Trips & Travellers

Mann gibt Betrug an Reisenden am Flughafen Zürich zu
Ein 39-Jähriger Mann hat am Mittwoch (19. März) vor Gericht einen Ticketbetrug am Flughafen Zürich gestanden. Er habe Probleme mit Geschäftspartnern gehabt, erklärte der Beschuldigte am Bezirksgericht Bülach. Kurz nach dem Start seines neuen Geschäfts an einem Schalter im Terminal 2 war dieses demnach schon in Schieflage.
Wie seine Verteidigerin sagte, geriet er in einen Teufelskreis, weil Charterflüge gestrichen wurden und Fluggesellschaften Probleme kriegten. Um seinen ersten Kunden Geld zurückzahlen zu können, habe er begonnen, neue Tickets zu verkaufen.
Er habe noch einen anderen Job am Flughafen gehabt und damit den Lebensunterhalt verdient. Das Geld von den Tickets habe ihr Mandant nur in das Geschäft gesteckt. Die Verteidigerin verlangte eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten.
Dutzende Reisende betrogen
Die Staatsanwältin forderte eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten und eine Busse über 1500 Franken. Der Beschuldigte habe mit dem Verkauf von Tickets ein regelmässiges Einkommen erzielt, rund 10'000 Franken im Monat. Dass er bei der Polizei sofort alles zugegeben habe und versuche, das Geld zurückzuzahlen, spreche aber für ihn.
Der Schweizer mit bosnischen Wurzeln brachte Dutzende um ihr Geld. Während zwei Jahren nutzte er den Schalter, später traf er Reisende auch zuhause oder in Geschäften. In einigen Fällen machte er das sogar noch nach seiner Verhaftung.
Der 39-Jährige gab den Geschädigten nach der Zahlung jeweils eine Reservationsbestätigung, Tickets erhielten sie aber nie. Auf Kontaktversuche reagierte er nicht mehr. Die Schadenssumme beträgt rund 140'000 Franken.
Tickets für die Sommerferien
An der Verhandlung nahmen auch vier von über 50 Geschädigten teil. Sie glaubten ihm die Reue nicht und warfen ihm vor, zu schauspielern. Eine Privatklägerin erzählte, dass er sie zuhause aufgesucht habe, um ihr Tickets zu verkaufen. Sie arbeite hart und habe wegen ihm Geld bei Verwandten und Freunden zusammenkratzen müssen. Alle forderten ihr Geld zurück, «bis auf den letzten Rappen».
Die Privatkläger brachten einen Einblick in das System. Viele der Geschädigten haben, wie der Beschuldigte, Wurzeln im Ausland und hörten offenbar über Freunde und Angehörige, dass der Beschuldigte günstig Tickets für Flüge in den Sommerferien verkauft. Einer erzählte, dass ihn der Angeklagte aufforderte, ihm neue Kunden zu bringen, «dafür kriegst du Rabatt».
Als die Geschädigten merkten, dass sie betrogen worden waren, war die Wut gross. Wie die Verteidigerin ausführte, gab es eine Gruppe, die beim Beschuldigten zuhause aufgekreuzt war. Sie hätten das Geld gefordert und gedroht, ansonsten Habseligkeiten mitzunehmen.
Erst die Polizei habe die Gruppe wegschicken können. Auch im Spital sei ihr Klient aufgesucht worden. Seine Ehe sei in die Brüche gegangen, die Kinder seien verängstigt. Im Schlusswort betonte der Beschuldigte erneut, dass ihm die Geschichte sehr leid tue, er sei in einen «Schlamassel» geraten. Er wolle das Geld zurückzahlen, es seien einfach zu viele Forderungen, um das sofort zu tun.
Ihn habe alles gesundheitlich sehr mitgenommen, er sei mit einem Herzinfarkt im Spital gelandet. Geschädigte hätten auch seinen Arbeitgeber informiert. Aber nur wenn er Arbeit habe, könne er die Schulden abzahlen. Das Gericht wird das Urteil an einem anderen Tag mündlich eröffnen.