Trips & Travellers

Die Fäden bei Kuoni laufen bei ihr zusammen: Verda Birinci-Reed, Chief Operating Officer, diese Woche im «Travel News Talk». Bilder: TN

Verda Birinci-Reed: «Höchstens zum Sunset-Cocktail an den Strand»

Im neuen «Travel News Talk» verrät Verda Birinci-Reed, Chief Operating Officer bei DER Touristik Suisse, ihr privates Reisemuster. Und sie analysiert das laufende Reisejahr und äussert sich zur Personalsituation und digitalen Entwicklung.

Als Touroperating-Chefin stiess sie 2016 zu Kuoni/DER Touristik Suisse, seit 2019 ist sie Chief Operating Officer und sitzt in der Geschäftsleitung. Bei Verda Birinci-Reed laufen die operativen Fäden zusammen.

In der aktuellen Ausgabe des «Travel News Talk» verrät sie zunächst ihr privates Reiseflair: «Ich hatte schon immer ein grosses Interesse für Orte mit Geschichte und Kultur». Man finde sie fast ausschliesslich an archäologischen Stätten, in Museen, Moscheen, Kirchen, Burgen, Schlössern, fast nie an einem Strand, höchstens für den Sunset-Cocktail oder mal zum Schnorcheln.

Die Tage gezählt, bis die Fotos entwickelt waren

Verda Birinci-Reed – aufgewachsen in Wiesbaden, seit 24 Jahren lebt sie in der Schweiz – ist ursprünglich als Flight Attendant bei Pan Am ins Reisebusiness eingestiegen. Das Reisen sei damals im Vergleich zu heute fast schon ein Privileg gewesen, man sei ruckzuck durch die Flughäfen gekommen, die Leute hätten sich die Sonntagskleidung angezogen und es habe ja noch keine Smartphones gegeben, «ich habe jeweils die Tage gezählt, bis ich die entwickelten Fotos abholen konnte, um zu schauen, was daraus geworden ist.»

Auf die heute oft viel stressigeren Reisemomente, gerade an den Flughäfen, reagiert Verda Birinci-Reed mit Gelassenheit. Grundsätzlich laute ihre Devise auf Reisen: andere Kulturen, andere Bräuche und Regeln, «und die habe ich zu respektieren, ansonsten muss ich auch nicht reisen.» Viel von diesem Stress lasse sich vermeiden bei einer guten Vorbereitung und einer guten Beratung.

Gregor Waser im Gespräch mit Verda Birinci-Reed.

Die Kritik in diesem Jahr von Reisebüros Richtung Reiseveranstalter bezüglich Erreichbarkeit und Service-Qualität redet die Kuoni-COO im Gespräch nicht schön, «das war so, und es ist auch nicht auszuschliessen, dass dies wieder eintreten wird je nachdem wie hoch die Buchungsnachfrage ist, auch wenn wir einen sehr hohen Anspruch haben, unsere Service-Levels hoch zu behalten.» Aktuell sei dies der Fall, «wir können die eingehenden Buchungen sehr gut bearbeiten.»

Der Fachkräftemangel sei noch nicht ausgestanden, an einigen Stellen fehlen noch Leute, der Kampf um gute Bewerbungen halte an. Aber Kuoni setzt als grösster Ausbildner der Schweiz stark auf den Nachwuchs, alleine in diesem Jahr werden 37 neue Lernende ausgebildet. Dabei erwähnt sie auch die flexiblen Arbeitsmodelle, Reisevergünstigungen und Remote-Work-Möglichkeiten.

Ob man denn noch ein Plätzchen am Meer findet in diesem Sommer? Es gebe zwar Engpässe bei gewissen Zielen, doch fündig werde man an den meisten Ferienzielen schon noch, wenngleich einige Zimmerkategorien, etwa Familienzimmer, meist schon ausgebucht seien.

Künstliche Intelligenz als Ergänzung

Der Talk dieser Woche dreht sich auch um die digitale Transformation – ein spannendes Thema, das sich schnell weiterentwickle, wie Verda Birinci-Reed sagt. «Metaverse, Blockchain und künstliche Intelligenz haben Potenzial für unsere Branche», Kuoni sei dabei, mögliche Anwendungen zu analysieren sowie Opportunitäten zu finden. Bereits im Einsatz steht Künstliche Intelligenz im Marketing, wo Kuoni anhand einer Sentimentsanalyse die eingehenden 30'000 Kundenfeedbacks automatisch erkennt, einlesen und analysieren kann.

Dass Künstliche Intelligenz eines Tages den Kuoni-Reisebüros den Rang ablaufe, glaubt Verda Birinci-Reed nicht, sie spricht dabei von Ergänzung und Unterstützung.

Und zum Schluss schaut sie auch noch zehn Jahre nach vorne. Kuoni sieht sie im Jahr 2033 als komplett digital transformiertes Unternehmen mit deutlichen Prozessoptimierungen, sodass die Teams noch mehr Zeit hätten für die Kunden, statt sehr viele Handstände machen zu müssen, um ein massgeschneidertes, komplexes Dossier zusammenzustellen. Auch ihren privaten Reisen in der Zukunft sieht sie vor sich und erzählt davon. Doch hören Sie selbst.

(GWA)