Trips & Travellers

Die Generation Z ist auf Reisen erlebnisorientiert und möchte weg von der Masse, lautet die Einschätzung in der Schweizer Reisebranche. Bild: Adobe Stock

So reist die Generation Z

Markus Fässler

Die Generation Z ist die erste Altersgruppe, die vollständig in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist. Das hat auch einen Einfluss auf das Reiseverhalten und die Ansprüche an die Ferienziele.

Öfter, kürzer, günstiger und häufig alleine: So reist die Generation Z, also jene mit den Jahrgängen 1995 bis 2010, gemäss der Travel-Trends-Studie der Strategieberatung Simon-Kucher. So verreist die Gen Z im Sommer zwar häufiger als die Baby Boomer, hat mit 6,5 Tagen aber die kürzeste durchschnittliche Reisezeit. Zum Vergleich: Bei den Millennials sind es 7,7 Tage, bei der Gen X 8,8 und bei den Baby Boomern 9,5.

Geht es um die Reiseplanung, holt sich rund die Hälfte der Gen Z laut einer Studie von Holiday Check Inspiration aus dem sozialen Umfeld. Doch als erste Generation, die vollständig in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist, dienen auch Soziale Medien wie Instagram, Youtube und TikTok als Quelle.

Kundengewinnung mit Social Media

Kein Wunder also setzen auch die Schweizer Reiseveranstalter bei der Kundengewinnung innerhalb der Gen Z auf Social Media. «Bei Kuoni sind wir seit einiger Zeit insbesondere auf TikTok und Instagram aktiv. Bei Helvetic Tours und Lastminute.ch verfolgen wir eine noch dynamischere Strategie: Neben einer starken Präsenz auf Social Media bedienen wir gezielt aktuelle Trends innerhalb dieser Kanäle. Unsere Werbekampagnen transportieren Werte wie Spontanität, Flexibilität und Authentizität – alles Aspekte, die für die Generation Z besonders relevant sind», sagt Oliver Howald, Head of Sales Dertour Suisse, zu der die genannten Marken gehören.

Auch der Sprachreisenspezialist Linguista wirbt auf Instagram, Tiktok, ebenso wie an bestimmten Bildungsmessen oder direkt an den Schulen.

Exotische Ziele im Trend

Während bei Dertour Suisse und auch beim Asien-Spezialisten Tourasia der Anteil Gen Z-Kunden eine Minderheit ausmacht, ist sie bei Linguista die klare Mehrheit, so dass bereits neue, auf die Generation ausgerichtete Produkte in Planung sind. «Die Mitglieder der Gen Z sind jetzt oftmals in der Lebensphase, in der sie Zeit für einen längere Auslandaufenthalt haben», sagt Claudio Cesarano, CEO Media Touristik AG, zu der die Marke Linguista Sprachaufenthalte gehört.

Hoch im Kurs stehen dabei Reisen für Englisch (Grossbritannien, Australien, Kanada oder USA) oder Französisch (Frankreich), da dies die meistgefragten Sprachen für die berufliche und akademische Zukunft sind. Aber auch exotischere Destinationen wie Korea und Japan liegen im Trend. «Bei diesen Sprachreisen können sie in eine in ihrer Generation beliebte Kultur eintauchen und gleichzeitig das Land bereisen. Für Spanisch wollen die meisten nach Costa Rica und kombinieren dort ihre Sprachreise mit einem Trip durchs Land. Kulturelle Authentizität ist dieser Generation sehr wichtig», so Cesarano.

Ein steigendes Interesse an Ferien in Japan und Südkorea erkennt auch Farah Mettler, Head of Marketing Tourasia, während Dertour Suisse feststellt, dass im Vergleich zu älteren Generationen der Anspruch an Unterhaltung am Reiseziel höher, der Anteil kulturell geprägter Reisen, Kreuzfahrten oder geführter Rundreisen hingegen tiefer ist. Gut gebucht sind hier unter anderem die Balearen, europäische Städte mit guter Bahnanbindung ab der Schweiz, Fernstreckendestinationen wie Australien oder Lateinamerika, wo oft Sprachaufenthalte mit Entdeckungsreisen kombiniert werden, Asien mit Thailand und Bali oder die Dominikanische Republik.

Nachhaltigkeit ja, aber…

Uneinigkeit herrscht innerhalb der Gen Z bei den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Gemäss der Studie von Holiday Check legen nur gerade 50% bei der Reiseplanung Wert darauf. Das nehmen auch die Veranstalter so wahr.

