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Nach der FTI-Pleite kümmern sich die Schweizer Reiseveranstalter um Ersatzbuchungen – und können so insbesondere ihr Sommergeschäft ankurbeln. Bild: Adobe Stock

So profitiert die Konkurrenz von der FTI-Pleite

Reto Suter

Einen Monat ist es her, seit die FTI Insolvenz angemeldet hat. Jetzt kristallisiert sich heraus, in welchem Umfang die Mitbewerber Buchungen dazu gewinnen. Travelnews hat in der Schweizer Reisebranche nachgefragt.

Man könnte böse und polemisch sein. Dann würde man für die Reisebranche das Bild von Hyänen zeichnen, die sich über alles hermachen, was nach der Pleite der FTI Group noch übrig ist. Denn: Unter dem Label «Unterstützung für FTI-Kunden» legten sich die Mitbewerber mit Angeboten ins Zeug – kaum hatte der drittgrösste deutsche Reiseveranstalter Insolvenz angemeldet (Travelnews berichtete).

Auch wenn für diese «Hilfsangebote» nicht Selbstlosigkeit im Vordergrund steht: Das Bild der Hyänen ist überzeichnet. Dass die FTI-Konkurrenz in einem sehr umkämpften Markt ihre eigenen Buchungseingänge erhöhen möchte, ist nachvollziehbar. Umso mehr, weil das Sommergeschäft in diesem Jahr lange Zeit nicht nach Wunsch lief.

Rund einen Monat nach der FTI-Pleite zeigt sich: Die Mitbewerber sind – angeheizt durch Rabattaktionen und die Übernahme von FTI-Dossiers – im Aufwind. Bei den grossen Veranstaltern liegen die Buchungszahlen für den Sommer seit Anfang Juni über den Vorjahreswerten. Travelnews wollte von Reiseveranstaltern und Reisebüros wissen, inwiefern ihnen die FTI-Pleite in die Karten spielt.

Konkurrenz wickelt viele Ersatzbuchungen ab

«Wir sind bereit, die Kundinnen und Kunden von FTI bei Umbuchungen zu unterstützen und passende Angebote für sie zu finden», sagt Hotelplan-Sprecherin Julia Ochsner. «Mit der B2B-Marke Vtours Suisse, die auf Pauschalreisen spezialisiert ist, unterstützen wir zudem die Reisebüro-Agenturen mit einem guten Serviceangebot.»

In Deutschland sei die Nachfrage spürbar gestiegen. «Auch mit unseren Spezialistenmarken Travelhouse und Tourisme pour tous konnten wir unseren Partneragenturen insbesondere im Bereich Mietwagen- und Motorhome-Reisen Unterstützung zusichern», so Ochsner. Um den Kundinnen und Kunden auch bei erhöhter Nachfrage ein breites Angebot zu attraktiven Konditionen bieten zu können, kaufe Hotelplan zusätzliche Flug- und Landleistungen wie Hotels ein.

Bei allen geschäftlichen Vorteilen denkt Hotelplan-Sprecherin Julia Ochsner auch an die Angestellten der FTI, die durch die Pleite ihren Job verloren haben. «Wir bedauern die Konkursmeldung der FTI Touristik GmbH. Unsere Gedanken sind bei den Mitarbeitenden, und wir wünschen ihnen für die kommende Zeit Durchhaltevermögen und positive Perspektiven», sagt sie. Ein Votum, das wohl alle in der Branche unterschreiben würden.

Bei Dertour Suisse profitiert die Marke Helvetic Tours von zusätzlichen Buchungen. «In den vergangenen Wochen haben wir uns stark dafür engagiert, betroffenen Kundinnen und Kunden sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft einen valablen Ersatz für nicht mehr mögliche Reisen anzubieten», erklärt Sprecher Markus Flick. Das sei regelmässig gelungen.

Ebenfalls schon mehrfach in die Bresche gesprungen ist ITS Coop Travel. Geschäftsführer Andi Restle sagt auf Anfrage: «In den letzten vier Wochen haben einige Reisebüros Ersatzbuchungen bei uns vorgenommen.»

Nach welchen Kriterien die Reisebüro ihre Ersatzbuchungen verteilen, bleibt weitestgehend unklar. Um in der Branche niemanden zu vergraulen, lassen sich die Retailer nicht zu sehr in die Karten blicken.

Jonas Sulzberger vom Reisebüro Sulzberger in Neuhausen SH gibt immerhin ein bisschen etwas preis: «Das Bild zeigt sich sehr divers», sagt er. Vom Gross-Veranstalter in der Schweiz und Deutschland über Spezialisten bis hin zu Bettenbanken und Direktbuchungen bei DMCs und Hotels gebe es bei ihm alles.

Der Tenor ist eindeutig: Die FTI-Pleite hat vielen in der Branche geholfen, zumindest einen Teil der fehlenden Sommerbuchungen zu kompensieren.