Trips & Travellers
Ferien kürzen wie die Deutschen? In der Schweiz kein Thema!
Reto SuterDie Ferien vieler Deutscher fallen dieses Jahr kürzer aus als auch schon. Das zeigt eine Umfrage der Bewertungs-Plattform Holidaycheck. Familien verreisen im Sommer 2024 durchschnittlich für zehn Tage. Das sind zwei Tage weniger als im vergangenen Jahr. Nach dem Grund für die kürzeren Ferien wurde nicht gefragt. Er liegt aber auf der Hand. Schuld dürften die hohen Preise und die schwindende Kaufkraft sein.
Auch in der Schweiz ächzen die Menschen unter steigenden Krankenkassenprämien, teureren Lebensmitteln und höheren Mietkosten. Das bedeutet nicht zuletzt für Familien: Sie müssen den Gürtel enger schnallen. Nur: im Gegensatz zu den Deutschen scheinen sie das bei den Ferien nicht zu tun. Diesen Schluss lässt eine Umfrage von Travelnews bei verschiedenen Reiseanbietern zu.
Ferienbudgets bleiben hoch
Hotelplan möchte sich zwar noch nicht abschliessend zur Thematik äussern, die Tendenz scheint aber klar: Schweizer Familien machen bei ihren Sommerferien kaum Abstriche. Sprecherin Bianca Gähweiler sagt: «Da die Hauptbuchungszeit mitten im Gang ist, ist es aktuell noch zu früh, um dazu eine seriöse Aussage zu machen. Erste Zeichen, dass sich an der Reisedauer etwas ändert, sehen wir aktuell jedoch nicht.»
Auch andere grosse Reiseveranstalter sehen keine Entwicklung hin zu kürzeren Ferien. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer entspreche derzeit ungefähr dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie, so Markus Flick, Sprecher von DER Touristik Suisse. Sonja Ptassek, Sprecherin von TUI Suisse, sagt kurz und bündig: «Aktuell sehen wir diesbezüglich keinen Trend.»
Genau gleich tönt es auch bei kleineren Anbietern. Ob die Reisekoffer AG in Winterthur, die Preisig Reisen GmbH in Stans oder die Thomann Travel AG im liechtensteinischen Schaan: Niemand stellt bei der Reisedauer einen Unterscheid zum vergangenen Jahr fest.
Besonders erfreulich für die Branche: Die Schweizer Reisenden halten nicht nur an der Aufenthaltsdauer fest, sondern sind auch weiterhin bereit, teure Ferien zu buchen. Das belegt der Wert der Dossiers in der verschiedenen Reisebüros. Gabi Auinger von der Reisekoffer AG sagt: «Bei uns ist der Wert gegenüber dem Vorjahr eher höher. Da unsere Kundschaft hauptsächlich Fernreisen beziehungsweise Rundreisen bucht, ergeben sich automatisch schöne Dossiers.» Auch bei der Preisig Reisen GmbH und der Thomann Travel AG ist der Dossierwert tendenziell gestiegen.
Bei Hotelplan sind die Ausgaben der Kundinnen und Kunden auf einem ähnlichen Niveau wie im vergangenen Jahr. TUI Tuisse will derweil keinen Vergleich mit dem Vorjahr ziehen. Sprecherin Sonja Ptassek sagt nur soviel: «Die Zahlungsbereitschaft unserer Gäste ist nach wie vor hoch.»
Ein uneinheitliches Bild präsentiert sich bei DER Touristik Suisse. «Die durchschnittlichen Reisepreise pro Gast sinken im Vergleich zum Vorjahr leicht, entwickeln sich aber je nach Destination unterschiedlich», erklärt Sprecher Markus Flick. «Auf den Malediven, in Dubai, im europäischen Norden und in Thailand seien die Preise gesunken, im europäischen Badeferiengeschäft dagegen gestiegen.
Hierhin zieht es Schweizer Reisende im Sommer
Was die bevorzugten Reiseziele betrifft, sind die Dauerbrenner auch 2024 hoch im Kurs: Griechenland, Spanien (insbesondere Mallorca), Zypern, die Türkei und Portugal schwingen obenaus. «Zudem sehen wir, dass der Trend nach Badeferien in Tunesien weiter anhält», ergänzt Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler.
Einen Boom erlebt Hotelplan generell bei Mietwagenrundreisen. Am gefragtesten sind laut Gähweiler Motorhome-Ferien in den USA und Kanada. Markus Flick von DER Touristik Suisse nennt neben den USA auch Tansania und die Malediven als beliebte Destinationen im Sommer. Ebenfalls eine hohe Nachfrage gebe es für nordische Zielgebiete wie Island, Finnland und Norwegen.
Diese Erfahrungen macht auch Gabi Auinger von der Reisekoffer AG in Winterthur. Neben USA- Kanada- und Japan-Reisen werden bei ihr die Reiseländer Norwegen, Schweden und Schottland stark nachgefragt – alles Destinationen, die nicht für ausgesprochen günstige Ferien bekannt sind.
Das Fazit scheint klar: Die Schweizerinnen und Schweizer mögen aufgrund der gesunkenen Kaufkraft womöglich auf das eine oder andere Essen im Restaurant oder einen neuen Fernseher verzichten. Das Ferienbudget bleibt aber weitgehend unangetastet.