Trips & Travellers
«Unsensibel ist nicht zwingend unangebracht»
Die Vorstandsmitglieder der «Travel Professionals Switzerland» (TPS), dem grössten Zusammenschluss unabhängiger Reiseunternehmen in der Schweiz, lassen sich künftig eine Entschädigung von 4000 Franken pro Jahr auszahlen – ein Drittel mehr als bisher.
Travelnews kritisierte den entsprechenden Antrag des Vorstands an der Generalversammlung als «unsensibel», weil gleichzeitig alle «gewöhnlichen» TPS-Mitglieder stärker zur Kasse gebeten werden – durch einen fast 300 Franken höheren Jahresbeitrag.
TPS-Co-Präsident Kurt Eberhard wartet mit einer Replik auf und weist darauf hin, dass der Kommentar von Travelnews einige wichtige Punkte ausblende, die es unbedingt zu berücksichtigen gelte:
- Die Mitglieder des Vorstandes haben in der Gründungsphase fast anderthalb Jahre ohne jegliche Entschädigung mit Herzblut und unter grossem Zeitaufwand für den späteren Erfolg der TPS gearbeitet.
- Der Vorstand trifft sich pro Jahr zu zwei bis drei ordentlichen Sitzungen und einem jährlichen Strategie-Retreat von zwei Tagen. Hinzu kommen Video-Calls und Stellungnahmen zu Mails etc. Wenn man nun die 4000 Franken Entschädigung auf einen Stundenlohn herunterrechnet, ergibt das bei konservativ gerechneten sechs Tagen pro Jahr zu je zehn Stunden (inklusive An- und Rückreise) Einsatz für die TPS einen Stundenlohn von rund 66 Franken. Dabei noch nicht berücksichtigt sind die Transportkosten zu und von den Orten der Vorstandssitzungen, die mit der Pauschale bereits abgegolten sind.
- Dieser Stundenlohn ist zugegebenermassen mehr, als eine Putzfrau verdient, aber jetzt auch nicht gerade auf «Bereicherungsniveau». Mit einer Ausnahme sind alle Vorstandsmitglieder Unternehmerinnen und Unternehmer und werden nicht von Firmen im Angestelltenverhältnis in den Vorstand delegiert. Diese Vorstandsmitglieder sind nicht alle Multimillionäre. Die Zeit, die sie für die TPS investieren, fehlt ihnen, um ihren eigenen Unternehmerlohn zu erarbeiten oder das eigene Unternehmen weiterzubringen.
- Der TPS-Vorstand hat sich bei der Gründung für grösstmögliche Transparenz entschieden. Deshalb wurde die jährliche Genehmigung der Vorstandsentschädigung durch die GV in den Statuten festgeschrieben. Diese Transparenz ist dem Vorstand wichtig und heilig. Niemand soll ihm Mauscheleien vorwerfen können.
Abgeleitet aus obiger Argumentation scheint die Erhöhung von 3000 auf 4000 Franken nicht völlig unangebracht. Wo man hingegen Verständnis aufbringen kann, ist die Kritik am Zeitpunkt der Erhöhung.
Dieser war insofern unsensibel gewählt, als er mit einer gleichzeitigen Erhöhung der Mitgliederbeiträge den Anschein erweckt, dass der Vorstand sich eine höhere Entlöhnung über höhere Mitgliederbeiträge finanzieren lässt. Das war ungeschickt. Der Vorstand der TPS streut sich Asche aufs Haupt und gelobt Besserung.