Trips & Travellers

Sie präsentierten den grossen USA-Roadtrip (v.l.): Fabio Basoli (United), Tracey Thompson (Cruise America), Angel Green (Oklahoma City), Reto Schneider (United), Katie Meissner (Visit California), Brenna Moore (Albuquerque), Alice Riedel (Cruise America), Amanda Davis (Brand USA), Holly Marquez (New Mexico), Aleksander Sigalus (Santa Monica), Metthew Guillory (Chicago), Ines Niehues (Texas), Renee McKenney (Tulsa) und Nicola Ahrens (Brans USA). Alle Bilder: PME

Vollgas in die Nostalgie: Die Route 66 präsentiert sich

Pascal Meier

Die USA sind weiterhin ein beliebtes Reiseziel. Am Mittwochabend präsentierte Brand USA gewohnt gekonnt einige Highlights in der Schweiz. Potenzielle Störfaktoren sind in der Promotionsarbeit allerdings kein Thema.

2026 feiert die bekannteste Strasse der USA, die Route 66, ihr 100-jähriges Bestehen. Deshalb steht die sogenannte «Mother Road» im Fokus der diesjährigen Promotionsaktivitäten von Brand USA, der halbprivaten Destinationsmarketing-Organisation der USA.

Unter dem Titel «Great USA Roadtrip» führt eine zweiwöchige Roadshow dieser Tage durch Madrid, Mailand, Zürich, Frankfurt, Amsterdam, Paris, Dublin und London. Passend zum Thema fand die Zürcher Etappe inmitten von Autos und Motorrädern im Veranstaltungsort Motorworld statt, in der ehemaligen Maggi-Fabrik in Kemptthal ZH untergebracht.

Rund 35 Mitarbeitende von Schweizer Reiseveranstaltern und Reisebüros trafen im Rahmen von achtminütigen Workshops auf 9 Destinationspartner aus den USA, die alle eine Verbindung zur Road 66 haben (siehe unten). Eingangs gab es ein paar erklärende Worte von Vertretern von Brand USA sowie von Hauptsponsor United Airlines, im Anschluss ein «Flying Dinner» sowie die obligate Verlosung von Wettbewerbspreisen.

Trump ist ein non-Thema

Auffallend: Die aktuelle politische Lage der USA ist kein Thema. Die US-Vertreter beschränken sich auf die Promotion ihrer Destinationen, die Schweizer Teilnehmenden fragen nicht nach, sondern diskutieren das Thema – wenn überhaupt – unter sich beim Apero. Der medial sonst omnipräsente Donald Trump ist also quasi ein No-Show.

Chris Heywood, Pressesprecher von Brand USA, betont bei einem Medienevent am Nachmittag im Zürcher Baur au Lac lediglich, dass «alle US-Bundesstaaten für sich Besucherinnen und Besucher aus aller Welt mit offenen Armen empfangen». Amanda Davis, die am Abend in der Motorworld für Brand USA präsent ist, hält fest: «Die USA sind weiterhin attraktiv und glauben an ihr Tourismusgeschäft.» Klingt wie eine Marketing-Plattitüde, kommt in ihrem Fall aber mit glaubhafter innerer Überzeugung herüber.

Eine kleine Travelnews-Blitzumfrage zeigt: Die USA-Nachfrage aus der Schweiz ist stabil. Das zumindest sagen Kuoni, Globetrotter oder Go2Travel, ebenso Swiss und United. Die Nachfragedelle im Februar – mit 11 Prozent weniger Einreisen aus der Schweiz als im Vorjahresmonat – lässt noch keine Alarmglocken schrillen. Wer USA-Reisen gebucht hat oder ein echter USA-Fan ist, ändert seine Pläne nicht wegen der aktuellen Regierung, so der Tenor. Bloss keine übereiligen Schlüsse ziehen!

Natürlich ist Trump der «elephant in the room», also ein heikles Thema, das niemand aktiv anspricht. Die Hoffnung ist, dass es wie bereits bei Trumps erster Amtszeit zwischen 2016 und 2020 keinen touristischen «Trump Slump» gibt, sondern allfällige Nachfrageschwankungen mehr dem Preisniveau oder sonstigen geopolitischen Verwerfungen zuzuschreiben sind.

Auffällig und irgendwie ironisch ist jedenfalls, dass die US-Ziele sich mit Adjektiven vermarkten, für die ihre eigene Regierung wenig übrig hat: Da wird über die «kulturelle Diversität» von Oklahoma City gesprochen, über die historische «Black Wall Street» in Tulsa, über den LGBTQ-Grossanlass «World Pride», der dieses Jahr in Washington DC stattfindet, oder über die Pflege des grossen Naturerbes der USA. All dies, während zeitgleich die US-Administration sämtlichen Diversitätsbemühungen des Landes und auch dem US National Park Service an den Karren fährt.

Doch Amerikas Tourismus ist so zäh wie das Land selbst – und die Unterstützung der Schweizer Reisebranche ist gewiss.

Darum ging es beim Great USA Roadtrip

Der Workshop war eine kleine virtuelle Reise entlang der Route 66. Wir nehmen unsere Leserschaft in einem kurzen Abriss mit auf den Trip.

