Trips & Travellers

Gemeinsamer Rückblick auf die ITB Berlin: Karin Markwalder (General Manager Kuoni und Helvetic Tours, Mitte) mit Claudio Cesarano (Globetrotter Group, rechts) und Travelnews-Redaktor Reto Suter. Bild: TN

Karin Markwalder: «Wie ein Treffen bei der Kaffeemaschine»

Reto Suter

Die weltweit führende Tourismusmesse ITB Berlin ist der Gradmesser für den Zustand der Reisebranche. Im neusten «Travel News Talk» sprechen Karin Markwalder und Claudio Cesarano über schöne Begegnungen, schlechtes Essen und eine mit Unsicherheiten behaftete Zukunft.

Wie geht es dem Tourismus weltweit? Welches sind die aufstrebenden Destinationen? Und: Was sind die drängendsten Probleme, die die Reisebranche angehen muss? Diese und andere wichtige Fragen werden Jahr für Jahr an der ITB Berlin, der führenden Tourismus-Fachmesse beantwortet. An die 100'000 Besucherinnen und Besucher waren dieses Jahr mit dabei – unter vielen anderen Schweizer Reiseprofis auch Karin Markwalder, General Manager von Kuoni und Helvetic Tours, und Claudio Cesarano, Leiter Touroperating Globetrotter Group und CEO Media Touristik AG.

«Was ich wieder sehr faszinierend fand: Du wechselst einmal kurz die Halle und landest in einer völlig neuen Kultur, mit anderen Geräuschen und grundverschiedener Musik. In dieser Form gibt es das nur an der ITB», sagt Karin Markwalder im neusten «Travel News Talk».

Die Pandemie habe zwar bewiesen, dass man sich mit Video-Calls auch bequem online austauschen kann. Das sei aber nie dasselbe wie das persönliche Gespräch. «Ich vergleiche ich es mit der Kaffeemaschine im Büro.» Dieser ungezwungene Austausch sei unersetzlich, auch wenn die Arbeiten im Homeoffice womöglich schneller erledigt würden und Online-Meetings grundsätzlich effizienter seien als physische Sitzungen. «An der ITB hat man das Zwischenmenschliche, die Vibes, das ist äusserst wertvoll», so Markwalder.

Claudio Cesarano sagt, es habe ihm Spass gemacht, die vollen Hallen zu sehen und viele euphorisierte Menschen zu treffen. «Die ITB ist wie eine Welt im Kleinen, in der alles funktioniert. Insbesondere das Miteinander der verschiedenen Nationalitäten.» Das vermittle ihm jedes Mal den Eindruck, dass das auch ausserhalb der Messehallen möglich sein müsste.

«Die Streiks haben einen grossen Schatten über die Messe geworfen»

Das dominierende Thema unter den Reiseprofis an der ITB waren die Streiks bei der Deutschen Bahn und an mehreren Flughäfen. Karin Markwalder und Claudio Cesarano waren nicht direkt davon betroffen. Beide hatten sich bereits im Voraus für den Mittwoch als Rückreisetag entschieden. Den letzten Messetag liessen sie sausen.

«Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren damit beschäftigt, ihre Rückreise umzuplanen, damit sie rechtzeitig wieder zu Hause sind», berichtet Markwalder. «Die Streiks haben zweifellos einen grossen Schatten auf die Messe geworfen.»

Die Runde war sich einig: ein Besuch an der ITB Berlin ist auch in der digitalisierten Welt immer noch ein grosser Mehrwert. Bild: TN

Laut Cesarano begannen Mitarbeitende an den Ständen teilweise bereits am Mittwoch mit dem Abbau. «Das machte jegliche Aufbruchstimmung kaputt.» Ihm sei klar, dass Streiks während der ITB medienwirksam sind. «Ich finde es aber ein bisschen kurz gedacht, im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmzulegen. Denn gleichzeitig hängen auch sehr viele Arbeitsplätze an der internationalen Tourismusindustrie, die teilweise von weit her nach Berlin gereist ist.»

«Die Arabische Welt pusht enorm»

Das Reisejahr 2024 ist laut Karin Markwalder erfreulich angelaufen. Dennoch hebt sie den Mahnfinger. «Nach wie vor lässt sich nicht genau abschätzen, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt», sagt sie. Zu diesem Thema habe sie an der ITB viele Gespräche geführt. «Man ist unsicher, ob nicht doch noch einmal eine Delle kommt.» Gerade in der Schweiz sei die grosse Frage, ob der Peak bei den Flugpreisen erreicht ist oder ob es noch weiter nach oben gehe. «Es gibt auch in der Schweiz Kunden, die sich nicht mehr alles zu jedem Preis leisten wollen», so Markwalder.

Was Trends betrifft, ist Claudio Cesarano an der ITB die starke Präsenz der arabischen Länder aufgefallen. «Die Arabische Welt pusht enorm.» An den Vorträgen seien Nachhaltigkeit und neue Technologien wie künstliche Intelligenz die ganz grossen Themen gewesen. «Hier dürfen wir keine Zeit verlieren», sagt Cesarano. «Sich auf diese Veränderungen einzustellen und auf diesem Weg mitzugehen, ist eine der ganz grossen Herausforderungen für die Reisebranche.»