Trips & Travellers

Roland Zeller: «Wir brauchen Nachwuchs, der den Schritt in die Selbständigkeit wagt»
Der Berner Roland Zeller startete seine Karriere mit einer klassischen Reisebürolehre, sammelte wertvolle Auslandserfahrungen und wagte dann den grossen Schritt: Im Jahr 2000 gründete er Travel.ch, eines der ersten Online-Reisebüros der Schweiz – ein echtes Pionierprojekt.
Nach dem Verkauf seines Unternehmens an Hotelplan im Jahr 2012 verlagerte Zeller seinen Fokus auf Start-ups. Heute investiert der 56-Jährige vor allem in Tourismus- und Digital-Health-Unternehmen und sitzt in neun Verwaltungsräten – mit unterschiedlich grossem zeitlichem Engagement. Sein scharfer Blick auf die Branche macht ihn nicht nur zu einem gefragten Experten, sondern auch zu einem der kritischsten Beobachter der Schweizer Reiseindustrie.
Im neusten «Travel News Talk» spricht Roland Zeller über den Verkauf von Hotelplan und zeigt sich dabei zuversichtlich. Er habe Vertrauen in Dertour, sagt er, denn die Gruppe habe bereits vor rund zehn Jahren Kuoni übernommen und erfolgreich durch schwierige Zeiten gesteuert – trotz erheblicher Widerstände, darunter sogar eine Pandemie. «Sie haben Dertour Suisse zum Erfolg geführt und wissen genau, was sie tun», so Zeller. Aus ihrer Perspektive sei die Übernahme daher ein durchdachter und sinnvoller Schritt.

Für das Filialgeschäft sieht Roland Zeller durchaus Potenzial – insbesondere für spezialisierte Reisebüros, die nahe an der Kundschaft sind und massgeschneiderte Erlebnisse bieten. Dennoch ist für ihn klar: Nicht alle 82 Hotelplan- und 71 Kuoni-Filialen werden langfristig bestehen bleiben. «Nach einem Zusammenschluss sind Veränderungen unausweichlich – sei es im Management oder dort, wo sich die Strukturen der beiden Unternehmen überschneiden», erklärt er. Am Ende werde wirtschaftlich entschieden.
Zeller befürchtet, dass der Schweizer Reisebüromarkt zunehmend vereinheitlicht wird. «Ich sehe die Gefahr eines Einheitsbreis – ein Netz aus Kuoni- und Hotelplan-Filialen sowie TUI-Reisebüros ohne klare Differenzierung.» Umso wichtiger sei es, dass sich junge Reiseprofis trauen, eigene Wege zu gehen. «Wir brauchen Nachwuchs, der den Schritt in die Selbständigkeit wagt – sei es mit einem eigenen Reisebüro oder indem er eine bestehende Kuoni- oder Hotelplan-Filiale übernimmt, die auf dem Prüfstand steht.»
Die Erfolgsaussichten dafür seien aus seiner Sicht vielversprechend. «Früher hiess es, für ein Reisebüro braucht es ein Telefon und einen Katalog – heute reicht ein Laptop, und man kann praktisch schon loslegen», so Zeller.
Weiter gibt der Investor im Podcast auch spannende Einblicke in seine Rolle als Business Angel – mit all ihren Höhen und Tiefen. Er erzählt, welche Start-ups ihn begeistert haben, welche grandios gescheitert sind und worauf es wirklich ankommt, um erfolgreich durchzustarten. Zudem verrät er, welches Investment sich als sein bislang bestes entpuppt hat und mit welcher Tourismus-Idee man bei ihm garantiert auf taube Ohren stösst.