Trips & Travellers
Deshalb wird der Besuch in deutschen Freizeitparks teurer
Reto SuterIn märchenhafte Welten eintauchen, sich auf halsbrecherischen Achterbahnfahrten den Adrenalin-Kick holen oder einfach mal entspannen, weil sich die Kinder stundenlang auf gigantischen Spielplätzen austoben können: Die deutschen Freizeitparks locken scharenweise Schweizerinnen und Schweizer über die Grenze – oftmals auch gleich noch verbunden mit mindestens einer Übernachtung.
Travelnews hat die vier beliebtesten Freizeitparks in Grenznähe kurz vor dem Saisonstart unter die Lupe genommen. Der Europapark in Rust, das Legoland im bayerischen Günzburg und der Allgäu Skyline Park legen morgen Samstag los, das Ravensburger Spieleland in der Bodenseeregion folgt eine Woche später. Alle vier Parks künden neue Attraktionen an. Die Besucherinnen und Besucher müssen sich allerdings auch überall auf eine Preiserhöhung gefasst machen. Teilweise kostet der Eintritt massiv mehr als noch im vergangenen Jahr. Das sind alle wichtigen Fakten zu den populärsten Freizeitparks:
Europa-Park in Rust
Neue Highlights:
Mit über 100 Attraktionen und Shows startet der Europa-Park in seine 49. Saison. Mit dem Fürstenturm Liechtenstein eröffnet der 16. Themenbereich. Er liegt zwischen der Schweiz und England. Highlight ist die «Liechtensteiner Ballonfahrt». Die Attraktion gab es im Park schon früher in anderen Themenbereichen. Jetzt kehrt sie zurück. Die seit Langem geplante neue Achterbahn im Europa-Park soll zu Beginn der kommenden Saison den Betrieb aufnehmen. Parallel dazu baut Deutschlands grösster Freizeitpark den neuen Länderbereich Kroatien auf.
Die Preise:
In der Hauptsaison bezahlen Erwachsene für ein Tagesticket neu 65 Euro pro Person (bisher 62 Euro). Für Kinder zwischen vier und elf Jahren kostet der Eintritt neu 56 Euro statt wie bis anhin 53.50 Euro. Auch in der Nebensaison sind die Preise angehoben worden. Für Erwachsene kostet das Tagesticket neu 57.50 Euro statt 55 Euro. Der Preis für Kinder zwischen vier und elf Jahren beträgt jetzt 49 Euro (bisher 47 Euro).
Auswirkungen der Energiekrise:
Die Verantwortlichen begründen die Preiserhöhungen unter anderem mit den massiv gestiegenen Energiepreisen. «Das Thema Energie und vor allem der verantwortungsbewusste Umgang mit der Ressource hat einen hohen Stellenwert im Europa-Park», sagt Leah Borer, die Schweizer Medienverantwortliche des Europa-Parks. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen gebe es viele Ansätze und Massnahmen, die derzeit intern geprüft würden. «Ganz aktuell investiert der Europa-Park mit einem weiteren Unternehmer in eine mehr als 15 Hektar grosse Photovoltaikanlage. Die Anlage soll 2024 in Betrieb gehen», so Borer.
Nachhaltigkeit:
Der Europa-Park hat 2020 einen neuen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. Auf mehr als 30 Seiten fasst er alle Massnahmen zusammen, mit denen er Ressourcen schont und die Umwelt schützt So decken inzwischen 5500 Solarmodule einen Teil des Strombedarfs von Deutschlands grösstem Freizeitpark ab. Sie können im Jahr bis zu 1,4 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugen, was dem Bedarf von mehr als 350 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Blockheizkraftwerke, Grundwasser-Wärmepumpen sowie wassersparende Armaturen und Duschen tragen laut der Parkleitung ebenfalls dazu bei, Ressourcen zu schonen. Zudem hat die Gründerfamilie Mack laut eigenen Aussagen über all die Jahre schon 7000 Bäume pflanzen lassen.
Allgäu Skyline Park in Bad Wörishöfen:
Neue Highlights:
Der Allgäu Skyline Park präsentiert dieses Jahr zwei Neuheiten. Einerseits ist der «Flotte Otto» neu im Angebot. Dabei handelt es sich um eine Achterbahn für die ganze Familie. Auf einer Strecke von rund 140 Metern erklimmt sie zunächst zwei aufwärts gewandte Spiralen, woraufhin der Rest der Strecke mithilfe der Schwerkraft befahren wird. Dabei erreicht die Attraktion eine maximale Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Andererseits ist der «Looping Alois» neu im Park. Die Betreiber bezeichnen ihn als Adrenalin-Garanten für alle wagemutigen Piloten. Bei der Attraktion sind sechs Flugzeuge an Auslegerarmen befestigt, mit denen Überkopf-Fahrten möglich sind. Je zwei Fahrgäste können in einem der Doppeldecker Platz nehmen und in einer Flughöhe von bis zu sieben Metern mithilfe eines Joysticks die Gondeln auf und ab bewegen sowie seitlich um 360 Grad rotieren lassen.