«Obschon Nachhaltigkeit gerade bei den jungen Generationen ein grosses Thema zu sein scheint, ist es bei der Reisenachfrage weniger der Fall. Die Gen Z legt den Fokus eher auf einzigartige und authentische Erlebnisse», sagt Farah Mettler von Tourasia. «Einerseits reden viele über das Thema Nachhaltigkeit und wie wichtig ihnen dies ist. Andererseits ist dann nur ein kleiner Teil dazu bereit, CO2-Kompensationszahlungen für einen Flug zu leisten oder den längeren Weg mit dem Zug auf sich zu nehmen – obwohl wir diese Alternative explizit anbieten», so Cesarano von Linguista. Bei Dertour Suisse heisst es, dass bei vielen Gästen der Gen Z ein besonderes Bewusstsein für nachhaltiges Reisen vorhanden sei, was sich beispielsweise in einem hohen Anteil Bahnreisen widerspiegele.

Emotionen bei der Beratung schaffen als A und O

Den Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Massenzielen versuchen auch die zukünftigen Tourismusprofis, die derzeit an der Höheren Fachschule für Tourismus (IST) in Zürich studieren, zu schaffen. «Wichtig sind der Gen Z Diversität, Nachhaltigkeit, viel Flexibilität und Individualisierung. Es ist eine komplexe Zeit. Die Studierenden möchten zur positiven Weiterentwicklung beitragen und gegen den Massentourismus mit überlaufenen <Geheimtipps> wirken. Aber andererseits lässt man sich natürlich trotzdem jeden Tag berieseln und von Social Media inspirieren», sagt Xoana Janner, Gesamtschulleiterin IST Zürich und Lausanne.

Carla Riss, ehemalige IST-Studentin und Co-Founderin von Meraki Travel Zürich, das weltweite Gruppen- und Individualreisen für «Junge und Junggebliebene» anbietet, ergänzt: «Die Generation ist ganz klar erlebnisorientiert und möchte weg von der Masse. Doch auf Social Media gibt es so viele Anreize und Trends, dass sie diese Orte auch besuchen wollen.» Das wiederum stellt die Reisebranche vor neue Herausforderungen. Denn: «Chatten mit der Reiseberaterin oder dem Reiseberater und sich austauschen sind das A und O. Da Social Media ständig Emotionen liefert, genügt eine 0815-Reiseofferte nicht mehr.»

Reisetipps von der GenZ für die GenZ

Adela Cemal, Linguista.

Adela Cemal, Travel Expert, Linguista Sprachaufenthalte: «Mein absoluter Tipp für alle, die es in die Ferne zieht, ist Kyoto in Japan. Dort kann man perfekt in die traditionelle Kultur Japans eintauchen und das faszinierende Land bei einem Sprachkurs besser kennenlernen. Durch die zentrale Lage Kyotos lassen sich von hier aus mit dem Zug viele weitere bekannte Ort wie Osaka oder Kobe besuchen. Wer lieber in Europa bleiben will, dem empfehle ich Nizza in Südfrankreich. Die Stadt ist von der Schweiz aus gut mit dem Zug erreichbar und bietet mediterrane Temperaturen verbunden mit viel Geschichte. Dies ist einer der beliebtesten Sprachreiseorten der Gen Z und auch ich selbst habe dort schon einen Sprachkurs absolviert und habe die entspannte Atmosphäre sehr genossen.»

Leonie Wussler, Kuoni.

Leonie Wussler, Travel Consultant, Kuoni-Filiale Basel Gerbergasse: «Die Dominikanische Republik ist ein perfektes Reiseziel für junge Leute, die nach einer Mischung aus Entspannung und Abenteuer suchen. Es warten Sandstrände, das Meer und viele Sonnenstunden. Das aufregende Nachtleben in Städten wie Punta Cana und Santo Domingo mit Clubs und Bars bis in die frühen Morgenstunden sorgt für unvergessliche Erlebnisse. Dazu kommen Sehenswürdigkeiten wie die historische Altstadt von Santo Domingo oder die mystischen Höhlen von Los Haitises. Abseits der Strände gibt es beeindruckende Berglandschaften, Wasserfälle und unberührte Natur zu entdecken. Die Einheimischen sind unglaublich gastfreundlich, was das Reisen besonders angenehm macht.»

Farrah Mettler, Tourasia.

Farrah Mettler, Head of Marketing, Tourasia: «Ich empfehle die exklusive Fotografie-Reise «Japan im Fokus» mit Fotograf und Japan-Kenner Marcel Bisig. Während 18 Tagen geht es ab Tokio auf Entdeckungsreise. Unterwegs kann man die Leidenschaft für die Fotografie und Japan mit Gleichgesinnten teilen. Die Tour führt durch malerische Landschaften und lebhafte Städte, während die herbstlichen Farben der japanischen Ahornbäume (Momiji) das Land in ein prächtiges Farbenmeer hüllen. Die unvergesslichen Reiseerlebnisse kann man dabei auf Bildern festhalten. Für zusätzliche Inspiration sorgt die Expertise von Marcel Bisig. Die Reise bietet die perfekte Gelegenheit, den japanischen Herbst von seiner schönsten Seite zu erleben und dabei die fotografischen Fähigkeiten zu verfeinern.»