1) Chicago: Die drittgrösste Stadt der USA ist der Startpunkt der Route 66. Die Stadt bietet eine der schönsten Skylines Amerikas und eine vielfältige Gastro- und Kulturszene. Die verspiegelte Skulptur Cloudgate, besser bekannt als «The Bean», ist seit 20 Jahren das Wahrzeichen der Stadt. Beliebt sind hier geführte Touren zu den Themen Architektur, Filmschauplätze oder Kulinarik. Chicago ist übrigens auch Gastgeberin des diesjährigen IPW.

2) Oklahoma City: Die Stadt befindet sich ziemlich genau in der Mitte der Route 66. Ihre Hauptattraktion ist die lebendige Western-Kultur, erlebbar im National Cowboy & Western Heritage Museum. Oklahoma, früher «Indianer-Territorium», ist auch weiterhin Heimat von insgesamt 39 anerkannten Stämmen von «Native Americans».

3) Tulsa: Die Stadt im Bundesstaat Oklahoma nennt sich die «Capital of Route 66». Das hat damit zu tun, dass der aus Tulsa stammende Cyrus Stephens Avery massgeblich an der Planung und Schaffung der Route 66 beteiligt war. Aber auch, weil über fast 40 Kilometer der Route 66 durch das Stadtgebiet von Tulsa führen. Die Stadt besticht mit vielen historischen Neonschildern und anderen «Americana», also folkloristischen Symbolen der USA. In der Stadt wird das 2026 das grösste Museum über Native Americans der USA eröffnen. Ganz unbescheiden bezeichnet sich Tulsa dank seiner lebendigen Musik- und Filmkultur zudem als «das neue Austin».

4) Texas: Der zweitgrösste US-Staat – leicht grösser als Frankreich – beherbergt nur rund 300 Kilometer der ursprünglichen Route 66. Entlang dieser Strecke finden sich auch hier viele «Americana». Natürlich bietet der gesasmte Bundesstaat eine erstaunliche Vielfalt: Spannende Grossstädte, 600 Kilometer Küstenlinie am Golf von Mexiko (pardon, Golf von Amerika…), viel Cowboy-Kultur und mehrere Klimazonen.

5) New Mexico: Letztmals vermarktete sich dieser Bundesstaat im Jahr 2010 international. Der fünftgrösste US-Staat will sich wieder in Erinnerung bei (Schweizer) Touristen rufen und profitiert zum einen von der Popularität der Netflix-Serie «Breaking Bad», die dort spielt, aber auch vom milden Klima, das Wüsten- sowie Skisporterlebnisse ermöglicht, oder der vielfältigen Küche. Der fünftgrösste US-Staat beherbergt auch den längsten Abschnitt der Route 66.

6) Albuquerque: Die Hauptstadt von New Mexico zählt sicher zu den Geheimtipps der USA. 310 Tage Sonnenschein, zahlreiche Wandermöglichkeiten oder ein riesiges Flamenco-Festival im Juni locken. Die Route 66 selber wird an acht Stellen auf Stadtgebiet mit Hilfe von «Augmented Reality» (AR) präsentiert: Die AR-Anwendungen können mit dem eigenen Mobilgerät abgerufen werden und bieten immersive Einblicke in die Geschichte der Route 66, mitsamt interaktiver Geschichtenerzählung.

7) Kalifornien: Den bei Schweizer Touristen wohl beliebtesten Bundesstaat braucht man kaum vorzustellen. San Francisco, die Route 1, Los Angeles und mehr – hier gibt es für jeden Geschmack etwas. Und 344 Kilometer der Route 66! Die Workshop-Diskussion drehte sich denn auch mehr um die Frage, was bei den Schweizer Reiseverkäufern für Kalifornien gerade gefragt ist.

8) Santa Monica: Die Stadt vor den Toren von Los Angeles, direkt am Pazifik, bildet den Endpunkt der Route 66. Dank der pazifischen Brise ist es hier nie zu heiss. Und dank der Nähe zum Flughafen LAX ist Santa Monica auch ein idealer Stopover-Ort. Für Touristen spannend: Kuratierte Picknicks, die man für einen Strandtag bestellen kann. Oder den kostenlosen Shuttle-Service innerhalb der Stadt, den Circuit anbietet. So lässt sich das grosse Kultur- und Shopping-Angebot angenehm nutzen.

Ebenfalls Teil des Workshops war der Motorhome-Anbieter Cruise America. Entlang der Route 66 finden sich zahlreiche Campingplätze, weshalb die grosse Freiheit der US-Strassen mit einem Motorhome optimal zu erleben sind.

Fazit: Dem US-Tourismus geht es bislang noch gut und das touristische Angebot ist reichhaltig und modern wie eh und je. Die Schweizer Reiseverkäufer zeigten auch grosse Kenntnis der US-Ziele, was die Destinationsvertreter immer wieder verblüffte. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die geopolitische Lage genügend stabil bleibt, dass USA-Reisen für alle Interessenten weiterhin offen, zugänglich und bezahlbar bleiben.