Trips & Travellers

Sinkende Nachfrage nach Ferienmessen in der Schweiz? Die Platzhirsche in Zürich und Bern wollen davon nichts wissen. Bild: TN

Das sagen die Platzhirsche zum Aus der Travel Basel

Reto Suter

Die sinkende Nachfrage nach Ferienmessen sei einer der Gründe für die Absage der Travel Basel – sagen die Organisatoren. Das löst bei den Leitern der Ferienmessen in Bern und Zürich Stirnrunzeln aus.

Die Absage der Travel Basel, die Mitte November 2024 erstmals hätte stattfinden sollen, sorgt in der Schweizer Reisebranche für Gesprächsstoff. Das Organisationsteam um Peter Plan und Patrik Weidenmann begründete das mangelnde Interesse von potenziellen Ausstellern unter anderem damit, dass die Nachfrage nach Ferienmessen seit einigen Jahren rückläufig sei.

Das würde auch für die Zukunft der Ferienmesse Bern und der Fespo in Zürich nichts Gutes bedeuten. Deren Messeleiter beurteilen die Situation allerdings anders als die führenden Kräfte hinter der Travel Basel.

Bestehende Messen spüren Rückenwind

«Wir hatten 2024 bereits wieder mehr Ausstellende als 2023, und 2025 sind wir auf Kurs», sagt Fespo-Messeleiter Stephan Amstad auf Anfrage von Travelnews. «Bereits zehn neue Hauptausstellende oder wiederkehrende Ausstellende, die noch nie oder schon lange nicht mehr dabei waren, haben ihre Teilnahme zugesagt.» Bis dato habe er noch keine mündliche Absage erhalten.

«Alle grossen Veranstalter haben sich bereits angemeldet», so Amstad. Dazu sei er bereits jetzt – zu einem sehr frühen Zeitpunkt – mit mehreren Destinationen im Gespräch, die sich für einen Auftritt als Gastland an der Fespo 2025 interessieren.

Stephan Amstad blickt inzwischen auf 18 Jahre Erfahrung als Messeleiter zurück. Er sagt, die Entscheidungsfindung, ob jemand teilnehmen will oder nicht, habe sich gegenüber früher nicht verändert. «Allerdings kommen die Zusagen vermehrt kurzfristig rein – viele im Herbst oder sogar erst im Dezember oder Januar.»

Die Messemacher in Bern und Zürich sind zufrieden mit dem Interesse der Aussteller. Bild: TN

Mario Kovacevic, Leiter der Ferienmesse Bern, stützt die Aussage seines Kollegen aus Zürich. «Seit unserer Comeback-Ausgabe nach der Pandemie ist wieder ein Aufwärtstrend zu verzeichnen», sagt er. «Die wichtigsten Schweizer Reiseveranstalter und Spezialisten sind bei uns präsent.» Das unterstreiche die Relevanz und Akzeptanz der Ferienmessen als Branchenplattformen.

Über die pauschale Aussage von Peter Plan und Patrik Weidenmann, dass die Nachfrage nach Ferienmessen seit einigen Jahren rückgängig sei, war Kovacevic sehr erstaunt. «Sie entspricht nicht den Tatsachen und gilt womöglich für andere Regionen in der Schweiz, nicht aber für uns», stellt er klar.

Bern und Zürich bleiben ihrem Konzept treu

Die Organisatoren der Travel Basel wollten bei ihrer Messe auch neue Wege gehen. Unter anderem mit verlängerten Öffnungszeiten am Freitag und einem parallel stattfindenden Slow-Food-Markt, um vermehrt auch jüngere Besucherinnen und Besucher anzulocken. Ansätze, die auf den ersten Blick auch für Bern und Zürich interessant sein könnten.

Doch die Leiter der beiden etablierten Ferienmessen in der Deutschschweiz winken ab. Zum Thema Öffnungszeiten hat Fespo bei den Ausstellern dieses Jahr eine Umfrage durchgeführt. «Viele von ihnen wollen am Abend nicht noch länger in der Messe sein, da durch längere Präsenzzeiten zusätzliche Personalkosten entstehen», erklärt Stephan Amstad.

Laut dem Fespo-Chef können um 18 Uhr viele Aussteller noch nach Hause fahren und müssen so keine Hotelübernachtungen bezahlen. Zudem müsse eine Verlängerung von einem Side-Event getragen werden, der keine Einnahmen generiere. «Unsere Messe war jahrelang bis 21 Uhr geöffnet. Dieses Angebot wurde aber weder von den Besuchenden, noch von den Ausstellenden geschätzt», so Amstad.

Essen an der Ferienmesse Bern: Hier integriert in den Stand eines Reiseveranstalters. Bild: TN

Auch die Kombination mit einer Food-Messe, wie sie den Machern der Travel Basel vorschwebte, kommt für die Platzhirsche nicht in Frage. «Unser Fokus liegt auf der Tourismusbranche und dem Tourismusmarkt und deren Anbietern und Leistungsträgern», sagt Mario Kovacevic, Leiter der Berner Ferienmesse. «Wir möchten den Besuchenden eine konzentrierte Leistungsshow im Bereich Reisen, Ferien und Freizeit bieten und eine Verwässerung vermeiden.»

Gleichzeitig hält er fest: «Die Integration von neuen Inhalten, die thematisch passen, den Besucherbedürfnissen und Trends entsprechen und vor allem realistisches Umsetzungspotenzial haben, werden natürlich immer geprüft.»

Das gilt auch für die Fespo in Zürich. Wobei eine Food-Messe laut Stephan Amstad nicht in diesen Bereich fällt. Allein schon aufgrund einer Klausel mit dem Messegastronomen. «Der Vertrag legt fest, dass Gastro-Betreiber, die an der Fespo präsent sind, 30 Prozent ihres Umsatzes abliefern müssen», erklärt der Messeleiter. «Wenn die Gastronomen dann auch noch für die Fläche und die technischen Anschlüsse wie Strom und Wasser bezahlen müssen, lohnt sich der Stand nicht mehr.»