Trips & Travellers
Tested Hausbootferien – Entschleunigung auf dem Wasser
Sabine DenzelHausboote ohne Bootsführerschein sind in Europa immer mehr im Trend – und das aus gutem Grund. Eine Reise auf dem Wasser bringt Entspannung, Abenteuer und Naturerlebnisse in einem.
Für unsere Kurzferien mit der Familie haben wir uns für das Elsass entschieden und ein Boot der Firma Nicols gemietet. Mit Platz für sechs bis acht Personen war die «Marmoutier» das perfekte Zuhause für unsere entspannte Reise.
Im Hafen von Saverne starteten wir – nach einer unkomplizierten Übernahme des Bootes und einer kurzen Einweisung. Eile sucht man hier vergebens, denn mit Schrittgeschwindigkeit tuckerten wir durch den Kanal. Ja, man ist so langsam, dass man zwischen den Schleusen problemlos zu Fuss mit dem Hund nebenher laufen kann und rechtzeitig zum Helfen wieder an der Schleuse ist.
Obwohl unser Boot einfach ausgestattet war, fehlte es an nichts: Ein Kühlschrank, Gasherd, Backofen, sowie zwei Toiletten und Duschen boten alles Nötige für einen komfortablen Aufenthalt. Das Anlegen am Ufer, abseits der Häfen, ermöglichte es uns, einsame und ruhige Abende in der Natur zu geniessen.
Die Route führte uns Richtung Hesse, vorbei an kleinen Dörfern und Sehenswürdigkeiten. Highlights der Reise waren das beeindruckende Schiffshebewerk und die Fahrten durch die Kanaltunnel. Schleusen wurden schnell zur Routine und das Abenteuer des Navigierens auf dem Wasser machte die Tage kurzweilig und spannend.
Wichtige Tipps für Hausbootferien:
- Hausbootferien sind ideal für Familien, allerdings sollten Kinder ein gewisses Alter erreicht haben. Unsere fünfjährige Tochter war zwar mit an Bord, doch beim Klettern im und um das Boot blieb uns trotz Schwimmweste das Herz gelegentlich stehen. Zudem konnten die Kleinen nur begrenzt mithelfen, was die Fahrt für sie manchmal zuweilen etwas langweilig machte.
- Entlang des Kanals gibt es immer wieder charmante Dörfer, wo man sich morgens wunderbar mit Croissants, Baguettes und Pain au Chocolat versorgen kann. Allerdings sind grössere Supermärkte rar. Daher empfiehlt es sich, schon vorab gut mit Lebensmitteln und Vorräten ausgestattet zu sein.
- Bei der Bootswahl lohnt es sich, eine grosszügigere Variante zu wählen. Oft wird der Esstisch im Wohnbereich als zusätzlicher Schlafplatz berechnet – mehr Platz schafft hier mehr Komfort.
- Elektrizität ist an Bord eher knapp bemessen: 220V-Steckdosen sind selten und nur in Häfen gegen Gebühr verfügbar. Auch 12V-Anschlüsse sind begrenzt, bei uns gab es lediglich einen Zigarettenanzünder. Ein Adapter für mobile Geräte sollte daher unbedingt mitgebracht werden.
Unser Fazit: Hausbootferien sind ein Vergnügen, das immer wieder neue Entdeckungen ermöglicht – dank der Vielfalt an wunderschönen Fahrgebieten. Ganz oben auf unserer Liste für die nächsten Reisen stehen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Dort gibt es Boote, auf denen man sogar im eigenen Camper übernachten kann, der dann mit auf das Wasser darf. Auch Irland reizt uns sehr – dort darf man zwar nur in den Häfen anlegen, aber dafür locken in jedem Hafen gemütliche Pubs und die Herzlichkeit der Iren. Vielleicht geht es das nächste Mal auch in die Niederlande! Oder doch ins sonnige Südfrankreich? Fast alles ist reizvoll. Hausboot ahoi!