Trips & Travellers

Beat Künzler ist seit 17 Jahren Inhaber des Reisebüros Arotur im Bündner Tourismusort Arosa. Bild: TN

Beat Künzler: «Zwei von uns würde es in Arosa nicht vertragen»

Beat Künzler, Inhaber des Reisebüros Arotur in Arosa, spricht im aktuellen «Travel News Talk» darüber, welche Herausforderungen ein Reisebüro in einem Tourismusort mit sich bringt und warum ihn trotz verlockender Angebote nie etwas zurück in die Stadt gezogen hat.

Beat Künzler lebt dort, wo andere Ferien machen – auf knapp 1800 Metern über Meer, mitten im Bündner Bergidyll Arosa. Sein Weg in der Reisebranche begann vor 35 Jahren mit einer KV-Lehre bei SSR Reisen in Zürich. Doch das Leben in der flachen Agglomeration reichte ihm nicht: 1994 folgte der entscheidende Schritt. «Ich muss weg!», dachte sich der Säuliämtler – und fand in Arosa seine grosse Liebe: die Berge, den Schneesport und ein neues berufliches Zuhause im Reisebüro Arotur.

Was als Mitarbeiter begann, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte: Erst Geschäftsführer, dann 2008 stolzer Inhaber des kleinen, aber feinen Reisebüros mitten im Tourismusort. Im aktuellen «Travel News Talk» erzählt Künzler, wie er es geschafft hat, sich über Jahrzehnte in einer Gemeinde mit nur rund 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu behaupten. Er spricht über die besonderen Herausforderungen eines Reisebüros in einem Ferienort und erinnert sich an die dunklen Tage der Corona-Pandemie – eine Zeit, die ihn bis heute emotional bewegt.

Eingebettet zwischen einem Spezialitätenladen und einem Kebab-Imbiss: Beat Künzlers Reisebüro Arotur. Bild: TN

«Arotur hat 95 Prozent Stammkundschaft», sagt Beat Künzler. Der grösste Teil kommt direkt aus Arosa oder aus dem übrigen Graubünden. Doch es sind nicht nur die Einheimischen, die das Reisebüro schätzen: Auch Besitzer von Ferienhäusern gehören zum festen Kundenstamm. «Viele merken, dass es nichts Schöneres gibt, als in den Ferien gleich die nächsten Ferien zu planen», so Künzler. Und dann gibt es noch die ganz besonderen Kundinnen und Kunden – verstreut über die ganze Welt: von Argentinien über China bis nach Neuseeland.

Die intensivste Zeit des Jahres erlebt Arotur zwischen Januar und April. «Bis Ende April muss ich 75 Prozent des Jahresumsatzes drin haben – mit Abreisen bis Ende Mai», erklärt der Reisebüro-Inhaber. Danach wird es ruhiger. Während der Zwischensaison im Mai, wenn in Arosa drei Wochen Schulferien sind, zieht es fast alle Einheimischen selbst in die Ferne.

Einmal wollte einer der grossen Reiseveranstalter eine Filiale in Arosa eröffnen. «Am Ende kam es nicht dazu», erinnert sich Künzler mit einem Schmunzeln – und ist bis heute froh. «Zwei von uns würde es in Arosa nicht vertragen», sagt er. Es scheint, als hätte der Reisegigant gespürt, dass er gegen das Vertrauen, das Künzler mit Arotur aufgebaut hat, schwer ankommen würde.

Der Erfolg gibt dem Wahl-Bündner recht: Er setzt auf Bewährtes und lässt sich nicht von jedem neuen Trend treiben. «Warum ändern, was funktioniert?» meint er mit einer Gelassenheit, die nur jemand haben kann, der sich in einer der schönsten Berglandschaften der Schweiz sein ganz eigenes kleines Imperium geschaffen hat.

(RSU)