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Eine gute Planung und die richtige Ausrüstung sind Voraussetzung zum Skitourengehen. Bild: Saastal Tourismus AG, Tom Malecha

Das sollten Skitourengeher und Freerider wissen

Isabell Ridder

Wenn der Pulverschnee zum Freeriden lockt, sollten Ski- und Snowboardfahrer nicht blindlings die Pisten verlassen. In Saas-Fee lernen Wintersportler in Lawinenkursen, das Gelände, um sie herum zu beurteilen und wie sie sich in einem Lawinenunglück verhalten sollten.

In den Bergen von Saas-Fee glitzert der Allalingletscher in der Sonne. Mit einer Schaufel gräbt Marc Derivaz von Saas-Fee Guides neben der Piste im Schnee. Er gibt sich zufrieden, als ein gerader, senkrechter Anschnitt zu sehen ist. Mit der Hand fährt er daran hinab. «Hier sieht man den letzten Schneefall und da drunter haben wir den Altschnee», sagt der einheimische Bergführer, der seit 30 Jahren in Saas-Fee tätig ist. Mit dem letzten Schneefall meint Marc eine kompakte Schneefläche. Der Altschnee, der sich darunter befindet, ist pulvrig, die Kristalle nicht mehr miteinander verbunden. Diese Schwachschichten in der Schneedecke zu erkennen und zu verstehen, unter welchen Bedingungen sie entstehen, ist Teil des Lawinengrundkurses, den Marc hier gerade leitet.

90 Prozent aller Lawinenverschütteten haben die Lawinen selbst ausgelöst 

Der Kurs soll Freerider und Skitourengeher ansprechen, die sich im freien Gelände bewegen. Wer die präparierten und gesicherten Pisten verlässt, sollte wissen, was er tut und wie man sich in einem Notfall bei einem Lawinenabgang zu verhalten hat. Denn 90 Prozent aller von Lawinen Verschütteten haben die Lawine selbst ausgelöst. Es ist daher wichtig, dass die Wintersportler verstehen, welche Faktoren Einfluss auf die Schneebeschaffenheit nehmen und wann man die Tour, trotz verlockendem Pulverschnee, besser ausfallen lassen sollte. Denn Skifahrer beeinflussen den Schnee, auf dem sie fahren, bis zu einem Meter in die Tiefe. Und kommen verschiedene ungünstige Faktoren zusammen, können sie eine Lawine auslösen. Steilheit, Schneebeschaffenheit und die Zusatzlast, die der Skifahrer auf die Schneedecke gibt, spielen dabei eine grosse Rolle.

Marc erklärt, dass, auch wenn es mal eine Woche nicht geschneit hat, eine Lawinengefahr bestehen kann. Veränderte Temperaturen, Wind, Neuschnee, der mit einer Gewichtszunahme auf eine schwache Altschneeschicht drückt, all diese Faktoren können das Risiko erhöhen. Schon zehn Zentimeter Neuschnee könnten gefährliche Bedingungen schaffen. Am gefährlichsten seien die nach Norden abfallenden sogenannten Nordhänge, weil der Schnee hier den ganzen Winter liegen bleibt. An den Südhängen verbindet sich der Schnee durch die Sonneneinwirkung besser miteinander.

Die ersten 15 Minuten sind bei einer Verschüttung entscheidend

Bergführer Marc veranschaulicht im Schnee, wie ein LVS-Gerät funktioniert. Bild: isr

Die meisten Lawinen lösen sich bei einer Hangsteilheit von 35 Grad. Um die Steilheit beurteilen zu können, kann man eine App mit einem Messgerät nutzen. Marc zeigt aber auch eine Methode, bei der man mithilfe der Skistöcke die Hangneigung messen kann.

Der erfahrene Bergführer übt mit der Gruppe ausserdem den Einsatz der Rettungsausrüstung. Sollten Wintersportler eine Lawine auslösen, bei der es Verschüttete gibt, ist die Kameradenrettung das Wichtigste. Denn nach 15 Minuten in einer Lawine sinken die Überlebenschancen rapide. Dem Verschütteten droht eine CO₂-Vergiftung.

