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Über der blauen Stadt Jodhpur thront die Meherangarh-Festung auf einem Hügel. Bild: Adobe Stock

Indien für Anfänger

Christian Haas

Geschmückte Elefanten, jahrhundertealte Tempel, Sinnesfeuerwerke in den Gassen: Indien weckt Fantasien. Und Sorgen. Manche sind berechtigt, die meisten nicht. Mit diesen Tipps gelingt die Indien-Premiere.

So begeistert viele Reisende von ihrem Trip nach Indien erzählen, so sorgenvoll sind andere, die noch nicht da waren und sich fragen: Kann ich sicher reisen? Wie bereite ich mich richtig vor? Gegen was muss ich mich impfen? Welche Stationen wähle ich für meine erste Reise? Mietwagen, ja oder nein? Hier kommen die Antworten auf acht dringliche Fragen.

Warum nach Indien?

Ein bekanntes Sprichwort lautet: «Indien ist kein Land, Indien ist ein Universum.» Eines mit einer enorm reichen Kultur, einer faszinierenden und allgegenwärtigen Spiritualität und einer unvergleichlichen Bandbreite an Farben, Gerüchen, Geschmacksrichtungen. Fast alles Leben spielt sich auf der Strasse ab. Da suchen sich hupende Tuktuks, Karrenschieber, Radler, Fussgänger, alte Schrottautos und neue Oberklassewagen einen Weg durch die nicht selten von Kühen und Büffeln verstopften Strassen – dazwischen und daneben spielende Kinder, Teigwaren verkaufende Frauen, Bettler vor Tempeln.

Zugleich ist auch die Zukunft überall spürbar: Smartphones, teure Kleidung, Nachtclubs, U-Bahn-Bau, Hightechfirmen – ebenfalls alles gegenwärtig. Dieser Mix ist schlicht faszinierend. Für Reisende bietet Indien auch einige handfeste organisatorische Vorteile:

  1. Es gibt tägliche und erschwingliche Direktverbindungen von der Schweiz nach Indien – in komfortablen acht Stunden ist man da.
  2. Dreieinhalb Stunden Zeitverschiebung sind leicht zu verkraften.
  3. Unterkunft und Essen sind vergleichsweise günstig.
  4. Mit Englisch kommt man, von sehr ländlichen Regionen abgesehen, prima durch.
  5. Der Hinduismus ist Fremden recht aufgeschlossen gegenüber, etwa was das Fotografieren anbelangt.

Ist Indien ein sicheres Reiseland?

Aufgrund vereinzelter regional beschränkter terroristischer Aktivitäten und tief verwurzelter gesellschaftlicher Konfliktlinien, die bisweilen gewaltsam aufbrechen, ist die Sicherheitslage in einigen Gegenden angespannt, etwa in Kaschmir oder Manipur. Diese Regionen stuft die Risk Map 2025, vom A3M für alle Länder der Welt herausgegebene jährliche Sicherheitsrating für ausländische Firmen und Reisende, als «hochriskant» ein, den Rest des Landes als «mittel» – ein Level, auf dem auch die Türkei, Brasilien, Tunesien und etliche andere landen (zum Vergleich: Das Sicherheitsrisiko für die meisten europäischen Staaten ist mit «gering» eine Stufe besser, für die Schweiz sogar zwei …).

Doch in der Gesamtkriminalitätsstatistik weist Indien keine grossen Abweichungen auf, die Diebstahlrate ist sogar niedriger als in manch europäischen Grossstädten. Auch wenn es anzügliche Blicke und Sprüche geben kann: Es ist nichts bekannt, dass alleinreisende Frauen mehr Probleme als anderswo hätten.

Armut und Elend – lässt sich das verkraften?

Ja, es gibt Dreck und Elend und das pralle Leben auf der Strasse ist für Zartbesaitete nicht immer leicht zu verkraften, wenn verendende Hunde, bettelnde Jungmütter, penetrante Gerüche und Kloaken neben dem Spielplatz zu sehen sind. Doch gleich nebenan lachen Kinder, halten Jugendliche Händchen, gehen Friseure auf der Strasse ihrem Beruf nach, schmücken die Leute liebevoll ihr Geschäft.

In einer Seitenstrasse von Delhi, in einem Meer von Menschen, Gerüchen und Wortfetzen. Bild: Zoshua Colah

Zwischen Elend und Pracht liegen eben oft nur wenige Gehminuten. Tatsache ist: Es strömen unendlich viele Reize auf einen ein – Musik, Farben, Düfte, Gerüche, Begegnungen. Da hilft es, wenn zumindest die Unterkunft Ruhe ermöglicht. Das «Oberoi Rajvilas» in Jaipur etwa ist eine parkähnliche Anlage abseits der Stadt, in der man regelrecht flanieren kann – wohltuend.

Was muss ich vor der Reise beachten?

Indien ist mit 3,3 Millionen Quadratkilometern ein riesiges Land. Riesig sind auch die Möglichkeiten, eine Reise zu gestalten. Die Bandbreite reicht von der organisierten Wochentour bis zum monatelangen, individuellen Backpacker-Trip. Indien-Reisende sollten sich also im Klaren sein, was und wohin sie wollen.

