Trips & Travellers
Geschnöde über die Reisebranche: SRF kriecht zu Kreuze
«Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Ferien in einem Reisebüro gebucht? Es dürfte länger her sein», sagte Moderatorin Wasiliki Goutziomitros in der SRF-Sendung «10vor10» vom 4. Juni. Mit dieser Anmoderation leitete sie auf einen Beitrag zur FTI-Pleite über.
Der Schweizer Reise-Verband (SRV) war erzürnt (Travelnews berichtete). Aufgrund der tendenziösen Berichterstattung habe er beim SRF schriftlich interveniert, teilte er mit. «Die Kernaussagen, dass kaum mehr in den Reiseagenturen gebucht wird und diese quasi vom Aussterben bedroht sind, entsprechen schlicht nicht den Tatsachen und wurden ohne fundierte Begründung vorgebracht», so er SRV.
Und weiter: «Von einem gebührenfinanzierten Unternehmen wie SRF dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer eine sachliche Berichterstattung erwarten und keinen schlecht recherchierten, spekulativen und beliebigen Boulevard-Journalismus.» In dieser tendenziösen Form sei die Berichterstattung rufschädigend und gefährde Arbeitsplätze. Der SRV prüfe deshalb, ob er bei der entsprechenden Ombudsstelle offiziell eine Beschwerde einreichen solle.
SRF sagt «Sorry»
Nun hat SRF-Reporter Harry Stitzel, der für den FTI-Beitrag verantwortlich war, gegenüber dem Schweizer Reise-Verband Stellung bezogen. Die Anmoderation des Beitrags sei tatsächlich unglücklich und überspitzt formuliert gewesen, sagt er. «Wir haben dies intern diskutiert und bedauern diese Aussage». Auch den Satz «Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Ferien in einem Reisebüro gebucht? Es dürfte länger her sein» erachte SRF als unpräzis und wertend.
«Es ist eigentlich Standard bei SRF, dass wir auf Präzision bei solchen Formulierungen achten, vor allem wenn sie eine gesamte Schweizer Branche betreffen. In der Newshektik kurz vor der Sendung wurde die Formulierung der Moderatorin zu wenig genau überprüft», so Stitzel weiter.
Wie der SRV mitteilt, war er nach seiner schriftlichen Stellungnahme im Austausch mit den Verantwortlichen bei SRF und konnte klärende Gespräche führen. Das Schweizer Fernsehen habe rasch und professionell reagiert und somit eine konstruktive Kommunikation ermöglicht. «Dies schätzen wir sehr. Da SRF unsere Kritik zu Herzen nahm und sich entschuldigte, ist diese Angelegenheit für uns erledigt und wir verzichten darauf, unsere Beschwerde an die Ombudsstelle weiterzuziehen», schreibt der SRV.