Trips & Travellers

Abenteurer und Dokumentarfilmer Anselm Pahnke auf dem Balkon seiner WG in Freiburg im Breisgau. Bild: TN

«Durch meine Neugier bin ich in die Wüste gekullert»

Reto Suter

Extrem-Abenteurer Anselm Pahnke spricht im neuen «Travel News Talk» über seine dreijährige Reise mit dem Velo durch Afrika, Asien und Australien. Er erzählt, was ihn antrieb, wie er mit dem Alleinsein umging und wo er sich besonders willkommen fühlte.

Anselm Pahnke empfängt Travelnews in seiner WG in Freiburg im Breisgau zum Podcast. Zur Begrüssung gibt's selbstgemachte Ananas-Shakes. Der Extrem-Abenteurer ist gesundheitlich eingeschränkt. Er hatte im Juli nahe St. Moritz einen schweren Gleitschirm-Unfall, bei dem er sich an beiden Füssen, am Rücken und am Becken schwer verletzte. Jetzt, vier Monate nach dem Unglück, sagt Pahnke mit dem ihm eigenen Optimismus: «Mir geht es gut»!

Die Rega-Ärztin habe ihm unmittelbar nach dem Unfall gesagt, er solle nicht darüber nachdenken, weshalb er verunglückt sei. Er solle statt dessen seine ganze Energie in die Heilung stecken. «Das habe ich nie mehr vergessen», so Pahnke. «Es war eine sehr belebende Erfahrung, dass ich innerhalb von drei Monaten das Laufen wieder gelernt habe.» Die Ärzte hatten ihm prophezeit, das dauere wahrscheinlich ein ganzes Jahr.

Der wegweisende Besuch des Vaters

Anselm Pahnke wurde vor vier Jahren durch einen Dokumentarfilm deutschlandweit bekannt. Er hatte seine über einjährige Reise mit dem Velo durch Afrika – von ganz unten nach ganz oben – verfilmt. Sein Werk «Anderswo. Allein in Afrika» wurde 2019 zum erfolgreichsten Dokumentarfilm in den deutschen Kinos.

Losgezogen war Pahnke 2014 einen Tag nach seinem Bachelor-Abschluss in Geophysik mit zwei Reisebegleitern, die er im Internet kennengelernt und in Kapstadt erstmals getroffen hatte. Nach knapp drei Monaten trennten sich in Botswana ihre Wege. Die Begleiter wollten die gemeinsame Reise nicht fortsetzen.

Podcast-Aufnahme mit Ananas-Shake: Anselm Pahnke und Travelnews-Redaktor Reto Suter. Bild: TN

«Ich fühlte mich erst wie im luftleeren Raum und brauchte mehrere Wochen, bis ich darüber hinweg war», erzählt er. Durch seine Angst vor dem Versagen und seine Neugier sei er richtiggehend in die Kalahari-Wüste reingekullert.

Nach einem Besuch seines Vaters in Namibia entschied Pahnke, die Reise trotz all seiner Sorgen und Ängste alleine fortzuführen. «Ab diesem Moment hat mich Afrika aufgesogen. Ich sah die ersten Wildtiere und konnte mich den anderen Menschen gegenüber öffnen.» Er habe sich nicht mehr einsam gefühlt, sondern nur noch allein.

Einige Tiefschläge und viele Highlights

Anselm Pahnke machte in Afrika einige persönliche Krisen durch, in denen er kurz vor dem Aufgeben war. «In Sambia musste ich mein Fahrrad mal drei Tage lang schieben und bin nur 40 Kilometer weit gekommen», sagt er. Am schlimmsten seien die Krankheiten gewesen. «In Kenia erlebte ich den Cocktail aus Malaria und Typhus.» Das habe ihm jegliche Energie geraubt. «Meine innere, zuversichtliche Haltung hat mich aber angetrieben, trotz allem weiterzumachen.»

Der Abenteurer erlebte auf seiner Reise aber auch ganz viele schöne Momente. «Das waren meist unerwartete Begegnungen mit anderen Menschen», erzählt Pahnke. Ein speziell schöner Augenblick sei aber auch der Moment gewesen, in dem er gespürt habe, dass er aus der Negativspirale ausgebrochen sei. Dass er sich mit der Situation angefreundet hatte.

Unterwegs auf dem Velo setzte sich Pahnke oft mit sich selbst auseinander. So malte er vor seinem geistigen Auge schöne Bilder, um die Strapazen zu überwinden. «Das war wie ein mentales Spiel.» Er habe auf dem Fahrrad bei rhythmischem Treten gewissermassen meditiert. «Teilweise habe er auch Kino gespielt und einfach nur geschaut, was rundherum passiert. «Es war sagenhaft, mit dem Fahrrad wie durch eine Leinwand zu fahren.»