Trips & Travellers

Robin Engel von go2travel war Teil der kleinen Schweizer Delegation am Rendez-Vous Canada in Québec City. Bild: go2travel

Die grosse Lust der Schweizer auf Kanada

Robin Engel

Nach sieben langen Jahren des Wartens war es wieder einmal an der einzigen, komplett französischsprachigem Provinz, die grösste Tourismus-Einkaufsmesse Kanadas auszutragen. Québec City liess sich nicht zweimal bitten und zeigte sich in vollem Charme.

Gemütlich und überschaubar präsentierte sich der Austragungsort des Rendez-Vous Canada mit seiner Ober- und Unterstadt. Wunderschön am St. Lorenz Strom gelegen ist Québec City die einzige Stadt in Nordamerika, die noch von einer existierenden Zitadelle umgeben ist. Ganz von selbst erklärt sich auch der omnipräsente Einfluss der Franzosen, der sich nicht nur in der Kulinarik und Bauweise der Häuser widerspiegelt. Entsprechend stolz sind die Québécois auf ihre Herkunft und probierten sich als Provinz auch schon mehrmals von Kanada abzusondern und eigenständig zu werden. Bisher allerdings ohne Erfolg.

Nach Corona: fast alles wieder wie früher

Da das diesjährige Rendez-Vous Canada einmal mehr in der Woche nach dem IPW stattfand, haben wir beschlossen, die Zeit dazwischen im sonnenverwöhnten Arizona zu verbringen. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben aber vertrat ich go2travel dieses Jahr ausnahmsweise allein in Kanada. Michael flog nach der Arizona-Post-Tour zurück in die Schweiz und widmete sich den zahlreichen bevorstehenden Abreisen. Gab es in Sachen Reiseunterlagen doch noch das eine oder andere zu tun.

Nachdem die letztjährige Messe pandemiegeschuldet im damals neu aufgegleisten Hybrid-Format (RVC+) stattfand, war dieses Jahr alles aufs physische Meeting ausgelegt. Die Destinationen und Produktpartner zeigten sich in nahezu voller Grösse und Breite. Ebenfalls waren es dieses Mal wieder die «Buyer», die von Stand zu Stand durch die Gänge eilten und nicht wie im Vorjahr etwas ungewohnt die «Seller».

Schweiz wird weiterhin stiefmütterlich behandelt

Hauptthema an der Messe war dann aber auch fast flächendeckend die nach wie vor sehr hohen Preise für Übernachtungen, Ausflüge und Mahlzeiten, was sich in Kürze wohl nicht ändern wird. Ähnlich wie in der Vorwoche in den USA dürfte dies wohl den einen oder anderen Reisenden aus Europa noch von einem Trip nach Nordamerika abhalten. Dem entgegen wirkt glücklicherweise ein sehr attraktiver Wechselkurs, was zumindest die anfallenden Kosten vor Ort wieder etwas erschwinglicher macht.

Zumindest in der Schweiz aber scheint der Nachholbedarf vorhanden zu sein. Das ist einerseits der etwas tieferen Inflation zu erklären und andererseits mit dem generell eher höheren Reisebudget der Eidgenossen im Vergleich mit den Nachbarländern. So sind die Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor eine der Gruppen mit den höchsten Ausgaben vor Ort, was anlässlich der eher bescheidenen Anzahl Einwohnerinnen und Einwohnern im weltweiten Vergleich doch sehr bemerkenswert ist.

Qualität statt Quantität! Ein Thema, das leider beim nationalen Tourismusverbund «Destination Canada» noch nicht ganz angekommen zu sein scheint. So verweilt die Schweiz seit Jahren (und wohl auch noch in naher Zukunft) auf der Liste der «nicht-Kernmärkte» und profitiert leider auch nicht vom entsprechenden Support.

Da neben den zurückkehrenden Reisenden aus Europa zumindest im aktuellen Jahr auch noch sehr viele Kanadierinnen und Kanadier Ferien im eigenen Land gebucht haben, ist die Auslastung an Orten wie Tofino, Jasper und Banff praktisch genau so kritisch wie vor der Pandemie. Die Strecke zum Moraine Lake beispielsweise ist für den privaten Verkehr (wieder) gesperrt, und es muss auf Shuttle-Busse ausgewichen werden.

Nicht nur deswegen versuchen wir bei go2travel auch in Kanada die etwas weniger bekannten Orte und Destinationen zu promoten. So ist beispielsweise Altantik-Kanada hoch im Kurs. Die maritimen Provinzen stehen zu Unrecht oftmals etwas im Schatten bekannteren Regionen.

Ähnliches gilt für das Yukon Territory und Strecken wie der «Discovery Coast» Fährpassage in British Columbia mit der anschliessenden Fahrt durch die wunderschöne Chilcotin-Region. Ebenfalls dazu gehört der südlichere Teil Albertas mit dem Waterton Lakes Nationalpark an der Grenze zu den USA, der oftmals auch (noch) nicht auf den Reiseplänen von Herr und Frau Schweizer auftaucht.

Etwas entspannter ist die Situation bei den Mietwagen und Wohnmobilen geworden. Gab es doch im vergangenen Jahr noch so einige Lieferengpässe. Wobei auch hier anzumerken ist, dass die besten Angebote jeweils schon früh vergriffen sind. So empfiehlt sich auch nach der Pandemie eine frühe Buchung. Praktisch alle Anbieter können bereits jetzt für 2024 gebucht werden!

Die Situation mit dem Inlandtourismus wird sich in den nächsten Jahren wohl etwas legen und sollte dem Ganzen etwas Luft geben. Und da ein Grossteil der asiatischen Kundschaft noch nicht wieder zum Reisen nach Kanada zurückgefunden hat, gilt es, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Pech für deutsche Delegation bei der Unterkunft

Die diesjährige Schweizer-Delegation am RVC war im Vergleich zum Vorjahr und den Jahren vor der Pandemie dann doch eher etwas bescheiden. Allenfalls auch zusammenhängend mit der eher hohen Teilnahmegebühr. So waren mit mir lediglich Valentina Gril (Travelhouse/Hotelplan), Anja Meier und Katja Bauer (beide Knecht Reisen) vor Ort. TUI, Kuoni und FTI wurden auch in Kanada von den Kollegen «up north» vertreten.

Der kleinen Delegation zu verdanken, hatten wir wohl etwas Glück bei der Hotelwahl. So wurden wir für einmal ins wohl beste Haus am Platz eingeteilt. Nobel und vornehm durften wir im Fairmont Château Frontenac einchecken. Die Delegation aus Deutschland hingegen hatte ein bisschen weniger Schwein.

So klang deren Hotel mit «Palace Royal» zwar ebenfalls ziemlich königlich. Die Zimmer mit Blick ins Atrium zum Hotelpool und entsprechendem chlorigen Beigeschmack liessen dann aber doch die eine oder den anderen etwas die Nase rümpfen. Ein Schelm, wer Böses vermutet… Dementsprechend ganz getreu dem Slogan der Provinz: Québec – je me souviens!