Trips & Travellers

Edi Blum (Australasia & Africa Reisen AG, links) und Dominic Eckert (Dreamtime Travel) zeigen sich vom Zeitpunkt der Verkaufsankündigung überrascht. Bild: TN

Das sagt die Reisebranche zum geplanten Hotelplan-Verkauf

Reto Suter

Dass die Migros ihr Reisegeschäft irgendwann abstossen will, haben die Schweizer Brancheninsider erwartet. Vom Zeitpunkt der Ankündigung sind sie aber überrascht, wie eine Umfrage von Travelnews an der Fespo zeigt.

Der anstehende Verkauf von Hotelplan ist in den Hallen der Messe Zürich das grosse Gesprächsthema. Auf den Gängen und an den Ständen stehen Reiseprofis zusammen und besprechen den heutigen Paukenschlag bei der Migros. Travelnews hat bei Brancheninsidern nachgefragt, was sie von den Verkaufsabsichten halten.

Der Tenor ist klar: Der Zeitpunkt der Ankündigung kommt überraschend. «Damit hätte ich aktuell nicht gerechnet», sagt etwa Thomas Meier, Geschäftsleiter der Twerenbold Reisen AG. Für ihn sei es kein Entscheid gegen den Tourismus.

«Man muss das Ganze im Gesamtkontext der Migros-Strategie betrachten. In diesem Zusammenhang kann es durchaus sinnvoll sein, sich von Hotelplan zu trennen», so Meier. Inwiefern ein Verkauf die Schweizer Reisebranche verändere, hänge stark vom Käufer ab. «DER Touristik war beispielsweise eine gute Lösung für Kuoni. Deshalb hat sich nach der Übernahme auch wenig verändert im Reisemarkt Schweiz.»

Laut Thomas Meier, Geschäftsleiter der Twerenbold Reisen AG, hängt es stark vom Käufer ab, ob es auf dem Schweizer Reisemarkt durch eine Hotelplan-Übernahme zu Umwälzungen kommt. Bild: TN

Auch Dominic Eckert, Gründer und Chef von Dreamtime Travel, hatte damit gerechnet, dass die Migros eines Tages einen Käufer für Hotelplan suchen könnte. «Jetzt ist die Ankündigung aber früher da, als ich gedacht hätte», sagt er zu Travelnews.

Für die Schweizer Reisebranche erwartet er nicht gleich ein Erdbeben bei einem Verkauf. «Natürlich hängt das stark vom Käufer ab. Wenn Hotelplan an einen grossen Player übergeht, der schon auf dem Schweizer Markt tätig ist, sind sicherlich grössere Umwälzungen möglich. Wenn sonst jemand übernimmt, dürften sich die Veränderungen in Grenzen halten», so Eckert. Er gehe davon aus, dass es eine ausländische Lösung gibt.

Edi Blum, Mitinhaber der Australasia & Africa Reisen AG, denkt heute in erster Linie an die Mitarbeitenden. «Ich finde es enttäuschend, dass der Entscheid während der Fespo kommuniziert wird, wo alle anwesenden Angestellten von Hotelplan einen wichtigen Job zu erledigen haben.» So eine Ankündigung stifte automatisch Unruhe unter den Mitarbeitenden.

Für sein Geschäft sieht er einen Verkauf von Hotelplan positiv. «Kleine Spezialisten wie uns würde ein Verkauf stärken. Davon bin sich überzeugt», erklärt Blum. «Wir werden aber auch künftig gut mit den grossen Anbietern zusammenarbeiten.» Er hoffe auf eine Schweizer Lösung.

Stephan Stalder, Inhaber des Reisebüros Take it Travel in Rotkreuz, findet es schade für die Schweizer Reisebranche, dass die Migros Hotelplan loswerden will. «Für uns als kleiner Spezialist ist diese Entwicklung aber sicher kein Nachteil.»

Was er nicht verstehe: Weshalb sich die Migros nicht einfach von einzelnen Bereichen trenne und die rentablen Sparten aufrecht erhalte. «Ich sehe halt schon auch, dass es wohl sehr teuer ist, all die Filialen zu betreiben  – gerade auch in den Einkaufszentren mit sehr langen Öffnungszeiten.

Stephan Stalder, Inhaber des Reisebüros Take it Travel in Rotkreuz, glaubt, dass von einem Hotelplan-Verkauf die kleinen Spezialisten profitieren würden. Bild: TN

«Ich habe mit Branchenkollegen schon gewerweisst, wer Hotelplan übernehmen könnte», erzählt Stalder. «In Deutschland sehe ich auf den ersten Blick niemanden, der dafür in Frage kommt.»

Jetzt umtreibe ihn auch, welche Folgen eine Übernahme für die Angestellten hätte. «Da könnte es mittelfristig halt schon sein, dass sich Mitarbeitende aus den Filialen neu orientieren müssen», mutmasst der Reisebüro-Inhaber.