Trips & Travellers

Globetrotter-Reiseberater Roland Bigler kennt die Bedürfnisse bei Reisen im Rollstuhl und ist selber oft und in entlegene Länder unterwegs. Bild: TN

Roland Bigler: «In Kenia, Tschad oder Kuba sind die Menschen extrem hilfsbereit»

Seit vielen Jahren bereist Roland Bigler, Reiseberater bei Globetrotter, die Welt im Rollstuhl. Im neuen «Travel News Talk» erzählt er von seinen verrücktesten Reisen und den grössten Herausforderungen.

Roland Bigler (54), Reiseberater bei Globetrotter und Spezialist für barrierefreies Reisen, ist Gast in der neusten Folge des Podcasts «Travel News Talk». Im Alter von 20 Jahren erlitt er bei einem Köpfler ins Meer einen Schlag in den Nacken, den ihn zum Tetraplegiker machte. Von der Brust an abwärts ist er seither gelähmt, die Arme kann er zwar bewegen, die Finger nicht. Für die Bedienung der Computer-Tastatur hat er sich ein Einfinger-System angeeignet.

Seiner Reiselust tat der Unfall aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. Sein Entdeckergeist, Mut und Optimismus sind eindrücklich, auch herausfordernde Reisen in Angriff nehmen, ob in die Karibik, nach Asien oder Afrika. Im Tschad sei er schon gewesen, schildert Roland Bigler, «wobei dieses Ziel nicht gerade für alle Rollstuhlfahrer zu empfehlen ist, da waren ich und meine Partnerin auf sehr viel Hilfe angewiesen». In Kenia war er auch schon auf Safari, mit einem Spezialisten, der entsprechende Fahrzeuge und Unterkünfte bietet.

Ein ganzes Jahr verbrachte Roland Bigler mit seiner Partnerin in Australien, sieben Monate davon haben sie im Zelt gelebt. Australien sei eine seiner Lieblingsdestinationen. Später habe er Australier auch in anderen Ländern ausmachen können, spätestens bei der für sie so typischen Frage «Do you need a hand, mate?».

«Ich wäre auch als Fussgänger nicht der geeignete Gruppenreisende.»

Auf die gängigen Reiseziele von Rollstuhlfahrern angesprochen, nennt er Badeferien am Mittelmeer, ob in Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland. Er kenne zwar all diese Destinationen, doch eine Woche mit dem Rollstuhl am Strand, sei weniger seine Sache.

Vermehrt gebe es Destinationen, die es erlauben, gleich mit dem Rollstuhl ins Meer zu fahren, «aber das ist nicht so meine Präferenz, wenn hundert andere zuschauen». Auch Gruppenreisen sind weniger sein Ding, Bigler bevorzugt Indidualreisen. «Bei Gruppenreisen gibt es schwierige Momente, etwa bei der Ankunft in einem Restaurant», erzählt er, da werde der Kellner gleich mal stutzig bei der Überlegung, wie er das mit den Tischen hinkriegt. «Ich wäre aber auch als Fussgänger nicht der geeignete Gruppenreisende», lacht er, wie so oft in diesem Gespräch.

Doch wo liegen denn die Grenzen? Klar, der Mount Everest komme weniger in Frage. Aber Reisen an nicht so rollstuhlgängige Ziele wie Kenia, Tschad, Kuba seien durchaus möglich, dies hänge vor allem auch von den Leuten ab, mit denen man bald ja auch ins Gespräch kommt. «Mein Ziel ist es zu zeigen, dass man auch im Rollstuhl herumreisen kann». Manchmal sei man gleich auch im Mittelpunkt und gerade in diesen Ländern seien die Leute extrem hilfsbereit und man komme in Boote hinein, bei denen man gedacht habe, das könne nicht funktionieren.

Die Lust zu entdecken, sei in ihm drin, wenngleich er auch immer wieder gerne nach Hause in die Schweiz kommt, «die Schweiz ist ein schönes Land. Ich sage den Leuten jeweils, wenn du die Schweiz nicht schön findest, musst du gar nicht auf Reisen, dann siehst du auch dort die Schönheit nicht.» Nach etwa zwei Wochen in der Schweiz, tauchen die ersten Ideen wieder auf, wohin es ihn ziehen könnte.

Ausführlich äussert sich Roland Bigler auch über seinen Berufsalltag und schildert, welche besonderen Fragen bei einer Beratung für barrierefreie Reisen auftauchen, was Hotels und Airlines weniger gut machen und was es alles abzuklären gilt.

Roland Bigler an seinem Arbeitsplatz in Bern im Gespräch mit Gregor Waser.

(GWA)