Trips & Travellers

Glen Moroney, CEO und Gründer der Scenic Gruppe, die über 24 Schiffe der Brands Scenic und Emerald Cruises verfügt. Bild: Jacqueline Vinzelberg

Der Mann hinter Scenic und Emerald Cruises

Christoph Ammann

Glen Moroney und seine Reederei sind grosse Nummern in der Kreuzfahrtbranche. Das Herz der Scenic-Gruppe schlägt in Zug. Wer ist der Mann, der die Passagiere mit U-Boot und Heli auf Ausflüge schickt?

Das Büro hinter dem Bahnhof Zug verrät in keiner Weise, dass von hier aus ein kleines Imperium im Highend-Bereich gesteuert wird. Auch der Chef persönlich gibt sich unprätentiös:

Kurzhaarschnitt, schwarzer Blazer, Jeans, konzentriert und wach – auf den ersten Blick ein Expat wie tausend andere in Zug. Glen Moroney gibt nicht viele Interviews. Er scheut die Öffentlichkeit und wählt seine Worte mit Bedacht. Seit neun Jahren wohnt Moroney mit Frau und Tochter in Engelberg OW. «Wir suchten ein gemütliches Dorf in den Bergen, ohne laute Durchgangsstrasse, mit vielen Optionen in der Freizeit und nicht allzu weit weg vom Zuger Firmensitz und vom Flughafen», erzählt der 60-jährige Australier.

Seit 1986 im Geschäft

Moroney verdient das Geld vor allem als erfolgreicher Reeder und Reiseveranstalter. 24 Schiffe der Brands Scenic und Emerald Cruises befahren vornehmlich europäische Flüsse, die Scenic Eclipse und die Emerald Azzurra pflügen als Luxus-Yachten durch die Meere. 1986 hatte Moroney erste Rundreisen in Australien organisiert, expandierte später in die USA und nach Kanada und entdeckte schliesslich die Wasserstrassen auf dem alten Kontinent: «Eine grandiose Möglichkeit, Europa zu bereisen!»

In der hiesigen Branche tritt er kaum auf, seine Hauptkundschaft spricht Englisch: Australier, Amerikaner, Briten, Kanadier. Die Angelsachsen auf Europa-Tournee sind weniger preissensibel als etwa Deutsche, stellen aber hohe Ansprüche.

Kerngeschäft auf klassischen Routen

Erst charterte Moroney ganze Schiffe, ab 2008 setzte er eigene ein. Die Scenic- und Emerald- Einheiten sind unterwegs auf den klassischen Routen, auf Rhein, Main, Donau oder Mosel, auf den französischen Flüssen und auf dem Douro. Moroneys Flotte reiht sich ein in die Armada mit englischsprachigem Publikum auf europäischen Flüssen. «Aber wir stehen nicht für ein Massenprodukt», sagt der Alleinbesitzer der Scenic-Gruppe, über dessen Vermögen man nur mutmassen kann. Die Emerald-Schiffe gleichen grossen Yachten mit maximal 100 Passagieren und sehr gehobenem Standard. Die Dampfer, die unter der Marke Scenic zwischen Honfleur in Nordfrankreich und dem Donaudelta cruisen, verkörpern den absoluten Luxus. Geräumige Suiten, eine grössere Auswahl an Restaurants und Bars als auf Flussschiffen üblich, Pools, Butler-Service Tag und Nacht und vor allem: Ultra All Inclusive.

Manchmal stoppt die Natur die Flusskreuzfahrten: «Es gab noch nie eine Saison, in der es nicht zu Abweichungen aufgrund von Hoch- oder Niedrigwasser gekommen wäre», sagt  Moroney, der regelmässig an Bord seiner Schiffe anzutreffen ist. Vom Scenic-Hauptquartier im steuergünstigen Zug aus bearbeitet ein Team unter der Führung von Dominika Lange, General Manager Sales & Marketing, Kontinentaleuropa, Afrika und den Mittleren Osten. Schweizer Passagiere tauchen nur vereinzelt auf Moroneys Flussschiffen auf. Die Platzhirsche aus Weinfelden TG haben den helvetischen Markt im Griff; zudem ist die Bordsprache Englisch kein Türöffner. Deutlich mehr Mitteleuropäer als auf dem Fluss reisen auf den beiden Hochseeschiffen der Gruppe, der Scenic Eclipse und der Emerald Azzurra.

Auf der Scenic Eclipse wird Abenteuer mit Luxus verbunden. Bild: Scenic Cruises

Die Zuger Reederei entschied vor zehn Jahren, aufs Meer zu expandieren. 2019, ein halbes Jahr, bevor Corona die gesamte Branche lahmlegte, wurde in New York die Scenic Eclipse getauft. «Wir haben nun das erste Highend-Expeditionsschiff der Welt», erklärt Glen Moroney.

Nur Suiten auf der Scenic Eclipse

228 Passagiere nächtigen in 114 Suiten. Die grösste umfasst 195 Quadratmeter. Essen und Trinken gibts in neun Bars und Restaurants. Dank der höchsten Eisbrecherklasse werden Törns in der Arktis und Antarktis für die Eclipse zum Heimspiel.

Ein elektrisch betriebenes U-Boot und ein bordeigener Helikopter stehen den Gästen gegen Aufpreis für Erkundungen unter Wasser und in der Luft zur Verfügung. Bei Umweltschützern kommen die mobilen Extravaganzen nicht gut an. «Klimaschutz und die Vermeidung von CO2-Ausstoss sind sehr grosse Anliegen in meiner Firma», beruhigt Glen Moroney. «Wir haben die Scenic Eclipse mit modernster Technologie ausgestattet, kompensieren bei den Heli-Flügen den CO2-Ausstoss.» Er sei überzeugt, dass seine Schiffe und Fluggeräte in fünf Jahren mit einem gewichtigen Anteil an Bio-Diesel fahren würden.

Moroney hat sich in eine Werft in Rijeka eingekauft. In Kroatien wird gerade die Scenic Eclipse II gebaut und bricht im April ab Lissabon zur Jungfernfahrt auf, die Emerald Sakara, die in Vietnam entsteht, im August. Erstmals gibt es für die Scenic Eclipse, die Scenic Eclipse II und die Emerald Azzurra sowie auch die Emerald Sakara einen deutschsprachigen Katalog. «Wir wollen uns im deutschsprachigen Markt stärker positionieren, bekräftigt Dominika Lange. Und angesichts der Buchungen erwartet ihr Chef Glen Moroney 2023 genrell ein gutes, 2024 gar ein «fantastisches» Jahr.

Weitere Infos: www.scenic.eu, www.emeraldcruises.eu