Trips & Travellers
Grossaktionär Kühne teilt gegen Swiss und Lufthansa aus
Mit 18,8 Prozent der Anteile ist Klaus-Michael Kühne der mit Abstand einflussreichste Aktionär der Lufthansa Group – weit vor dem zweitgrössten Anteilseigner, der gerade einmal auf etwa drei Prozent kommt. Bisher gab sich der milliardenschwere Logistikunternehmer eher zurückhaltend, doch jetzt ist Schluss mit der Ruhe.
Der Absturz des Aktienkurses bringt ihn in Rage, und Kühne redet Klartext: «Bisher machen wir keinen Druck, aber wir werden in Kürze mit den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Vorstands sprechen», sagt er ein einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Abo).
Kühne schimpft gegen Sparmassnahmen
Seine Kritik ist umfassend: Zu viele Nebenprodukte, zu viele Marken, zu wenig Fokus – und der sinkende Aktienkurs als Folge einer «angreifbaren» Strategie. Doch besonders im Kreuzfeuer steht die Swiss, einst die Vorzeige-Airline der Lufthansa Group. «Der Komfort und der Standard sind gesunken», urteilt Kühne, wie er das bereits früher einmal tat (Travelnews berichtete).
Was ihn besonders ärgert: Der massive Einsatz von Wet-Lease-Partnern wie Air Baltic und Helvetic Airways. «Die Partner haben ein ganz anderes Produkt oder sehr enge Flugzeuge», so Kühne. Für den 87-Jährigen, der selbst in der Schweiz lebt, ist das ein Unding.
Kühne ist überzeugt, dass die Lufthansa ihre Kernmarke vernachlässigt hat – und damit auch ihre Spitzenposition im internationalen Wettbewerb: «Sie steht nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines. Dass man es so weit hat kommen lassen, bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion, das wundert mich sehr.»
Mit knapp 20 Prozent der Anteile hat der Logistik-Tycoon bereits jetzt erheblichen Einfluss. «Damit kratzen wir an der Hauptversammlungsmehrheit, weil nur rund 40 Prozent der Aktionäre zur Hauptversammlung kommen», so Kühne. Trotz seiner Kritik betont der Unternehmer, dass er keine Konflikte suchen will: «Wir wollen keinen Streit», sagt er. Doch Kühne schickt noch einen Nachsatz hinterher: «Aber wenn es hart auf hart kommt, könnten wir darüber nachdenken, diesen Hebel zu nutzen.»