Trips & Travellers

In 31'000 Liedern wird New York besungen, zeigt eine Studie voin Musixmatch. Bild: Adobe Stock

Die meistbesungenen Städte der Welt

Christian Haas

Von der Reise-Sehnsucht können die meisten ein Lied singen. Das tun Künstler schon seit jeher. Von welchen Städten sie besonders schwärmen? Eine Studie hat unter mehr als 15 Millionen Songs die meistbesungenen Städte eruiert.

Ein Lied sagt mehr als tausend Worte. Beispiel Bochum. Wer an die Stadt im Ruhrpott denkt, hat in der Regel schnell Herbert Grönemeyers gleichnamigen Gassenhauer im Ohr und damit Textzeilen wie «Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau» oder «Hier, wo das Herz noch zählt, nicht das grosse Geld». Im Falle der bayerischen Landeshauptstadt sorgt der Oktoberfest-Evergreen «In München steht ein Hofbräuhaus» vermutlich für einen grösseren Nachhall im In- und Ausland als ein Dutzend globaler Werbekampagnen.

Ganz zu schweigen von Frank Sinatras «New York, New York» – von dieser Welthymne wird das Stadtmarketing noch Jahrzehnte zehren. Wobei die «City that never sleeps» von sehr vielen Seiten musikalische Verehrung erfährt. Keine andere Stadt der Welt wird so oft besungen wie der Big Apple.

Im Namen oder im Liedtext

Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie, die das Ferienhausvergleichsportal Holidu in Zusammenarbeit mit Musixmatch, der weltgrössten Plattform für Liedtexte, vor einiger Zeit veröffentlichte – und nun aktualisiert hat. Dabei wurde die Gesamtzahl aller Lieder bestimmt, die entweder im Namen oder im Liedtext den Namen einer Stadt erwähnen. Doppelungen innerhalb eines Liedes oder durch verschiedene Versionen desselben Künstlers wurden ausgeschlossen.

Recherchiert wurde auf Englisch und in der jeweiligen Landessprache – in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, den USA, Grossbritannien, Portugal und Brasilien. Das Ergebnis: Unter rund 15 Millionen Songs fanden sich bei der bislang grössten Untersuchung dieser Art etwas mehr als 31'000 Lieder, bei denen New York entweder im Titel oder im eigentlichen Text vorkam. Darunter sind moderne Hits wie Taylor Swifts «Welcome to New York» oder Ed Sheerans «New York» ebenso dabei wie ältere Vertreter im Stile von Udo Jürgens’ «Ich war noch niemals in New York». Mit «No sleep till Brooklyn» haben die Beastie Boys ihrem New Yorker Bezirk ein weltberühmt gewordenes Denkmal gesetzt. Dass der Name der Stadt nicht immer explizit genannt wird und ihr dennoch gehuldigt wird, zeigen Jay-Z und Alicia Keys mit «Empire state of mind» und Bruce Springsteen mit «The Rising».

New York, Paris, London

Auf den weiteren Plätzen folgen, wenn auch mit grossem Abstand, Paris (ca. 20'000, etwa «Paris» von Edith Piaf) und London (ca. 14.000, darunter etwa «London Calling» von The Clash) vor Rom, New Orleans und Miami, bevor es als häufigster deutscher Vertreter Berlin als vierte europäische Hauptstadt immerhin auf Platz sieben schafft.

Mehr als 6000 Songs aus aller Welt besingen die Spree-Metropole, wobei deutschsprachige Interpreten klar in der Überzahl sind. Der Künstlerreigen reicht von Marlene Dietrich über Kraftklub bis zu Rapper Sido und Peter Fox, der mit seinem Hit «Schwarz zu blau» eine besonders vielseitige Stadtcharakteristik ablieferte. Bei den Top 10 aus Deutschland stehen zudem Hamburg und Frankfurt auf dem Treppchen, gefolgt von München und Bonn, das überraschendweise bislang mehr musikalische Denkmäler bekam als etwa Köln oder Düsseldorf. Bochum ist im Ranking übrigens weit abgeschlagen – zumindest mengenmässig …

Memphis, Montreux, Zürich

Dass Musik auch Reisende in ihren Zielen (zumindest mit) beeinflusst, ist unbestritten. Der Tenor: einmal auf den Spuren des Lieblingssongs wandeln. Oder noch besser: auf den Pfaden ihrer Idole. So pilgern Zehntausende zum Elvis-Presley-Anwesen nach Memphis, spazieren auf den Spuren von Edith Piaf durch Paris, schauen sich im Schweizer Montreux an, wo Freddy Mercury neue Queen-Songs einspielte oder stimmen in Hamburger Kneipen in Hans Albers‘ «Auf der Reeperbahn nachts um halb eins» ein.

Und was ist mit der Schweiz? Nicht, dass es an grossartigen Künstlerinnen und Künstlern mangeln würde – wohl aber an Songs über Schweizer Städte. Klar, es gibt schon einige Beispiele, etwa «Züri» von Faber oder «Leu vo Züri» von Dodo, doch in die europäischen Top 20 hat es kein einziger Vertreter aus dem Alpenland geschafft. Kleiner Trost: Die Schweiz stellt mit Nemo den aktuellen Gewinner des European Song Contests und fungiert damit als Ausrichter der nächsten Runde. Konkret: Am 17. Mai schaut die europäische (Musik-)Welt also nach Basel …