Trips & Travellers
Robert Schwarz: «Viele, die erstmals Polarlichter sehen, sind enttäuscht»
Astrophysiker Robert Schwarz hat fast 14 Jahre seines Lebens am kältesten und abgelegensten Ort der Erde verbracht – am Südpol. Als einer der wenigen Menschen, die den antarktischen Winter mehrfach durchlebten, trotzte er monatelanger Dunkelheit und Temperaturen von bis zu Minus 80 Grad Celsius.
Seine Mission: Das Universum beobachten und bahnbrechende Daten sammeln, die uns neue Einblicke in ferne Galaxien und die Geheimnisse der Dunklen Materie eröffnen. Schwarz erforschte den Urknall und schaute dabei fast 14 Milliarden Jahre in die Vergangenheit.
Für den deutschen Forscher war der Südpol mehr als nur ein Arbeitsplatz. Der Ort brachte ihn physisch und mental an seine Grenzen, schenkte ihm zugleich aber auch ganz viele unvergessliche Erlebnisse.
Polarlichter und die Faszination Antarktis
Travelnews traf Schwarz Ende September bei den Discovery Days in Flims zum Gespräch. Im «Travel News Talk» erzählt er, dass seine erste Reise an den Südpol eher zufällig als geplant zustande kam, wie er die extreme Kälte und Dunkelheit bewältigte und welche Hobbies ihn in der Antarktis beschäftigten.
Auch das Thema Essen kommt zur Sprache: Alles sei zunächst tiefgefroren, erzählt der Forscher. «Am Südpol gibt es beheizte Kühlschränke für Lebensmittel, die nicht eingefroren bleiben dürfen, sowie normale, begehbare Gefrierschränke mit minus 18 Grad, die quasi als Auftaukammern dienen.»
«Denn wenn das Essen von minus 50 oder minus 60 Grad kommt, muss es sich auf minus 18 Grad erwärmen, sonst müsste man bis zu vier Tage warten», erklärt Schwarz. Der Koch müsse also immer genau vorplanen, was er kochen möchte. «Meine Esserfahrungen am Südpol waren meist positiv.»
Schwarz spricht auch über seine persönlichen Highlights am Südpol – und dazu zählten für ihn, auch nach unzähligen Beobachtungen, immer wieder die Polarlichter. Er versteht den Hype um Reisen in den Norden, bei denen Menschen die Nordlichter sehen wollen, warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen: «Viele, die zum ersten Mal Polarlichter sehen, sind enttäuscht.»
Es sei ein bisschen wie beim Tauchen: Man hat diese faszinierenden Bilder im Kopf, aber vor Ort ist es vor allem eins – dunkel. Wenn die Polarlichter nicht besonders intensiv sind, sieht man zunächst nur einen gräulichen Schleier. Oft zeigen neuere Handys durch das Display bereits mehr Farben als das blosse Auge. Doch bei grösseren Ausbrüchen leuchten die Farben auch für uns klar und deutlich.»
Schwarz, selbst erfahrener Expeditionsreisender, spricht im Talk auch über die Auswirkungen des zunehmenden Tourismus in der Antarktis und erläutert, warum Kreuzfahrten dorthin für ihn ein zweischneidiges Schwert sind. Zudem verrät er im Gespräch, welche Körperstellen bei extremer Kälte besonders empfindlich reagieren.