Trips & Travellers

Erich Gysling befasst sich seit Jahrzehnten intensiv mit den Nahen und dem Mittleren Osten. Auch Afrika und Südamerika hat er schon oft bereist. Bild: TN

Erich Gysling: «Wir waren mit dem Hängemattenschiff auf dem Amazonas»

Reto Suter

Der Publizist und Nahost-Experte Erich Gysling erzählt im neusten «Travel News Talk» von seinen verrücktesten Reisen durch Südamerika und Asien. Zudem erklärt er, wie er die aktuelle Sicherheitslage im Nahen Osten einschätzt.

Erich Gysling, inzwischen 87 Jahre alt, gehört seit vielen Jahren zu den profundesten Kennern des Nahen und Mittleren Ostens. Seit der Eskalation des Nahost-Konflikts Anfang Oktober tritt er in den Medien wieder regelmässig als Experte auf.

Der frühere Chefredaktor des Schweizer Fernsehens gründete 1996 zusammen mit Ruedi Bless den Reiseveranstalter Background Tours, der sich auf so genannte Polit-Reisen spezialisierte. «Wir hatten sehr schnell ein gutes Niveau mit einer Reihe von ausgewiesenen Experten», erzählt Gysling in der neusten Ausgabe des «Travel News Talk».

Auf eine Lieblingsreise will sich die Journalisten-Koryphäe nicht festlegen. «Ich habe an verschiedenen Kulturen grosses Interesse», so Gysling. Als Land fasziniere ihn der Iran am meisten. «Momentan würde ich aber nicht dorthin reisen», sagt er. Das Land habe ein sehr schlechtes Image, und es könne momentan auch brenzlig werden dort. Kürzlich seien Touristen festgenommen worden.

Aussergwöhnliche Erlebnisse in Südamerika und Asien

Zu seinen speziellsten Erlebnissen gehören laut Gysling mehrere Reisen durch Südamerika. «Ich unternahm mit Background Tours unter anderem Touren auf dem Amazonas. «Dabei machte ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Vorfeld klar, dass wir auf einem Hängemattenschiff und nicht auf einem Luxusboot unterwegs sein würden.» Komfort war auf Gyslings Reisen höchstens zweitrangig.

Als einer der Teilnehmer auf der Amazonas-Reise nach einem noch etwas verrückteren Trip fragte, machte sich Gysling daran, eine Reise auf dem Río Casiquiare in Venezuela zu organisieren. Dort seien vorher noch gar nie Touristinnen und Touristen gereist. Deshalb sei es logistisch sehr herausfordernd gewesen, erzählt der langjährige Fernsehjournalist. «Für uns musste in Puerto Ayacucho ein Schiff ausgerüstet werden – eine Stadt, über die alle Reiseführer schreiben, dass die Zivilisation dort ende. Für uns war sie der Ausgangspunkt der Reise!»

Auch durch Asien reiste Gysling auf abenteuerlichen Wegen. Er berichtet von einer Zugreise, die in Istanbul startete und via Samarkand in die usbekische Hauptstadt Taschkent führte. «Unterwegs mussten wir uns an einem Grenzübergang die Nacht um die Ohren schlagen», erzählt der Mitgründer von Background Tours. Das habe aber niemandem etwas ausgemacht. «Ich hatte vor der Abreise alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer genau vor solchen Unannehmlichkeiten gewarnt.»

Badeferien am Mittelmeer reizen Gysling nicht. «Als Teenager, vor inzwischen 73 Jahren, machte ich einmal Badeferien in Italien – und seither nie wieder», sagt der Reiseprofi. In Italien sei er allerdings nach wie vor gerne unterwegs. «Einfach nicht für Bade-, sondern für Kulturreisen.»