Trips & Travellers

Die knallharten Regeln für Touristen an Badestränden, wie etwa in Sardinien, werden immer mehr zur Farce. Bild: Adobe Stock

Kommentar Scharfe Strandregimes vermiesen die Ferienlaune

Reto Suter

Mit knallharten Regeln an den Stränden wollen die Tourismus-Hochburgen in Europa die Auswüchse des Massentourismus in den Griff bekommen. Die neusten Flausen der Ferienregionen gehen jetzt aber zu weit.

Jahrzehntelang haben Badeorte rund ums Mittelmeer mit offensiver Werbung versucht, Touristinnen und Touristen anzulocken und sich in der Welt bekannt zu machen. Inzwischen ist der Hype um einzelne Destinationen so gross, dass er den Behörden um die Ohren fliegt. Komplett überlaufene Strände, Abfallberge und hemmungslose Besäufnisse sorgen für Negativschlagzeilen in den Medien und rote Köpfe in den Amtsstuben.

Überbordender Massnahmenkatalog der Behörden

Immer mehr beliebte Ferienorte geben jetzt Gegensteuer, um die Touristenflut einzudämmen, vor allem in Italien (Travelnews berichtete). Die Palette der Massnahmen ist breit und vielschichtig. Sie reicht von gesperrten Strassen über Besucherobergrenzen bis hin zu Selfie-Verboten. So weit, so nachvollziehbar.

Jetzt hat der Aktionismus aber eine neue Dimension erreicht. Auf der Mittelmeer-Insel Sardinien gilt für mehrere Strände eine Reservationspflicht. Wer sicher sein will, dass er den Tag am Meer an seinem Lieblingsort verbringen kann, muss sich bis spätestens 72 Stunden vor dem Besuch eintragen. (Travelnews berichtete).

Es reicht schon, dass der Alltag bis ins letzte Detail durchgetaktet ist. Wenn wir jetzt auch noch in den Ferien Tage im Voraus wissen müssen, wann wir welchen Strand besuchen wollen, geht jegliche Entspannung flöten. Keinen Deut besser ist das Tüechli-Verbot, das verhindern soll, dass die Besucherinnen und Besucher  – mehrheitlich unbewusst – Sand «mitgehen» lassen. Ein flauschiges Strandtuch ist nun einmal bequemer als eine Matte aus Stroh oder Fasern.

Andere Ansätze sind sinnvoller

Auch nicht erfreulich, aber im Endeffekt weniger einschneidend sind Eintrittsgebühren zu beliebten Stränden, wie sie teilweise ebenfalls schon an der Tagesordnung sind. Dieses Modell hat zwei Vorteile: Einerseits lassen sich über die Höhe der Gebühr die Besucherströme lenken, andererseits bieten die resultierenden Einnahmen die Möglichkeit, in die Infrastruktur und in Umweltschutzprojekte zu investieren.

Noch konsequenter (und ehrlicher) wären zwei andere Ansätze: Entweder könnten die betroffenen Regionen auf Sardinien bei der Zahl der Übernachtungsgäste ansetzen. Nach dem Motto: Wo es weniger Hotelbetten und Airbnbs gibt, tummeln sich auch weniger Menschen am Strand. Oder, als radikalste Variante: Die belasteten Strände werden in der Hochsaison alternierend gesperrt, damit sie sich, mindestens vorübergehend, regenerieren können.