mit klaren Worten zur Zukunft der Schweizer Reisebranche. Bild: TN

Kurt Eberhard: «Der Hotelplan-Verkauf war unnötig»

In seiner Kindheit reiste er nie ins Ausland. Heute zählt Kurt Eberhard zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Schweizer Reisebranche. Im «Travel News Talk» erzählt er von der Gründung von Let's go Tours, seiner Zeit als CEO von Hotelplan Suisse – und erklärt, warum er den Hotelplan-Verkauf für einen Fehlentscheid hält.

In jungen Jahren deutete wenig auf die eindrückliche Karriere von Kurt Eberhard in der Schweizer Reisebranche hin. In seiner Kindheit sah er nichts von der grossen, weiten Welt. «Wir reisten mit der Familie nie ins Ausland», erzählt Eberhard in der neusten Ausgabe des «Travel News Talk». In den Sommerferien ging es jeweils zu einer Bergbauernfamilie im Kanton Schwyz. Beruflich entschied er sich zunächst für eine vierjährige Lehre als Maschinenmechaniker.

Doch der Wunsch, die Welt zu entdecken, wurde immer stärker. Seine erste grosse Reise führte ihn nach Neuseeland, wo er als Skilehrer arbeitete. Danach heuerte er spontan bei Kuoni als Reiseleiter an. Nach einer Weiterbildung und weiteren Stationen bei Kuoni und Hotelplan – unter anderem in Paris und Ostafrika – kam es 1994 zum grossen Wurf: Gemeinsam mit Kurt Zürcher gründete er Let’s go Tours, den Spezialisten für den Indischen Ozean, Ostafrika und Arabien.

2008 zog Eberhard einen Schlussstrich – aus freien Stücken. «Ich steuerte damals auf die 50 zu und hatte Lust, nochmals etwas anderes zu machen», sagt er rückblickend. Es folgte der Wechsel in die Geschäftsleitung von Hotelplan Suisse, wo er später während vier Jahren als CEO amtete – bis er 2018 unter lautem Getöse abtrat. «Ich hatte meinen Rücktritt bewusst provoziert. Noch am Tag meiner Kündigung räumte ich das Büro», erzählt Eberhard offen.

Klartext zur Übernahme von Hotelplan

Seither setzt sich Kurt Eberhard mit viel Engagement für die unabhängigen Reiseunternehmen der Schweiz ein – zunächst als Präsident der TTS-Vereinigung und inzwischen seit knapp vier Jahren als Co-Präsident der Travel Professionals Switzerland (TPS). Mit seinem prall gefüllten Rucksack an Erfahrungen verfolgt er die Übernahme von Hotelplan durch Dertour mit grossem Interesse.

Für ihn ist klar: «Man muss sich keine Illusionen machen – hier wird es Bereinigungen geben», sagt der Branchenprofi. Er spricht sogar von einem möglichen Kahlschlag. Dass die Migros ihre Reisetochter überhaupt verkauft hat, kann er nicht nachvollziehen: «Der Hotelplan-Verkauf war unnötig. Es hat kein Handlungsbedarf bestanden.» Mit der Reisetochter habe die Migros kein Geld verloren. «Offenbar war Hotelplan aus Sicht des Migros-Managements aber zu wenig rentabel.»

Welche konkreten Auswirkungen er durch den Verkauf für die Reisebüros erwartet, verrät Eberhard im Podcast ebenfalls. Zudem lässt er exklusiv verlauten, bei welchem Reiseunternehmen er kürzlich ein Verwaltungsratsmandat übernommen hat.

(RSU)