Freerider und Skitourengeher sollten also immer ein eingeschaltetes Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät) am Körper tragen. Wie dieses im Notfall zu verwenden ist, zeigt Marc, indem er ein auf den Sendemodus geschaltetes Gerät im Schnee versteckt und es mit einem auf den Suchmodus eingestellten Gerät von den Teilnehmern orten lässt.

Die Notfallausrüstung

Zur Notfallausrüstung gehören neben dem LVS-Gerät auch eine Sonde und eine Lawinenschaufel, mit der Verschüttete im Schnee lokalisiert und ausgegraben werden können. Für eine ungefähre Vorstellung davon, auf was sie in einem Notfall vorfinden könnten, setzen sich die Teilnehmer des Kurses abwechselnd in eine ausgegrabene Schneehöhle. Von oben sticht ein Teilnehmer dann mit der Sonde in den Schnee und spürt dabei, wie es sich anfühlt, wenn die Sonde auf Weichteile, wie eine Wade, auf harten Schnee oder einen Skistiefel trifft.

Mit den Skistöcken kann man unterwegs die Hangneigung bestimmen. Bild: isr

Was in der lockeren Übungsumgebung entspannt von allen ausprobiert wird, muss im Ernstfall möglichst zügig durchgeführt werden. Jede Minute ab dem Zeitpunkt der Verschüttung kann über Leben und Tod entscheiden. Im besten Fall sollte man sich also jeden Winter aufs Neue mit der Thematik auseinandersetzen, um im Notfall sicher reagieren zu können. Der Kurs in Saas-Fee endet an diesem Tag mit einer entspannten Abfahrt auf der Piste und der Hoffnung, aufgrund des gelernten Wissens nie in eine Lawine zu geraten.

Lawinenkurse bei Saas-Fee Guides

In den Lawinenkursen erfahren die Teilnehmer im theoretischen Teil viel Wissenswertes rund um die Lawinenkunde. Dazu gehören die Beurteilung der Lawinengefahr und die Tourenplanung. Anschliessend geht die Gruppe für den praktischen Teil ins Skigebiet. Dort lernen die Wintersportler, die Geländeverhältnisse und die Schneezusammensetzung zu beurteilen. Ausserdem üben sie den Umgang mit dem LVS-Gerät und der Notfallausrüstung.

Die Preise für einen Kurs variieren je nach Gruppengrösse. Bei sechs Teilnehmern beträgt der Preis pro Person 170 Franken. Die Lawinenausrüstung kann gegen Gebühr gemietet werden. Der Kurs dauert fünf bis sechs Stunden. Weitere Informationen gibt es auf der Website von Saas-Fee Guides.

Das Skigebiet von Saas-Fee gilt als besonders schneesicher. Bild: Saastal Tourismus AG, Tom Malecha/Filme von draussen

Ferienregion Saas-Fee/Saastal

Saas-Fee
Das autofreie Saas-Fee (1800 m ü. M.) liegt am Fuss des Dom (4545 m ü. M.), dem höchsten Berg der Schweiz. Im Winter locken die als sicher geltenden Schneeverhältnissen und 150 Kilometer präparierte Pisten viele Wintersportfans in die Skigebiete des Saastals.

Saas-Grund
In Saas-Grund scheint im Winter häufig die Sonne. Neben den präparierten Pisten gibt es auch eine elf Kilometer lange Schlittelbahn zu entdecken.

Saas-Almagell
Das südlichste Dorf in der Ferienregion Saas-Fee/Saastal lockt mit breiten Pisten und Langlaufloipen. Gäste finden hier ausserdem ein Eisfeld, Schlittelbahnen und viele Winterwanderwege.

Saas-Balen
Saas-Balen (1483 m ü. M.) liegt an der nördlichen Staatsgrenze der Ferienregion Saas-Fee/Saastal. Neben dem kleinen Bergdorf startet eine 26 Kilometer lange Langlaufloipe durch verschneite Lärchenwälder.

Weitere Informationen zur Ferienplanung bei Saas-Fee Tourismus.

(Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Saas-Fee Tourismus)