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Die bekannten Badeferienorte in der Türkei sind von den aktuellen Hotelschliessungen nicht betroffen. Bild: Adobe Stock

Hotel-Kahlschlag in der Türkei: Das ist für Reisende jetzt wichtig

Reto Suter

Tausende Hotels in der Türkei mussten wegen Lizenzverstössen schliessen. Bei Feriengästen sorgt das für Verunsicherung. Travelnews zeigt auf, was Türkei-Reisende mit Blick auf die Sommerferien wissen müssen.

Kurz vor den lang ersehnten Sommerferien macht sich bei Türkei-Reisenden Unruhe breit: Die Sorge wächst, nach der Anreise plötzlich vor verschlossenen Hoteltüren zu stehen – trotz Buchung, trotz Vorfreude. Schuld daran sind Berichte über zahlreiche kurzfristige Hotelschliessungen im beliebten Ferienland. Doch wie gross ist die Gefahr wirklich? Und: Welche Hotels sind vom Kahlschlag betroffen? Travelnews klärt die fünf drängendsten Fragen zum Thema.

Was ist genau passiert?

In den vergangenen Wochen hat das türkische Tourismusministerium landesweit rund 4000 Hotels geschlossen – als Konsequenz verstärkter Kontrollen im Nachgang zu einem tragischen Brand im Wintersportort Kartalkaya, bei dem Anfang des Jahres 78 Menschen ums Leben kamen. Das verheerende Unglück löste einen landesweiten Aufschrei aus und brachte die Behörden unter Zugzwang.

Seither unterzieht das Ministerium für Kultur und Tourismus den Hotelsektor intensiven Inspektionen – mit Fokus auf Brandschutz, gesetzliche Auflagen und gültige Betriebslizenzen. Dabei wurde offenbar festgestellt, dass Tausende Unterkünfte zwar über eine kommunale Genehmigung verfügten, jedoch nicht über die zwingend erforderliche nationale Lizenz für den offiziellen Tourismusbetrieb.

Welche Hotels sind betroffen?

Geschlossen worden seien meist kleine Hotels und Pensionen, die sich vor allem an inländische Gäste richten, berichtet das Branchenportal «FVW» (Abo) und beruft sich auf Aussagen aus türkischen Behördenkreisen. Zudem betreffe die Sicherheitskontrolle auch viele Ferienwohnungen und Ferienhäuser. Dadurch erkläre sich auch die hohe Gesamtzahl. Betreiber von Hotels, die die monierten Fehler beheben, könnten die notwendige Lizenz erlangen.

Was sagen türkische Hoteliers zum Kahlschlag?

Die Reaktionen auf das rigorose Vorgehen des Tourismusministeriums fallen deutlich aus: Serdar Karcılıoğlu, Vertreter des Hotelmanager-Verbands in Bodrum, spricht von einer Krise, die durch «ungeschickte Entscheidungen am Schreibtisch» herbeigeführt worden sei. Von den rund 4000 geschlossenen Hotels haben laut Karcılıoğlu lediglich rund 200 noch eine realistische Chance, die nötige Betriebslizenz zu erhalten und wieder zu öffnen. Der Rest stehe vor der Wahl, entweder den Betrieb illegal fortzusetzen oder dauerhaft zu schliessen. Kritik äussert der Branchenvertreter auch an den Aussagen des Ministeriums, wonach an einer Lösung gearbeitet werde – für ihn komme das zu spät: Die laufende Sommersaison sei aus seiner Sicht bereits verloren.

Stehen Schweizer bald vor verschlossenen Türen?

Schweizer Feriengäste können aufatmen – zumindest jene, die über ein Reisebüro oder einen Veranstalter gebucht haben. Denn die bei Schweizer Anbietern gelisteten Badehotels an der türkischen Küste sind von den jüngsten Schliessungen nicht betroffen. Dertour Suisse, Hotelplan und TUI Suisse setzen ausschliesslich auf bewährte Partner mit gültiger Betriebslizenz – diese wird regelmässig überprüft. «Wer alle Auflagen erfüllt, behält seine Lizenz», betont Türkei-Kenner Deniz Ugur, CEO von Bentour Reisen. Bei ihm habe es bislang keinen einzigen Fall gegeben, bei dem Gäste vor verschlossenen Hoteltüren standen. Wer allerdings direkt oder über ein Online-Portal gebucht hat, sollte vorsichtshalber prüfen, ob das Hotel tatsächlich geöffnet ist.

Ist aufgrund der Schliessungen mit höheren Preisen zu rechnen?

Preissteigerungen in der Türkei sind nicht auszuschliessen. Ob diese jedoch unmittelbar mit den Hotelschliessungen zusammenhängen würden oder vielmehr Ausdruck der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im Land wären, bliebe fraglich. Klar ist jedoch: Die starke Inflation und massiv gestiegene Betriebskosten belasten die Hotellerie im ganzen Land. Von Löhnen über Lebensmittel bis zu Strom und Wasser – vieles ist deutlich teurer geworden. Zahlreiche Hotels geben diese Kosten nun an ihre Gäste weiter.

Das zeigt Wirkung: Vor allem Familien spüren den Unterschied im Portemonnaie – und buchen vermehrt um. Länder wie Ägypten oder Tunesien profitieren, weil sie als günstiger und im Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiver gelten. Die Schliessungswelle kommt für viele türkische Hoteliers also zur Unzeit.