Trips & Travellers

Einwurf «Den Massentourismus zur alleinigen Ursache der Proteste zu erklären, greift zu kurz»
Manuel PoschUniversal Mallorca Travel kennt Mallorca seit über 60 Jahren. In der Werbung nutzen wir «Mallorca ist Universal». Wir fühlen uns mit der Insel eng verbunden und erleben das Geschehen vor Ort hautnah mit. Derzeit kommt es unter anderem in Mallorca, aber auch in vielen anderen Teilen Spaniens zu Protesten in Form von Demonstrationen.
In manchen Medien wird dies pauschal als Ausdruck einer generellen Ablehnung des Tourismus dargestellt. Diese Art der Berichterstattung ist unzutreffend, stark überspitzt und trägt zur Verunsicherung von Pauschalreisenden bei. Uns ist es daher wichtig, die Diskussion zu versachlichen, aufgrund von nachvollziehbaren Fakten.
Überhitzter Immobilienmarkt
Die aktuellen Proteste auf Mallorca richten sich nicht pauschal gegen den Tourismus, sondern vielmehr gegen die «Überlastung der Insel» und insbesondere gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Gründe und Ursachen sind politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur, also vielfältig.
Ein zentraler Aspekt ist der überhitzte Immobilienmarkt in Verbindung mit dem fehlenden sozialen Wohnungsbau. Die ständig ansässige Bevölkerung der Balearen ist in den vergangenen 25 Jahren um rund 42 Prozent gewachsen. Mit diesem rasanten Anstieg kann die Infrastruktur nicht Schritt halten: Wohnraum wird immer knapper, und das Verkehrsnetz stösst vielerorts an seine Grenzen – was in der Bevölkerung zu wachsendem Unmut führt.
Verstärkt wird diese Entwicklung durch den zunehmenden Tourismus vor allem im Bereich der Ferienvermietung. Während die Anzahl an Hotelbetten seit 2015 nur um fünf Prozent gestiegen ist, nahm die Zahl der Ferienunterkünfte im selben Zeitraum um 135 Prozent zu. Hinzu kommen zahlreiche illegale Vermietungen, die dem regulären Wohnungsmarkt weiteren Druck auferlegen.
Aufenthaltsdauer geht zurück
In der öffentlichen Debatte wird oft auf die stetig steigenden Ankunftszahlen von Touristen verwiesen. Dabei bleibt häufig unberücksichtigt, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer deutlich gesunken ist – von 8,4 Nächten im Jahr 2014 auf 5,2 Nächte im Jahr 2024. Das bedeutet: Trotz steigender Ankunftszahlen befinden sich nicht zwangsläufig mehr Menschen gleichzeitig auf der Insel, anders als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.
Seit 2022 ist die Zahl der touristischen Gästebetten gesetzlich gedeckelt – neue Betten dürfen seither nicht mehr geschaffen werden. Nach unserer Einschätzung richten sich die Proteste somit nicht gegen Hotelgäste. Den Massentourismus zur alleinigen Ursache der Proteste zu erklären, greift zu kurz.
Es ist daher essenziell, dass die Diskussion mit Sachlichkeit und Differenzierung geführt wird. Lösungsansätze liegen auf dem Tisch – nun ist die Politik gefragt, diese umzusetzen, auch wenn das Problem langfristig angegangen werden muss. Gleichzeitig appellieren wir an die Medien, verantwortungsvoll zu berichten und der Komplexität der Situation gerecht zu werden.