Trips & Travellers

Über keine Plattform werden weltweit mehr Hotels gebucht als über Booking. Bild: Adobe Stock

«Wenn den Hotels unser Angebot nicht gefällt, müssen sie es ja nicht nutzen»

Glenn Fogel, Chef der mächtigsten Reiseplattform Booking, äussert sich in einem Zeitungsinterview zu den gestiegenen Preisen, zu neuen Reisegewohnheiten und zu Beschwerden von Hoteliers.

«Ich verstehe manchmal nicht, was die Hoteliers von uns wollen», sagt Glenn Fogel in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» Abo. Natürlich könne er nachvollziehen, dass sie mehr verdienen wollen. «Aber es muss ja niemand zu uns kommen. Wenn es den Hotels nicht gefällt, was wir bieten, müssen sie uns ja nicht nutzen» so Fogel.

Glenn Fogel. Bild: Linkedin

Wer sie sich über die Gebühren von Booking ärgere, solle doch selbst das Geld für Marketing und Kundenservice ausgeben. Dann richtet sich Fogel direkt an die Hoteliers: «Wenn du nicht findest, dass wir genug bieten, dann fühl dich frei, woanders hinzugehen!»

Dass Booking Hotelzimmer regelmässig günstiger anbietet als die Hotels auf ihren eigenen Websites, begründet Fogel mit der freien Marktwirtschaft. «Mir wäre es auch lieber, wenn ich keine Rabatte geben müsste», sagt er. Booking bezahle Preisnachlässe aus der eigenen Tasche, da Hotels die Preise, die sie auf Booking anbieten, selbst festlegten.

«Wenn wir keine Nachlässe anbieten, würden es andere tun. Und dann geht das Geschäft an jemand anderes. Wenn jemand am Markt die Preise senkt, muss man mitziehen», erklärt Fogel.

«Wenn sich Reisende für andere Regionen entscheiden, haben wir dort schon Unterkünfte für sie»

Fogel nimmt im Gespräch auch zum Klimawandel Stellung und zum Reiseverhalten, das sich dadurch verändern könnte. Er habe eine Studie über Tourismus in Europa gelesen, die vorhergesagt habe, dass die Menschen künftig mehr Ferien in Nordeuropa machen würden, beispielsweise in Wales. Daran glaube er – zumindest kurzfristig – nicht.

«Unser Vorteil ist, dass wir das Unternehmen mit der grössten Auswahl an Unterkünften weltweit sind», sagt der Booking-Chef. Deshalb müsse er sich keine Sorgen machen, wohin die Menschen in Zukunft reisen wollen. «Wenn sie sich für andere Regionen entscheiden, haben wir dort schon Unterkünfte für sie.»

Bisher sieht Fogel keine Veränderungen bei den Buchungen, die allein auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Wenn es auf Rhodos brenne, wollten die Leute natürlich nicht dahin. Das sei aber ein lokal begrenztes Ereignis.

Der Booking-Chef verweist auf das Death Valley in Kalifornien. «Dieses verzeichnet seit einiger Zeit einen Besucheranstieg, weil die Leute erzählen wollen, dass sie am heissesten Ort des Landes gewesen seien», erklärt Fogel. Er gibt allerdings auch zu, dass das nur wenige Reiseziele betrifft. Daraus lässt sich laut ihm kein grosser Trend ableiten.

«Wenn weniger Leute reisen, wird es wieder billiger»

Die hohen Preise beim Reisen begründet Fogel mit der gestiegenen Nachfrage. «Aber die Leute geben ja trotzdem weiter Geld für Ferien aus. Für unsere Branche ist das natürlich gut», so der Booking-Chef. «Und es zeigt eben auch, dass die Leute sich nach dem Reisen gesehnt haben, als sie es nicht konnten wegen der Pandemie.» Jetzt seien sie bereit, mehr zu zahlen als früher.

Dass Reisen zum Luxusgut wird, weil die Preise immer weiter steigen, kann sich Fogel nicht vorstellen. «Ich mache mir keine Sorgen, dass sich bald niemand mehr Ferien leisten kann», sagt er. «Angebot und Nachfrage bestimmen eben den Preis. Wenn weniger Leute reisen, wird es wieder billiger.»

Den Vorwurf, Booking sei durch seine hohen Gebühren mitschuldig am Preisanstieg, weist Fogel zurück. «Unsere Unterkunftspartner legen die Preise für ihre Zimmer selbst fest», erklärt er. Die Kommission falle nur dann, wenn Booking dem Unterkunftspartner eine Buchung vermittelt hat. «Die Gebühr, die wir hier berechnen, zählt zu den niedrigsten in der Branche, und dafür vermarkten wir Unterkünfte auf der ganzen Welt und unterstützen sie dabei, ihren Bekanntheitsgrad und die Nachfrage zu steigern.»

(TN)