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Dieses Schiff ist auch für Kreuzfahrt-Profis eine neue Erfahrung
Reto SuterDer Start für das jüngste Flottenmitglied der britisch-amerikanischen Kreuzfahrtmarke Princess Cruises stand unter keinem guten Stern. Gleich zweimal musste die Jungfernfahrt der Sun Princess kurzfristig abgesagt werden. Der Grund: Das Schiff war noch nicht fertig gebaut.
Ende Februar klappte es dann doch noch: Im Hafen von Civitavecchia nahe der italienischen Hauptstadt Rom legte die Sun Princess ab zu ihrer zehntägigen Premierenfahrt durchs Mittelmeer. Die Sun Princess ist das grösste jemals für Princess Cruises gebaute Kreuzfahrtschiff. Es zählt zur neu entwickelten Sphere-Klasse und wird mit Flüssigerdgas (LNG) angetrieben.
Travelnews reiste zusammen mit einer Gruppe von Schweizer Kreuzfahrt-Profis nach Genua, um das neue Flaggschiff von Princess Cruises mit seinen 21 Decks zu inspizieren – und beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zum Neubau.
Wie gross ist die Sun Princess?
Mit Platz für 4300 Passagiere und 1600 Crew-Mitglieder ist sie das grösste Schiff, das jemals für Princess Cruises gebaut wurde. Für die Passagiere stehen 1500 Balkonkabinen zur Verfügung – mehr als auf jedem anderen Schiff der Flotte. Trotz der schieren Grösse der Sun Princess fühlt man sich als Gast nie erschlagen. Das ist den Schiffsarchitekten zu verdanken, die darauf geachtet haben, keine wuchtigen Räume zu erschaffen. Die Piazza in der Mitte des Schiffs erstreckt sich lediglich über drei Decks, was dem Innenhof eine deutlich intimere Atmosphäre verleiht als auf vielen anderen Schiffen dieser Grössenordnung. Die Kabinengänge sind bis auf ganz wenige Ausnahmen verwinkelt. Das lässt die Sun Princess eher als charmantes Boutique-Hotel erscheinen, denn als gigantischen Hotelkomplex. Dieses Konzept zieht sich auch durch die meisten der 30 Restaurants und Bars an Bord.
Inwiefern hebt sich der Neubau von anderen Schiffen ab?
Ein besonderer Blickfang ist «The Dome» – ein verglaster Bereich auf dem Dach des Schiffes, der von den Terrassen Santorins inspiriert ist. Er bietet Platz für 250 Gäste. Ebenfalls neu ist in dieser Form die Piazza. Dabei handelt es sich um eine abgedunkelte Glaskugel, die in die Schiffsmitte gebaut wurde und einen weiten Blick nach draussen bietet. Ein ganz spezielles Flair versprüht auch das Theater – «Sun Princess Arena» genannt – mit seinen fast 1000 Plätzen. Anders als auf vielen anderen Schiffen finden die Shows nicht frontal vor dem Publikum statt. Die Zuschauerplätze reichen kreisrund um die (Hebe-) Bühne herum, was die Auftritte sowohl für die Künstlerinnen und Künstler als auch für das Publikum sehr speziell macht. Adrenalin-Junkies können sich auf dem Oberdeck im Hochseilgarten und auf dem Hängegleiter vergnügen. Einen Bereich wie diesen, der sich speziell an Familien mit Kindern richtet, ist bisher auf keinem Schiff der Flotte zu finden.
Wann geraten die Gäste ins Staunen?
Durchaus einen Wow-Effekt kann die Kabinenkarte haben, die auf den Schiffen der Princess-Flotte «Medallion» heisst. Dank des eingebauten Chips können die Passagiere Familienmitglieder und Freunde auf dem Schiff lokalisieren. Das «Medallion» ermöglicht es auch, Getränke und Speisen an einen beliebigen Ort auf dem Schiff zu bestellen. Nie wird die Bedienung dabei nach der Kabinennummer fragen, weil diese auf dem Chip hinterlegt ist und sofort registriert wird. Auch wer auf musikalische Unterhaltung steht, wird auf der Sun Princess verwöhnt. Wobei die Klänge nur selten ab Band kommen. Denn Live-Musik spielt auf dem Ozeanriesen eine zentrale Rolle – und das in höchster Qualität. Die Rhythmen lassen niemanden kalt. Ebenfalls beeindruckend ist das Essensangebot – unter anderem in den Spezialitätenrestaurants. Die Speisen sind durchwegs hochwertig und regen in einzelnen Fällen sogar zu Superlativen an. Noch nie habe er auf hoher See ein besseres Sushi gegessen als auf der Sun Princess, sagt etwa Franz Neumeier, der den Kreuzfahrt-Ratgeber cruisetricks.de betreibt und als einer der renommiertesten Kreuzfahrt-Experten im deutschsprachigen Raum gilt.
Was sollten Reisende unbedingt wissen?
Weil die Sun Princess auf den letzten Drücker fertiggestellt wurde, kämpft das Schiff noch mit einigen Kinderkrankheiten. Beim Rundgang von Travelnews blieb etwa der Hochseilgarten auf dem Oberdeck gesperrt. Auch «The Dome» war aufgrund von Bauarbeiten nicht zugänglich. Erfahrungsgemäss kriegen die Reedereien solche Startschwierigkeiten allerdings relativ schnell in den Griff. Wer böse Überraschungen vermeiden will, sollte sich bei Kreuzfahrt-Profis in einem Reisebüro beraten lassen. Im Dickicht der verschiedenen Kabinenklassen die Übersicht zu behalten, ist bei Princess Cruises nicht ganz einfach. Deshalb ist es ratsam, sich die Angebote erklären zu lassen.
Wo ist die Sun Princess dieses Jahr unterwegs?
Bis Ende September 2024 ist die Sun Princess in Europa unterwegs. Die Sommersaison verbringt sie auf sieben- bis zehntägigen Mittelmeer-Kreuzfahrten mit den Abfahrtshäfen Barcelona, Civitavecchia (Rom) und Piräus (Athen). Die Kreuzfahrten mit der Sun Princess können zu bis zu 21-tägigen Mittelmeer-Kreuzfahrten kombiniert werden. Ende September geht es von Southampton aus im Rahmen einer 16-tägiggen Kreuzfahrt zunächst zu iberischen Destinationen und schliesslich über den Atlantik bis in die USA, wo der Neubau am 9. Oktober 2024 in Fort Lauderdale seinen Erstanlauf feiert. Im Winterhalbjahr ist die Sun Princess in der Karibik unterwegs.