Für den Einstieg empfiehlt sich eine organisierte 10- bis 14-Tage-Reise – inklusive Flug. Das geht in der Schweiz etwa bei Tourasia, Insight Reisen, asia365, Knecht Reisen, Travelhouse oder Vögele Reisen.

Der Vorteil einer organisierten Reise: Man wird auch bei ungewohnten Fragen an die Hand genommen, etwa was gesundheitliche und Einreisebestimmungen anbelangt. Letzteres ist ein kniffliger Punkt. Schweizer Staatsbürger benötigen für die Einreise nach Indien ein Visum. Sie können ein elektronisches Visum (eVisa) online beantragen (was manchmal noch etwas hapert) oder ein Papiervisum bei einem India Visa Application Centre (IVAC) in Bern oder Genf. Aber Achtung: Hier sollte man bis zu drei Wochen Bearbeitungszeit einplanen. Verpflichtende Impfungen bestehen indessen nicht, bei kürzeren Reisen empfohlen werden lediglich Impfungen gegen Hepatitis A und Typhus. Eine gute Auslandskrankenversicherung und individuell benötigte Medikamente sind hingegen Pflicht.

Guide und Fahrer – hilfreich oder entbehrlich?

Wer sich nur auf touristischen Pfaden bewegt, schafft das problemlos alleine. Auch die Gassen der Innenstädte sind tagsüber theoretisch nicht gefährlicher als anderswo. Nur: Es bedarf schon Mut, sich allein ins Gewirr zu stürzen. Mit einem einheimischen Guide fällt das leichter. Er macht nicht nur auf Verhaltensregeln aufmerksam und fungiert als Dolmetscher, Verhandler, Erklärer und Lotse, sondern auch als Schutz vor aufdringlichen Leuten, die einem etwas verkaufen wollen.

Wer mehrere Städte anpeilt, sollte sich dringend einen Chauffeur leisten – einem Mietwagen unbedingt vorzuziehen. Mit rund 50 Franken pro Tag ist das nicht einmal teuer. Fakt ist: Kühe und Menschen auf der Strasse, Schlaglöcher, Linksverkehr, unzureichend beleuchtete Autos – all das kann einen unerfahrenen Indien-Fahrer rasch überfordern. Und im Falle eines Unfalls richtig stressen …

Was kann man essen?

«Delhi Belly» ist das indische Pendant zu Montezumas Rache: eine Magen-Darm-Erkrankung durch unhygienisches Essen. Damit haben in der Tat viele Indien-Reisende zu tun. Muss einen aber auch nicht treffen, vor allem wenn man penibel auf ein paar Aspekte achtet.

Generell gilt: Alles, was mit ungekochtem Wasser in Berührung kommt, sollte für Europäer tabu sein, insbesondere Salat und Eiswürfel. In besseren, gar Luxushotels, bestehen diesbezüglich nur bedingt Bedenken. Für Vegetarier ist Indien, das Land mit dem weltweit geringsten Fleischkonsum pro Kopf, übrigens ein Paradies.

Wann ist die beste Reisezeit?

Nach Indien fährt man am besten im Winter, zwischen Oktober und März. In den Sommermonaten ist es zuweilen drückend heiss, Im subtropischen Süden kommt es auch in normalen Jahren zu schwülen Sommern, ausserdem sorgt der Monsun mit starken Regenfällen für Einschränkungen beim Reisen.

Tipp: Einen idealen Einstieg für Indien-Beginner stellt rund ums Jahr die ehemalige Sommerhauptstadt Shimla dar. Sie punktet dank der Lage auf 1500 Meter Höhe mit einem tollen Klima. Selbst im Juni liegt die Durchschnittstemperatur bei 24 Grad, angenehm.

Besuch des Weltwunders Taj Mal, einem Denkmal der Liebe. Bild: Adobe Stock

Was sollte man auf keinen Fall verpassen?

Indien beheimatet dermassen viel Sehenswertes, dass selbst ein Dutzend Reisen kaum ausreichen, um alles zu besichtigen. Und: Das seit 2023 mit knapp 1,5 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Land der Welt ist mit über 3000 Kilometer Länge und Breite extrem gross und das Autobahn- und Schnellzugnetz erst im Entstehen.

Man muss also viel Reisezeit für grössere Distanzen Flüge einplanen einplanen. Für Einsteiger empfiehlt sich daher die Konzentration auf eine Region. Beliebt sind Rajastan-Rundreisen bzw. ein Trip im Goldenen Dreieck. Beginnend in Delhi verbindet dieses Agra samt Taj Mahal mit Jaipur, der Hauptstadt von Rajastan. Auch Udaipur und die Nationalparks im Norden des Landes sind beliebte Ziele. Das gilt auch für Kerala im Süden, wo Ayurvedaaufenthalte eine grosse Rolle spielen.

Weitere Informationen: www.incredibleindia.org