Trips & Travellers

Bis 2018 war Amy Stierli Mitinhaberin der Malediven-Insel Mirihi. Bild: zVg

Was macht eigentlich Amy Stierli?

Gregor Waser

In den 1990er-Jahren entwickelte Amy Stierli Manta Reisen zum führenden Tauchreiseveranstalter der Schweiz. 2001 übernahm sie die Malediven-Insel Mirihi. Mittlerweile ist es ruhiger geworden um die Bünderin. Travelnews hat mir ihr gesprochen.

Die letzte zufällige Begegnung mit Amy Stierli erfolgte im Sommer 2006. Sie trug ein Shirt der Schweizer-Fussball-Nati und verbrachte den Nachmittag mit Freunden im Stadtpark von Hannover, wo dann abends das siegreiche WM-Spiel der Schweizer Nati gegen Südkorea anstand. 17 Jahre später haben wir mit ihr telefoniert und sie nach ihrem Berufs- und Privatleben befragt.

Geboren am 20. August 1956, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, zog es die reiseinteressierte Annemarie Stierli in eine KV-Lehre zum Reisebüro Christoffel in Davos. Der Reisebranche blieb sie bis zum Ende ihrer Berufskarriere mehrheitlich treu.

«Ein Jahr arbeitete ich bei der UBS, um dann wieder in die Reisebranche zu wechseln, zu Natural Reisen in Basel», blickt sie zurück, «weiter zu Glur Reisen und SAS, dann nach Hinwil zur Firma Ferag, wo ich unter anderem die Geschäftsreisen der Ingenieure und Monteure organisierte». Danach leitete sie die Traveller-Filiale in Thalwil.

Als 1992 Urs Frey (Reiseholding Travac) von Manta-Gründer Hans Stadtmann den Tauchreise-Veranstalter erwarb, übernahm Amy Stierli die Geschäftsleitung von Manta Reisen – sie hatte sich mittlerweile zur Eidg. Dipl. Tourismusexpertin ausgebildet. Das Thema Tauchen passte ihr. Schon 1977 mit 21 Jahren ging sie auf den Kanarischen Inseln erstmals unter Wasser, 2500 Tauchgänge sollten es bis heute werden.

2001 erfüllte sich ein Lebenstraum

Vier Jahre später, 1996, als Urs Frey seine Holding an Imholz/Jelmoli verkaufte, entschied sich Amy Stierli zusammen mit maledivischen und einem Schweizer Partner für ein Management Buyout. Unterdessen florierte der Tauchreiseveranstalter Manta Reisen immer besser, die jährlichen Umsatzzahlen wuchsen auf 50 Millionen Franken. 1998 klopfte Kuoni an. Erst sagte sie nein, nach reiflicher Überlegung dann doch ja zu einem Verkauf. Manta war nun im Besitz von Kuoni. Amy Stierli blieb aber noch an Bord und übergab später die Leitung an Marcel Bürgin.

2001 erfüllte sie sich dann einen Lebenstraum und kaufte zusammen mit zwei maledivischen Freunden die Insel Mirihi, die sie neu aufbauten. 2002 stieg sie bei Manta ganz aus.

Die Grösse zweier Fussballplätze, 350 Meter lang, 50 Meter breit, war nun für die nächsten 17 Jahre ihr Zuhause und Paradies, mittlerweile mit 38 Villen. «2014 renovierten wir das Inselresort, von der Küche bis zu den Möbeln», erzählt Amy Stierli, die in den Jahren 2004 bis 2014 auch noch das Management der Insel Helengeli übernahm sowie jenes von Duniye Spa. Rund 350 Leute arbeiteten für sie, «157 auf Mirihi, 100 auf Helengeli, 90 bei Duniye Spa», erinnert sie sich.

Die Reiseindustrie der Malediven zeichnete Amy Stierli 2022 für ihre langjährigen Verdienste aus.

An den Tourismusmessen ITB Berlin und WTM London war sie in den Nuller-Jahren noch öfters zu sehen, «dann überliess ich vermehrt meinen Managing Directors diese Plattformen. Involviert war ich aber schon noch, etwa bei der Preisgestaltung und beim Marketing, vor allem auch beim Umbau – und wenn Studienreisen-Gruppen auf der Insel stoppten, hab ich die Gäste meist auch getroffen».

Als sie vor rund zehn Jahren in einem Interview gefragt wurde, was sie anders machen würde, wenn sie nochmals von vorn beginnen könnte, sagte sie: «Ich würde ein Paradies wie Mirihi wenn möglich schon viel früher übernehmen».

2018 verkaufte sie ihren Anteil an Mirihi und ist seither im Ruhestand. Für einen Reiseprofi wie Amy Stierli sahen die ersten Schritte im Ruhestand dann so aus: sie begab sich auf eine dreimonatige Cruise, Singapur, Bali, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Australien, Neuseeland, Südsee hiessen die Stationen.

Heute wohnt sie in Küsnacht am Zürichsee, es gehe ihr gut. Wenn sie nicht in der Schweiz ist, weilt sie mit ihrem Partner im Zweitdomizil am Gardasee und verbringt die Winter in Thailand, wo ihr Partner ein Haus hat.

Ob sie das Tourismusgeschehen immer noch verfolge? «Mit Interesse», sagt sie und bedankt sich dabei für den täglichen Newsletter von Travelnews – um anzufügen: «Einfacher ist es ja nicht geworden, insofern bin ich froh, nicht mehr aktiv zu sein». Kontakte zu Freunden aus der Tourismusbranche pflege sie weiterhin, neulich sei sie mit Paul Heimo auf einem Spaziergang gewesen, Christine Collenberg von Mondorama sei heute noch ihre beste Freundin. Erst neulich seien Urs und Doris Blum zu Besuch gewesen, Weggefährten aus der Travac-Zeit, die damals nach Neuseland ausgewandert sind.

Und wenn möglich kombiniert Amy Stierli jeweils ihren Thailand-Abstecher mit einem Stopp auf den Malediven, in ihrer zweiten Heimat. Wie sie denn die Entwicklung auf den Malediven verfolge? «Es gibt schon viele neue Inseln», registriert sie, «und meist sind sie sehr luxuriös mit eigenem Pool für jede Villa». Insofern ein anderes Bild als in den 1990er-Jahren, da hiess der Luxus für die Tauchklientel von Manta Reisen: Sternenhimmel und Sand zwischen den Füssen.