Die Preise:
Besucherinnen und Besucher ab 150 Zentimeter bezahlen 42 Euro (bisher knapp 40 Euro). Für Gäste zwischen 110 und 149 Zentimetern kostet der Eintritt ab dieser Saison 35 Euro (bisher 31 Euro). Kinder, die kleiner als 110 Zentimeter sind, kommen gratis in den Park.
Auswirkungen der Energiekrise:
«Dass der Strompreis massiv gestiegen ist, macht sich natürlich bemerkbar», sagt Tammi Götz, die im Skyline Park für Marketing und Kommunikation zuständig ist. Der Strom sei für einen beträchtlichen Teil der Betriebskosten verantwortlich.
Nachhaltigkeit:
«Wir versuchen auf Plastik weitgehend zu verzichten», erklärt Tammi Götz vom Skyline Park. So werde zum Beispiel beim Kaffeebecher to go bewusst kein Deckel abgegeben. «Zudem kaufen wir fast ausschliesslich regional ein, um bei Lieferketten die Wege kurz zu halten.»
Legoland in Günzburg:
Neue Highlights:
Für über 15 Millionen Euro hat das Legoland einen elften Themenbereich gebaut. Die neue Fantasiewelt heisst «Mythica». Herzstück des neusten Bereichs ist die Achterbahn «Maximus». Ihr höchster Punkt befindet sich 17 Meter über Boden. Unterwegs ist sie mit Spitzengeschwindigkeiten von 15 Metern pro Sekunde. Neben der Achterbahn gibt es im neuen Themenbereich noch eine zweite spektakuläre Attraktion. Der «Fire & Ice Tower» ist 13 Meter hoch und verspricht Freefall-Feeling für die ganze Familie.
Die Preise:
Mit den neuen Attraktionen steigen auch die Preise im Legoland. Der Eintritt kostet für Erwachsene neu 64 und für Kinder 58 Euro. Das entspricht einem Preisaufschlag von jeweils zehn Euro.
Auswirkungen der Energiekrise:
Die Energiekrise mache dem Park auf jeden Fall zu schaffen, sagt Legoland-Geschäftsführerin Manuela Stone. «Die massiv gestiegenen Strompreise reissen ein grosses Loch in die Kasse.» Da gehe es längerfristig nicht um ein paar tausend Euro, sondern um Millionenbeträge.
Nachhaltigkeit:
Die Verantwortlichen des Legolands in Günzburg bezeichnen Nachhaltigkeit als wichtiges Thema. Konkrete Beispiele für einen zurückhaltenden Umgang mit Ressourcen nannten sie auf Anfrage jedoch nicht.
Ravensburger Spieleland in Meckenbeuren:
Neue Highlights:
Das Ravensburger Spieleland hat auf den Saisonstart vom 1. April eine ganze Reihe von neuen Attraktionen im Angebot. Unter anderem die «World of Memory». Bereits beim Anstehen tauchen die Gäste in die virtuelle Memory-Welt ein und erleben eine historische und sehr mystische Memory-Fabrik. Dann geht es mit den zwei Maskottchen «Mem» und «Ory» auf eine Expedition durch verschiedene Memory-Welten. Während der Reise erscheinen immer wieder Kärtchen, die es wie beim bekannten Gedächtnisspiel zu sammeln gilt. Am Ende des interaktiven Abenteuers erfahren die Gäste, wie viele Kartenpaare sie gesammelt haben. Hinzu kommen weitere neue Spielplätze und Erlebniswelten.
Die Preise:
Der Eintritt ins Ravensburger Spieleland kostet für Erwachsene neu 42,50 Euro und für Kinder 40,50 Euro. Damit ist der Freizeitpark je vier Euro teurer geworden.
Auswirkungen der Energiekrise:
«Im Ravensburger Spieleland setzen wir bereits seit Jahren auf nachhaltige Energieressourcen», erklärt Yvonne Wirth, Head of Marketing und PR. «So beziehen wir für unsere Gastronomie und unsere Attraktionen 100 Prozent Strom aus Wasserkraft aus Vorarlberg.» Deswegen benötige der Freizeitpark so gut wie kein Gas. «Generell bereiten uns die Preiserhöhungen in allen Bereichen grosse Sorgen», so Wirth.
Nachhaltigkeit:
In den Gastronomien gibt es Schankanlagen und Glasgläser, Salate werden nicht mehr abgepackt sondern auf einem Buffet angeboten, Einweggeschirr ist biologisch abbaubar. Für den Kaffee to go gibt es seit vergangenem Jahr Mehrwegbecher, «Im Spieleland-Restaurant (Feriendorf) haben wir einen Wasserspender für die Frühstücksgäste, damit wir dort keine PET-Flaschen anbieten müssen», sagt Yvonne Wirth von Ravensburger. «Durch das Pfandsystem für die PET-Flaschen sorgen wir dafür, dass diese wieder in den Kreislauf kommen.» Für Autofahrer gebe es E-Ladestationen. Zusätzlich sei das Spieleland gerade an der Planung einer E-Bike-Ladestation aus Solarkraft.